Paradiese vor der Haustüre

Die News-Redaktion zeigt ihre liebsten Plätze in Österreich

Verstopfte Grenzen? Verspätete Flüge? Verschmutzte Strände? Oft haben kurze Auszeiten irgendwo ganz in Ihrer Nähe viel mehr Erholungswert als die große Sommer-Odyssee. Gar nicht weit weg -und doch woanders: hier die ganz persönlichen Lieblingsplätze der News-Redaktion.

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Sehnsuchtsorte - Paradiese vor der Haustüre

Kristallklare Seen, liebliche Hügel, schroffe Berge, wohltemperierte Thermen und Städte mit exzellentem Kultur-und Gastronomieangebot: Österreich ist vielfältig, dazu recht sicher, und die Anreisezeiten sind vergleichsweise kurz.

Die Österreicherinnen und Österreicher selbst sind äußerst unternehmungslustig. 88 Prozent planen laut Ruefa Reisekompass, heuer zu verreisen, ein Viertel von ihnen sogar drei Mal. Dabei spielt auch Urlaub in der Heimat eine große Rolle: 76 Prozent wollen zumindest eine ihrer Auszeiten im eigenen Land verbringen. Besonders beliebt sind dabei Thermenregionen (43 Prozent), Berge (41 Prozent) und Seen (39 Prozent). Mit 1.270 gibt es die meisten Gewässer in Kärnten. Sie schimmern dunkelblau oder türkis und ihre Wasserqualität ist überwiegend "exzellent". Dennoch sind es nicht lauter Badeseen. Viele liegen verborgen im Gebirge - wunderschön, aber eiskalt.

Ruhe und Familie

Am liebsten wird der Heimaturlaub im Sommer in Kärnten verbracht. Hier gibt es bekannte Badeseen wie etwa den Klopeiner oder den Wörthersee. Als Bundesland mit dem besten Service und den freundlichsten Gastgebern gilt laut Ruefa Reisekompass die Steiermark. Das modernste Image hat Wien, und das preislich günstigste Bundesland ist das Burgenland.

Urlaub bedeutet für viele Menschen eine Auszeit vom hektischen Alltag. Mittlerweile ist für jeden zweiten Österreicher Ruhe in der freien Zeit wichtiger geworden, 43 Prozent wollen gemeinsam mit Familie oder Freunden verreisen. Mehr als ein Viertel wünschen sich im Urlaub die Möglichkeit, "ein einfaches Leben zu genießen". Aktivitäten wie "Partymachen" und "Shoppen bis zum Umfallen" verlieren hingegen an Bedeutung.

Es muss aber nicht immer gleich ein ganzer Urlaub sein, oft reichen schon ein paar Stunden oder ein Wochenende an einem anderen Ort, um abschalten zu können. Und dabei sind die Vorlieben sehr unterschiedlich: Ist es für den einen die Natur, erholt sich der nächste am besten bei einem ausgedehnten Frühstück mit Freunden mitten in der Stadt.

Erholung ist subjektiv -entsprechend breit gestreut sind die Erholungstipps aus der News-Redaktion. Einzige Gemeinsamkeit: Alle Ziele sind ohne lange Anreise erreichbar -und objektiv wunderschön.

Grundlsee -das "Steirische Meer"

Der Grundlsee im steirischen Salzkammergut steht oft im Schatten des benachbarten und wesentlich bekannteren Altausseer Sees -jedoch völlig zu Unrecht. Denn das "Steirische Meer", wie der See gerne genannt wird, hat mindestens genauso viel zu bieten. Mit dem Vorteil, dass es weniger überlaufen und aufgrund der nach hinten versetzten Berge auch sonniger ist.

Unberührt und idyllisch

Für mich ist der Grundlsee seit jeher mit dem Gefühl der inneren Ruhe verbunden, hatte ich doch das Glück, hier einen großen Teil meiner Kindertage verbringen zu dürfen. Einfach nur dasitzen und aufs Wasser schauen -der größte See der Steiermark ist der perfekte Ort dafür. Um der Entspannung auf die Sprünge zu helfen, hilft ein Abstecher in die Natur. Und von der gibt es hier reichlich. Beinahe unberührt wirken die zahlreichen Wanderwege, die zu glasklaren Bergseen, einsamen Gipfeln und idyllischen Almen führen. Auch empfiehlt sich ein Spaziergang vom Grundlsee zum verwunschenen Toplitzsee -inklusive Einkehr in der Fischerhütte. Hier gibt es die wohl besten Forellen des Landes, natürlich frisch gefischt aus den umliegenden Gewässern. (Valerie Krb, Innenpolitik)

Lunz am See -ein Ort zum Abschalten

Es geht nichts über den Sommer in Wien: im Schanigarten, am Kanal oder auf der Donauinsel lässt es sich wunderbar aushalten. Aber manchmal zieht es mich einfach raus aus der Stadt und rein in die Natur. Für frische Bergluft, echte Abkühlung und grottenschlechtes Mobilfunknetz fahre ich dann nach Lunz am See in Niederösterreich.

