"Sturm der Liebe": Warum
ist die Serie so erfolgreich?

"Für jeden Zuschauer oder jede Zuschauerin sollte etwas dabei sein", erklärt "Sturm der Liebe"-Chefautorin Claudia Köhler.

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© Video: VGN

Seit der ersten Staffel arbeitet Claudia Köhler für "Sturm der Liebe". Seit 2019 ist sie Chefautorin der erfolgreichen ARD-Telenovela. News.at sprach mit der Autorin über das Erfolgsrezept der Serie, die Traumpaare, die Todesfälle, den Fürstenhof und ein Ende, das nicht kommt.

© ARD/Christof Arnold Claudia Köhler ist seit 2019 Chefautorin bei "Sturm der Liebe"

News.at: Seit rund 15 Jahren läuft Sturm der Liebe nun im Fernsehen. Wie hat sich die Telenovela über die Jahre verändert?
Claudia Köhler: Wir versuchen, unkonventioneller zu erzählen, und haben in den vergangenen Jahren viele Geschichten ausprobiert, die wir früher so nicht gemacht hätten; zum Beispiel einen klassischen Krimi erzählen, ohne dass der Zuschauer wusste, wer der Täter war. Außerdem verändern wir immer wieder die Dekorationen und haben mit dem Gestüt eine tolle Location gewonnen. Dem Grundgedanken – zwei Menschen verlieben sich und müssen viele Hindernisse und Hürden überwinden, um endlich miteinander glücklich werden zu können – bleiben wir aber treu.

Sie erreichen Millionen mit der Sendung. Was ist das Erfolgsrezept?
Ich glaube, dass die richtige Mischung der Geschichten die größte Rolle spielt. Wir wollen ein breites Publikum erreichen, indem wir sowohl Liebe als auch Intrigen, Humor, Leichtigkeit, Wärme, aber auch emotionale Dramen wie Krankheit oder Tod miteinander verbinden. Für jeden Zuschauer oder jede Zuschauerin sollte etwas dabei sein, das ihm gefällt oder das ihn besonders anspricht.

Können Sie spontan alle Hochzeiten und Babys der letzten 15 Jahre aufzählen?
Wir haben in unserer Serie über diesen Zeitraum sehr viele Paare glücklich gemacht. Selbst bei meiner eigenen Familie würde ich die ein oder andere Hochzeit meiner Cousins und Cousinen über so einen langen Zeitraum vergessen (lacht). An die Hochzeiten unserer Traumpaare erinnere ich mich natürlich, das sind ja auch immer ganz besondere Events und Staffelhöhepunkte. Bei den Babys ist es ähnlich. Ich kann mich gut an die Kinder erinnern, die wir in unserer Serie zur Welt gebracht haben. Eins davon, Valentina, haben wir ja wieder zurückgeholt. Bei den Kindern, die unsere ehemaligen Traumpaare zur Welt gebracht haben, nachdem sie den "Fürstenhof" verlassen haben, muss ich leider passen.

»Todesfälle haben eine andere emotionale Wucht als Hochzeiten«

Und um die "dunklen Seiten" der Sendung zu beleuchten – erinnern Sie sich an alle Trennungen und Todesfälle?
Todesfälle haben eine andere emotionale Wucht als Hochzeiten. Wir begleiten die Figuren, wie sie mit dem Verlust eines geliebten Menschen fertig werden, wie sie mit ihrer Trauer umgehen. Daher erinnere ich mich an Todesfälle ein bisschen besser, auch weil wir dabei sind, wenn jemand neuen Lebensmut fasst, neue Wege einschlägt. Besonders gut ist mir Nils in seiner Trauer um seine Frau Sabrina in Erinnerung geblieben. Und auch Paul, nachdem er Romy verloren hat.

© ARD/Christof Arnold Paul und Romy

Seit Oktober 2019 sind sie Chefautorin. Wie kann man sich Ihren Job vorstellen?
Ich bin für ein Team von ca. 40 Mitarbeitern verantwortlich und begleite jede einzelne Folge von der ersten Idee bis zur visuellen Abnahme durch die Redaktion. Jeden Morgen setzen sich die Story-Autoren mit mir zusammen, um die Folge zu besprechen, die an diesem Tag geplottet (ausgedacht) wird. Ich spreche die Geschichten mit unserer Redaktion und natürlich auch mit der Produktion ab, lese entsprechend alle Drehbücher und begleite die Folge inhaltlich bis zur Fertigstellung.

