Salut für Herbert Zeman

Spitzentöne: Heinz Sichrovskys Geburtstagsgrüße an einen großen Germanisten

von Heinz Sichrovsky © Bild: NEWS

Wie soll man sich einem Mann gegenüber verhalten, dem ich vor Jahrzehnten an der Wiener Universität assistieren durfte, der mich also maßgeblich auf den Berufsweg befördert hat? Man kann unter Verweis auf das seither untadelige akademische Leben des Betreffenden anregen, den dunklen Punkt der Verjährung anheimzugeben.

Oder man kann dem österreichischen Germanisten Herbert Zeman umstandslos zum 75. Geburtstag gratulieren. Solche wie er sind in ihrer Bedeutung gar nicht hoch genug zu veranschlagen.

Das österreichische Selbst positioniert sich ja gern an einem von zwei Extremen: entweder in provinzlerischem Selbstgenügen oder in parvenuhafter Scheinweltläufigkeit, die nebst anderem zur systematischen Liquidierung der Sprachidentität geführt hat. Zeman hingegen ist ein weltläufiger österreichischer Kulturpatriot. Als Germanistik- Ordinarius war er explizit für die österreichische Literatur zuständig. Aber er hat sie als führender Goethe-Forscher, der er ebenfalls ist, in die großen Zusammenhänge gerückt. Als Begründer der Librettoforschung ließ er uns begreifen, dass vergängliche Literatur die Hervorbringung unsterblicher Musik erst ermöglicht hat.

Vor Kurzem ist die umfassende Neubearbeitung seiner österreichischen Literaturgeschichte erschienen, beinahe ein Titanenwerk. Selbst die Epochen überdauernde Zweitklassigkeit zwischen Walther von der Vogelweide und dem Fin de Siècle wird in solch fesselnder Darstellung zum entdeckenswerten Archipel. Also: Salut in großer Zuneigung! Geburtstagsgrüße

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: sichrovsky.heinz@news.at

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