Nichts für Smartphone-Liebhaber

Am besten nimmt man sich für die Anreise eine analoge Wegbeschreibung mit, denn auf Google Maps ist spätestens ab Scheibbs kein Verlass. Ist der verschlafene Ort erreicht, wird der Empfang nicht besser: E-Netz gibt es zwar an manchen Ecken, aber 3G ist Luxus. Was zunächst (auch für mich) wie der blanke Horror klingt, erweist sich nach ein paar Stunden als wahre Wohltat: Unbekannte nach dem Weg zu fragen, auch einmal falsch abzubiegen oder unerwartet in den Regen zu kommen, macht das Leben schließlich erst so richtig spannend. In ein Gespräch mit Stammgästen im Landgasthaus verwickelt zu werden, hat mir nebenbei schon die eine oder andere Idee für die nächste Geschichte beschert. Das Panorama entlang der zahlreichen Wanderwege auf und um den Ötscher lässt sich durch die eigenen Augen viel besser genießen als durch das Smartphone, Anrufe und E-Mails haben außerdem keine Chance, die Idylle zu stören.

Pizza statt Hausmannskost

Wahre Erfrischung garantiert ein Sprung in den Lunzer See, der auch im Sommer selten mehr als 16 Grad erreicht. Für die weniger Mutigen bietet sich eine kleine Rundfahrt mit dem Tret-oder Elektroboot an. Wenn danach der Magen knurrt, gibt es auf der spektakulären Terrasse der Holzschindelhütte Chez Pierre statt deftiger Hausmannskost hauchdünne Flammkuchen oder Pizza, dazu eine riesige Auswahl an Craft-Bieren. (Alexa Lutteri, Chronik)

Kleinriedenthal - wie in alten Zeiten

Ich stehe am Schatzberg im nordwestlichen Weinviertel und blicke in den Sonnenuntergang Richtung Retz. Dahinter beginnen gleich das Waldviertel und die Wetterscheide. Rechts von mir, gute zwei Kilometer entfernt, ist die tschechische Grenze, und dann kommt bald Znaim. Nach Wien ist es von hier keine Stunde. Entdeckt habe ich diesen Ort vor ein paar Jahren auf der Suche nach einem Bauernhäuschen.

© Ricardo Herrgott

Bauernhäuser aus Lehm

Es ist eine geschichtsträchtige Ecke: Hussitenkriege, Ungarn, Schweden, der Dreißigjährige Krieg, die Habsburger, die Napoleonischen Kriege und die Jahre des Eisernen Vorhangs, in denen die Zeit hier fast stehen blieb. Wer wollte schon an der Grenze zum Ostblock leben? Aber genau das macht das Retzer Land heute aus. Das leichte Hügelland mit dem vielen Wein und das pannonische Klima erzeugen eine der trockensten Gegenden Österreichs. Die Architektur der Dörfer an der Grenze bis ins Waldviertel hinein hat sich fast schon konserviert. Die Gegend ist nicht zugebaut und verhüttelt, Gassen mit weiß getünchten Weinkellern sind noch in jedem Dorf zu entdecken -ideal für ausgedehnte Radtouren. Die alten Bauernhäuser sind aus Lehm gebaut und haben oft wunderbare Gärten. Die Äcker sind bestellt, die Weinberge werden das ganze Jahr gehegt und gepflegt, altes Kulturgut und noch wenig Technik, nichts Modernes stört.