Als man Ihnen die Stelle angeboten hat, haben Sie sofort zugesagt? Was waren Ihre ersten Gedanken?
Ich arbeite schon seit Mitte der ersten Staffel für den "Sturm" und habe mich natürlich sehr gefreut, als die Produzentin Bea Schmidt mich gefragt hat, ob ich die Verantwortung als Chefautorin übernehmen möchte. Gleichzeitig hatte ich großen Respekt vor den Herausforderungen, die mit dieser Arbeit verbunden sind, aber auch viele – hoffentlich interessante – Ideen.

Was sagen Freunde und Bekannte, wenn Sie erzählen: Ich arbeite bei "Sturm der Liebe"?
Für meine Freunde ist das eine Arbeit wie jede andere auch. Und bei neuen Bekannten habe ich festgestellt, dass die meisten jemanden kennen, der "Sturm"-Fan ist.

Schauen Sie privat auch noch Fernsehen? Und wenn ja, welches Genre?
Ich schaue sehr gerne Serien und bin da nicht auf ein spezielles Genre festgelegt. Im Moment haben es mir historische Serien angetan. Es kann aber gut sein, dass ich im nächsten Monat lieber Science Fiction sehen will.

»Eine Nacht im Fürstenhof kostet zwischen 400 und 600 Euro«

Welche Geschichte bzw. welcher Charakter liegt Ihnen besonders am Herzen?
Ich muss allen Figuren und Geschichten gerecht werden und sie mit meinen Kollegen möglichst nachvollziehbar erzählen. Wenn wir Figuren entwickeln, geben wir ihnen sowohl positiv-liebenswerte Charakterzüge als auch dunkle Seiten. Natürlich wird man von melodramatischen Geschichten stärker emotional berührt als von heiter-humorvollen. Aber diese sind für uns ebenso wichtig und schaffen einen guten Ausgleich für bewegende Momente.

© imago images / MiS Im "Fürstenhof" kann nicht wirklich eingecheckt werden. Bei dem Objekt handelt es sich um ein privates Anwesen in Oberbayern. Dort werden die Außenmotive gedreht. Hotelzimmer, Rezeption, Küche und weitere Innenaufnahmen werden in den Studios der Bavaria Film in Geiselgasteig bei München produziert.

Was kostet eigentlich eine Nacht im "Fürstenhof"?
Die Preise liegen in unserer Serie zwischen 400 und 600 Euro, wobei die "Fürstensuite" natürlich das teuerste Zimmer ist. Man kann sich die Zimmer bei unserem jährlichen "Sturm der Liebe"-Fantag anschauen, aber Probeliegen fällt aus.

»Wir überlegen, welche starken Hindernisse wir unseren Liebenden in den Weg legen«

Wann wird entschieden, wer das neue "Traumpaar" wird?
Ich treffe mich mehrmals pro Jahr mit den Autoren in einer großen Runde. Dort besprechen wir, wie sich die Serie entwickelt hat und wie wir weiter erzählen wollen. Da sehr viele kreative Köpfe für die Serie arbeiten, haben wir einen entsprechend hohen Output, auch wenn wir oft heiß miteinander diskutieren. An diesen Tagen wird festgelegt, wann und in welcher Konstellation wir ein neues Hauptpaar einführen. Wir überlegen, welche Kombinationen es so noch nicht gab, welche starken Hindernisse wir unseren Liebenden in den Weg legen und wie wir die neuen Figuren an den "Fürstenhof" anknüpfen.

Wie viele Folgen werden pro Tag gedreht?
Wir drehen blockweise, das heißt pro Woche werden fünf Folgen gedreht, natürlich nicht chronologisch. Wenn man es auf Tage herunterbricht, wird pro Tag eine Folge fertig.

»Auf Flüge zum Mond oder Außerirdische werden wir verzichten«

Es gibt bei "Sturm der Liebe" ja nun fast nichts, was es nicht gibt ... Mord, Totschlag, Verstorbene erscheinen wieder. Aber was wäre denn ein absolutes No-Go für die Sendung? Was wird es bei Sturm der Liebe nie geben?
Thriller- oder Horrorgeschichten wird es nicht geben, das gehört nicht zum Genre einer Telenovela. Wenn wir Verstorbene in Träumen oder Visionen erscheinen lassen, dann erfüllen sie meist den Zweck, einer Figur wieder neuen Lebensmut zu geben – oder den Täter entsprechend zu bestrafen. Auf Flüge zum Mond oder Außerirdische werden wir auch verzichten.

Bleiben wir bei Enthüllungen. Können Sie uns einen kleinen Einblick auf 2020 geben – was dürfen die Zuschauer erwarten? Kann heute schon ein kleines Geheimnis gelüftet werden?
Das darf und möchte ich auch nicht. Es soll für die Fans ja weiter spannend bleiben. Der aktuelle Trailer, der auf unserer Online-Seite steht, gibt aber einen kleinen Einblick in die Zukunft ...