Magische Sonnenuntergänge

Das Licht der Sonnenuntergänge vom Schatzberg aus hat etwas Magisches. Die weite, barocke Landschaft erfreut mich, der aus den Bergen kommt, jedes Mal aufs Neue. Manchmal muss ich über mich schmunzeln: In Tirol aufgewachsen, habe ich das flache Land lieben gelernt. Wenn ich am Schatzberg stehe, wünsche ich mir, dass die Zeit hier weiterhin stehen bleibt. (Ricardo Herrgott, Fotograf)

Maria Kirchental - Ruhe im Wald

Mit der Oma waren wir oft dort. Ein irgendwie mystischer Ort, versteckt im Wald. "Heilsam" nennt ihn die Erzdiözese Salzburg, entdecke ich bei meinen Internetrecherchen, und ja, kann sein, dass das stimmt. Die Wallfahrtskirche Maria Kirchental liegt bei Lofer. Sie ist, auch das hat sie für uns Kinder so reizvoll gemacht, ein ganz und gar unwahrscheinlicher Ort. Eine Barockkirche, entworfen von dem berühmten Johann Fischer von Erlach (der auch die Pläne für die Salzburger Kollegienkirche gezeichnet hat), mitten in den Pinzgauer Alpen. Am Ende eines kleinen Tals. Von unten nicht zu sehen. Erbaut zwischen 1694 und 1701, der Legende nach an der Stelle einer hölzernen Kapelle, in der sich eine Marienstatue wundersam verhielt (Stichwort: Tränen).

© ullstein bild - Prisma

Heilsamer Ort

Von St. Martin bei Lofer führt ein Wanderweg hinauf (ca. 40 Minuten). Es gibt ein 600 Jahre altes Gnadenbild zu bestaunen und eine beeindruckende Votivtafelsammlung. Der Kirchentalwirt (zehn bis 18 Uhr, Montag Ruhetag) bietet neben Tafelspitz, Schnitzel und Co. auch hausgemachte Strudel sowie Übernachtungsmöglichkeiten. Innehalten, Beine vertreten, Seele baumeln lassen. (Anna Gasteiger, Innenpolitik)

Nationalpark Kalkalpen - unberührte Natur

Dichte, duftende Wälder, hohe Berge und klare Bäche -der Nationalpark Kalkalpen wurde 1997 gegründet, seither steht das 208 Quadratkilometer große Gebiet im Südwesten Oberösterreichs, in dem sogar Luchse leben, unter Naturschutz. Es ist mittlerweile drei Jahre her, dass ich gemeinsam mit meinen Kindern zum ersten Mal ein paar Tage im Wildniscamp des Nationalparks verbrachte. Betreut von zwei Rangern und zusammen mit einer überschaubaren Gruppe an Erwachsenen und Kindern wurde die Natur abseits der Wanderwege erforscht. Mutige (ich gehörte nicht dazu) badeten im eiskalten Gebirgsbach. Wir entdeckten Tierknochen bei einem verlassenen Fuchsbau und wanderten mitten in der Nacht ohne Taschenlampen durch den stockdunklen Wald. Nur hin und wieder funkelten im Dickicht Glühwürmchen. Es war unheimlich, aber im Nachhinein so schön, dass wir seither jeden Sommer herkommen.

© Nationalpark Kalkalpen © F. Sieghartsleitner Nationalpark Kalkalpen

Rasant bergab

Wer allerdings doch irgendwann genug von der beschaulichen Natur des Nationalparks hat, sollte noch einen Stopp in Windischgarsten einlegen. Hier gibt es eine der längsten Sommerrodelbahnen Europas: Sie ist 1.523 Meter lang, und es geht über 230 Höhenmeter bergab. (Christine Lugmayr, Leben)

Neusiedler See -sanft und wild

Das Grau des Wassers, das sich an sonnigen Tagen in ein seltsames, verwaschenes Grün-Grau wandelt, ist so geheimnisvoll wie der sanfte Wind, der unablässig über seine Gestade weht. Einzigartig wie sein Farbenspiel ist der Neusiedler See. Er lädt die Menschen zum baden ein und bietet den Vögeln Schutz. Mehr als 200 gefiederte Arten nisten im Nationalpark im Seewinkel. Sein Kolorit bezieht der See von seinem wunderbar weichen Schlammboden. Viele halten das oft trübe Gewässer für nicht ganz sauber. Das aber ist nur einer der Irrtümer, die über den See kursieren. Ein anderer ist seine Harmlosigkeit. In wenigen Minuten kann sich bei heftigem Sturm das stille, seichte Wasser in ein meterhoch wogendes Meer wandeln. Das aber ist selten. Die Ausflüge an den See krönten jeden meiner Kindheitssommer. Was für ein Abenteuer, wenn ein Schwarm kleiner Fische an mir bei meinen Tauchgängen vorbeizog. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Wasser und Vögel

Damals trösteten mich süße Trauben, die meine Eltern am Heimweg in Weiden/See erstanden, über den Badeschluss am Ende der Saison. Unvergesslich und immer wiederholbar bleiben die Erkundungstouren das ganze Jahr über durch das wunderbare Vogelparadies. (Susanne Zobl, Kultur)

Steyr - eine prächtige Perle

Ins landesweite Interesse gerät die bezaubernde Stadt Steyr meist nur aus dem immer gleichen traurigen Anlass: dem Hochwasser. Wenn nämlich die Flüsse Enns und Steyr über die Ufer treten, flimmern die Bilder von Menschen, die in Gummistiefeln am Ennskai entlangwaten, über die Schirme und die verbarrikadierten Auslagen der Geschäfte sind zu sehen. Steyr bezahlt dann den hohen Preis für eine Lage, die an allen anderen Tagen im Jahr einem großen Geschenk gleichkommt. Denn kaum eine andere Stadt in Österreich ist so idyllisch eingebettet.

Nah am Wasser gebaut

Und nirgends lässt sich das Schauspiel dahinter so schön beobachten wie vom dortigen Wasserturm. Schon als kleiner Bub stand ich fasziniert auf der Plattform des mittelalterlichen Turmes und sah der wilden, jungen, manchmal übermütigen und oft türkis glänzenden Steyr dabei zu, wie sie sich in die weit trägere und zugleich anmutige Enns ergoss. Vom Turm geht es hoch zum barocken Schloss Lamberg, das erneut den Blick auf die Dächer der Stadt freigibt. Eine Wendeltreppe führt später auf der anderen Seite wieder hinunter ans Ufer der Steyr und über eine Brücke an den Wehrgraben. Dort lohnt der Besuch des Museums Arbeitswelt, welches den Weg zurück ins 19. Jahrhundert weist. Damals war Steyr eines der Zentren der Industrialisierung in Europa und galt als "österreichisches Manchester". Die Ausstellung zeigt nicht nur anschaulich, unter welchen heute unvorstellbaren Bedingungen in den damaligen Waffenschmieden geschuftet wurde, sondern arbeitet im Stollen der Erinnerung auch vorbildlich die Geschichte der Stadt in der Zeit des Nationalsozialismus auf. Beschaulicher geht es im Zentrum von Steyr zu. Schon allein der Stadtplatz ist eine einzige Augenweide für alle Freunde der Architektur.

Architektur frei Haus

Der Mix an Häusern aus der späten Gotik, dem Barock und Rokoko formt ein faszinierendes Gesamtkunstwerk. Bestaunen lässt es sich in den vielen gemütlichen Cafés, die sich entlang der engen Gassen der Altstadt finden. Steyr bleibt für mich eine Stadt zum Verlieben - sofern nicht gerade Hochwasser ist. (Christoph Lehermayr, Ausland)

Kitzeck im Sausal - Urlaub im Süden

Mein Weg in den Süden ist ganz einfach: an der Wiener Stadtgrenze auf die A2, über den Wechsel nach Graz und hinauf auf die A9. Knapp vor der slowenischen Grenze -dort, wo die Kolonne der Kroatien-und Italienurlauber langsam zähflüssig wird -nehme ich die Autobahnausfahrt Leibnitz und bin 15 Minuten später da: in Kitzeck im Sausal -meinem südlichsten Eck Österreichs.

Hügellandschaft

Warum es sich rentiert, die knapp zweieinhalb Stunden Fahrt von Wien aus auf sich zu nehmen, lässt sich leicht erklären. Wer Entspannung sucht, dem reicht schon ein kurzer Blick auf die satte grüne Hügellandschaft oder auf die sanften blauen Wellen eines der vielen Badeteiche, um vom Alltagsstress herunterzukommen. Wer etwas unternehmen will, kann Wanderungen oder Fahrradtouren machen, schwimmen oder einen Segelkurs absolvieren. Oder einfach in einer Buschenschank regionale Köstlichkeiten wie Welschriesling, Apfelmost, Käferbohnen mit Kernöl und Sellerie oder Forellenfiletbrot probieren oder sie am Bauernmarkt gleich für zu Hause kaufen. Auch das Bildungsprogramm kommt nicht zu kurz: In Kitzeck steht der weltgrößte Klapotetz (das Holzgestell soll mit seinem Klang Vögel vertreiben), im nahen Preding lockt der Tierpark. Für mehr Kultur ist Graz lediglich eine Stunde Autofahrt, Maribor gar nur eine Dreiviertelstunde entfernt.