Gibt es eigentlich so etwas wie den typischen "Sturm der Liebe"-Zuschauer?
Das würde ich nicht sagen, obwohl wir eher Frauen als Männer ansprechen. Wir sind bei den Zuschauern ab 3 Jahren – wobei ich nicht davon ausgehe, dass wir extrem viele dreijährige Fans haben (lacht) – ziemlich stabil, aber auch bei den Jüngeren zwischen 14 und 49 erfolgreich.

»Die Liebe ist eine der größten Triebfedern menschlichen Handelns«

In der Serie wird ein gewisses Heimatgefühl vermittelt – Berge, Seen, bayrisches Panorama; hat das mit der Realität noch etwas zu tun?
"Zuhause ist man dort, wo das Herz ist" – und wenn unsere Zuschauer sich bei uns ein Stück weit zuhause fühlen und den "Fürstenhof" als eine Art Heimat empfinden, dann freut mich das sehr.

Nicht, dass wir es uns herbeisehnen, auf gar keinen Fall; aber haben Sie keine Sorge, dass Sturm der Liebe irgendwann einmal auserzählt ist?
Auch wenn das vermessen klingt – davor habe ich keine Angst. Wir arbeiten im Team und wenn dem einen nichts einfällt, dann hat ein anderer eine gute Idee. Natürlich ist es jeden Tag aufs Neue eine große Herausforderung, aber das fasziniert an dieser Arbeit und macht sie spannend. Ich weiß nicht genau, wann der erste Liebesroman der Welt geschrieben wurde – Fakt ist, dass die Liebe zu allen Zeiten eine der größten Triebfedern menschlichen Handelns ist. Um der Liebe willen wurden Kriege geführt, Opfer gebracht; sie spornt uns immer wieder zu Höchstleistungen an. Und da die stürmische Liebe in all ihren Facetten nicht nur dem Namen nach bei uns im Mittelpunkt steht, werden wir die Zuschauer hoffentlich auch weiterhin gut unterhalten und mitreißen.

© imago images / MiS Antje Hagen alias Hildegard Sonnbichler und Sepp Schauer alias Alfons Sonnbichler sind seit Anfang an dabei

Fakten zur Serie

Seit dem 26. September 2005 läuft die Bavaria-Produktion "Sturm der Liebe". Rund zwei Millionen Zuschauer sehen die Serie je Ausstrahlung, was in Deutschland einem Marktanteil von über 20 Prozent beim Gesamtpublikum entspricht. Einige der aktuellen Darsteller gehören bereits seit 2005 zum Startensemble: Dirk Galuba als Werner Saalfeld, Antje Hagen als Hildegard Sonnbichler und Sepp Schauer als Alfons Sonnbichler. Mona Seefried als Charlotte Saalfeld hat den "Fürstenhof" 2018 verlassen.

"Sturm der Liebe" - Die bisherigen Paare

  • Laura Mahler (Henriette Richter-Röhl) und Alexander Saalfeld (Gregory B. Waldis)
  • Miriam von Heidenberg (Inez Björg David) und Robert Saalfeld (Lorenzo Patané)
  • Samia Obote (Dominique Siassia) und Gregor Bergmeister (Christof Arnold)
  • Emma Strobl (Ivanka Brekalo) und Felix Saalfeld (Martin Gruber)
  • Sandra Ostermeyer (Sarah Stork) und Lukas Zastrow (Wolfgang Cerny)
  • Eva Krendlinger (Uta Kargel) und Robert Saalfeld (Lorenzo Patané)
  • Theresa Burger (Ines Lutz) und Moritz van Norden (Daniel Fünffrock)
  • Marlene Schweitzer (Lucy Scherer) und Konstantin Riedmüller (Moritz Tittel)
  • Pauline Jentzsch (Liza Tzschirner) und Leonard Stahl (Christian Feist)
  • Julia Wegener (Jennifer Newrkla) und Niklas Stahl (Jan Hartmann)
  • Luisa Reisiger (Magdalena Steinlein) und Sebastian Wegender (Kai Albrecht)
  • Clara Morgenstern (Jeannine Wacker) und Adrian Lechner (Max Alberti)
  • Ella Kessler (Victoria Reich), Rebecca Herz (Julia Alice Ludwig) und William Newcombe (Alexander Milz)
  • Alicia Lindbergh (Larissa Marolt), Viktor Saalfeld (Sebastian Fischer) und Christoph Saalfeld (Dieter Bach)
  • Denise Saalfeld (Helen Barke) und Joshua Winter (Julian Schneider)
  • Aktuelle Staffel 16: Franziska Krummbiegl (Léa Wegmann) und Tim Degen (Florian Frowein)

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