Entspannungspotenzial

Seit fast 16 Jahren zieht es mich nun in den Sausal -und ein Ende ist nicht in Sicht. Allein schon deshalb, weil zweieinhalb Tage dort mit dem Entspannungspotenzial von zwei Wochen Italien locker mithalten können. (Isabell Widek, Innenpolitik)

Herrensee - die Dinge, die es nicht gibt

Bis in die späten Achtzigerjahre hinein markierten Litschau und der Herrensee direkt am Rande der Waldviertler Stadtgemeinde mit ihren 2.300 Einwohnern das Ende der Welt. Zumindest der Welt, wie wir sie kannten und kennen. In den dichten Wäldern rundum sagten sich Fuchs, Hase und Demokratie gute Nacht. Denn unmittelbar dahinter verlief der Eiserne Vorhang, die streng überwachte Grenze zum Ostblock.

Landlustige Großstädter

Wer konnte, verließ die strukturschwache Region um Litschau, und so wurde der Herrensee zum vereinsamten Postkartenidyll. Erst zu Beginn der Nullerjahre, als auch noch die Postkarten ausstarben, sich dafür aber mobiltelefonierende, mailversendende Großstädter nach der Einschicht zu sehnen begannen, kam wieder so was wie Leben in die Region. Alte, verlassene Höfe wurde renoviert und zu ruralen Zweitdomizilen umgebaut, überspannte Wiener mischten sich unter die zurückhaltenden, wortkargen Einheimischen, und so entstand am Ende der Welt ein neuer, multikultureller Mikrokosmos -eine Atmosphäre wechselseitigen, grundsätzlich wohlwollenden Beschnupperns. Als dann noch "Braunschlag", die in unmittelbarer Nähe gedrehte ORF-Serie, zum Erfolg wurde, erlangte Litschau sogar ein gewisses Bobo-Prestige. Seither gibt es im örtlichen Supermarkt neben bäuerlichen Produkten aus der Region sogar "Spiegel" und "Süddeutsche", und auch die Qualität der örtlichen Gastronomen hat sich merklich verbessert. Dennoch stehen Litschau und der Herrensee nach wie vor eher für die Dinge, die es nicht gibt: ein nettes kleines Seebad (sogar mit Pool) ja, aber keine protzige Erlebnistherme; ein paar Tretboote zum Mieten ja, aber bis auf ein kleines Buffet keine Strandbars wie am Donaukanal oder auf Ibiza. Der Herrensee, das ist im Grunde genommen eine große Auslassung. Die größte, die ich kenne. (David Pesendorfer, News-Autor)

Karseggalm -eine kleine Zeitreise

Wunderschöne Almen gibt es im "Tal der Almen" mehr als genug. Gleich 40 können im Großarltal erwandert werden -eine von ihnen ist besonders schön. Und ganz schön alt: Die Karseggalm ist mit 400 Jahren die älteste Almhütte im Tal. Einmal im Jahr sind wir hier. Denn nur hier gibt es etwas, was die anderen 39 Almen nicht haben: Zuckermoasn. Ein selbstgebackenes Bauernbrot mit -richtig -ganz viel Zucker drauf. So einfach, so gut, finden zumindest meine Kinder. Aber auch ohne Lust auf Zuckerbrot lohnt sich ein Abstecher zur Alm, die in gut 1,5 Stunden ab dem Parkplatz Sonneggbrücke zu erwandern ist -wahlweise querfeldein über Stock und Stein oder über einen bequemen Forstweg.

© TVB Großarltal

Viel Lehm und ein offenes Feuer

In der Hütte gibt es keinen Strom, der Boden ist noch mit Lehm ausgelegt. Interessierte Besucher dürfen gern auf eine steile Holzleiter klettern und einen Blick in die mit Heu ausgelegten Schlafräume der Alm werfen -oder in den Kupferkessel, der über einem offenen Feuer in der Hütte hängt. Hier werden der für das Großarltal so typische Sauerkäse und Knetkas hergestellt. Die tolle 360-Grad-Aussicht auf 1.603 Metern gibt es gratis dazu. (Kathrin Gulnerits, stellv. Chefredakteurin)

Bellevuewiese - zum Küssen rauf

Ganz im Norden Wiens, in Grinzing, dort, wo die Häuser niedriger werden, die Gassen schmaler und sich ein Heurigenlokal ans nächste reiht, beginnt sich eine Straße ihren Weg nach oben zu schrauben, die -wäre sie nicht nach einem ehemaligen Gasthaus benannt -so klingt wie der Ort, zu dem sie einen führt: die Himmelstraße. An deren Ende wartet eine Wiese, die niemand mehr vergisst, der einmal auf ihr stand. Was bitte soll, denken Sie jetzt bestimmt, an einer schnöden Grasfläche so magisch sein? Ihr Name verrät es. Die Bellevuewiese liefert den schönsten Ausblick auf Wien, den ich kenne. Die Buslinie 38A fährt übrigens direkt hin. Hier habe ich im Sonnenschein gepicknickt, im Regen geweint und einmal mitten in der Nacht -aber bitte erzählen Sie es nicht weiter -den besten Kuss meines Lebens bekommen, während unter uns die Hauptstadt leuchtete.

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Hier träumte Sigmund Freud

Einst stand hier das Lungenkurhotel "Schloss Bellevue", gern besucht vom berühmtesten Psychoanalytiker der Welt. Und der ist dann wohl so etwas wie das Ur-Testimonial für die Traumhaftigkeit dieses himmlischen Wiesenbalkons. Auf einer Gedenktafel steht tatsächlich: "Hier enthüllte sich am 24. Juli 1895 dem Dr. Sigm. Freud das Geheimnis des Traumes." (Anja Melzer, Chronik)

Himmelberg - mystische Quellen

Wer wie ich als Kind gerne mal an Bächen gespielt hat, ist hier genau richtig: Die Tiebelquellen in Himmelberg nahe der Gerlitzen sind ein besonderer, geradezu mystischer Ort. An 40 Stellen sprudelt das Wasser aus dem Waldboden, sammelt sich zum Tiebelfluss, der rund 30 Kilometer weiter in den Ossiacher See mündet. Die sagenumrankte Gegend ist ein idealer Platz, um vom Alltag abzuschalten, dem Wasserrauschen zuzuhören und einfach nur die Natur zu erleben. Auf den schmalen Waldwegen zwischen den Quellen herumwandernd stößt man auf den einen oder anderen trollartigen Minialtar und begegnet mit hoher Wahrscheinlichkeit einem seltenen Feuersalamander. Im Frühling blüht hier das Gefleckte Knabenkraut, eine geschützte Orchideenart.

© Günter Fritz

Wertvolle Flodermühle

Gleich nach den Quellen gibt es auch noch die alte, kulturhistorisch wertvolle Mehlteurer Flodermühle zu bestaunen. Sie ist als einzige von früher 30 Mühlen im Gemeindegebiet übrig geblieben. Als Gegenpol bietet sich dann noch der Besuch der Tiebelmündung an der Ostbucht des Ossiacher Sees an. Hier, mitten im Vogelparadies Bleistätter Moor, genieße ich den Ausblick auf den See, die Gerlitzen und Stift Ossiach. (Günter Fritz, Wirtschaft)

Wien - urbane Oase im siebten Bezirk

Obwohl der siebte Gemeindebezirk "Hipster-Bezirk" geschimpft wird, fühlen sich hier nicht nur die hippen Großstädter wohl: Touristen pilgern scharenweise zum berühmt-berüchtigten Schnitzelwirt in die Neubaugasse oder warten ungeduldig am Arthur-Schnitzler-Platz vor dem Volkstheater auf die nächste Vorstellung. Aber der Siebte kann viel mehr als Schnitzel und Theater.

Brunch, Bars, Bobos

Wer leckeren Brunch, trendige Shops und gute Cocktails mit Gemüse drin zu schätzen weiß, ist im siebten Bezirk bestens aufgehoben -auch wenn dieser längst kein Geheimtipp mehr ist. Ins Wochenende starte ich meist mit einem Frühstück im Figar in der Kirchengasse: Bei Cappuccino und Avocadobrot mit pochiertem Ei kann man im Gastgarten in der Kirchengasse vorbeiflanierende Wiener in Birkenstock-Sandalen beobachten oder einfach nur Zeitung lesen. Dann wird im Kauf Dich Glücklich und im Copenhagen Hus nach den neuesten skandinavischen Mode-und Möbeltrends Ausschau gehalten. Abends serviert die Cocktailbar Die Parfümerie (Neustiftgasse 84) raffinierte Getränkekreationen abseits von 0815-Gin-Tonic und klassischem Sommerspritzer. So verbringe ich mein Wochenende im Hipster-Paradies. (Sinah Edhofer, Leben)