Zankapfel "Sechste Urlaubswoche"

Wie man das Mehr an Urlaub bekommt und warum Firmen das als "Schnapsidee" sehen

Sechs Wochen Urlaub - wer will das nicht? Ach ja, die meisten Firmen sind von der Idee nicht angetan. Auch bei der aktuellen Herbstlohnrunde der Metaller ist der lange Urlaubsanspruch ein Zankapfel. Die wichtigsten Fakten rund um das Streitthema.

von Urlaub © Bild: istockphoto

1. Wem steht die sechste Urlaubswoche zu?

Anspruch auf eine sechste Urlaubswoche haben aktuell jene Beschäftigten in Österreich, die 25 Jahre oder mehr im selben Betrieb arbeiten. Eingeführt wurde diese Regelung in den achtziger Jahren, um die Treue des Arbeitnehmers zur Firma zu belohnen. Die sechste Urlaubswoche bekommen auch Beschäftigte im Öffentlichen Dienst ab dem 43. Lebensjahr. In der Praxis muss man allerdings gar nicht wirklich 25 Jahre bei einer Firma verbracht haben, weil sich diverse Dienst- und Ausbildungszeiten anrechnen lassen.

2. Was kann man anrechnen lassen?

Zusätzlich zu der Zeit aus dem aktuellen Arbeitsverhältnis sind gemäß Gesetz zum Beispiel anzurechnen:

  • Maximal 5 Jahre aus anderen Arbeitsverhältnissen, soweit diese in EWR-Staaten bestanden und jeweils mindestens 6 Monate gedauert haben
  • Bis zu 4 Jahre Schulzeiten, wobei die 9 Pflichtschuljahre nicht zählen
  • Bis zu 5 Jahre Studienzeiten, wenn das Studium erfolgreich abgeschlossen wurde (auch Fachhochschulzeiten zählen dazu)

Aber Achtung: Gibt es Zeiten aus anderen Arbeitsverhältnissen und Schulzeiten, werden zusammen maximal 7 Jahre angerechnet. Liegen darüber hinaus Zeiten eines abgeschlossenen Studiums vor, werden insgesamt maximal 12 Jahre angerechnet. Somit kann man im Idealfall nach 13 Arbeitsjahren bei seinem aktuellen Dienstgeber bereits die sechste Urlaubswoche beanspruchen. Hier können Sie prüfen, ob der Anspruch bei Ihnen besteht.

3. Wie viele Österreicher haben auf das Mehr an Urlaub tatsächlich Anspruch?

Rund jeder zehnte Arbeitnehmer kann sich aktuell über eine sechste Urlaubswoche freuen. 2014 waren das laut Statistik Austria 9,8 Prozent der unselbstständig Beschäftigten - also rund 351.000 Personen.

4. Steigt oder sinkt die Zahl der Österreicher, die mehr Urlaub machen können?

Seit 2010 sinken die Zahlen, obwohl die Überalterung der Gesellschaft eigentlich vermuten lassen würde, dass die Entwicklung in die andere Richtung laufen würde. Vor fünf Jahren bekamen noch 362.000 Menschen eine sechste Urlaubswoche. Die Zahlen lassen sich allerdings erst ab 2004 vergleichen, da es damals eine Umstellung bei der Erhebung gab.

5. Warum ist die sechste Urlaubswoche ein solches Streitthema?

Gewerkschaften und in ihrem industriepolitischen Papier auch die SPÖ fordern die sechste Urlaubswoche für alle nach 25 Jahren Arbeitszeit. Also unabhängig davon, ob diese bei einem oder mehreren Arbeitgebern erbracht wird. Dies entspricht auch den Gegebenheiten am aktuellen Arbeitsmarkt, in der eine so lange Zugehörigkeit zu einer Firma selten ist. Laut Statistik Austria verbringen die Österreicher im Schnitt rund neuneinhalb Jahre in einem Betrieb. Die Unternehmen beklagen sich jedoch über die Mehrkosten, die dadurch entstehen würden. Auch die ÖVP hat sich gegen die sechste Urlaubswoche ausgesprochen. "Mit solchen Ideen werden wir den Standort Österreich in der derzeitigen schwierigen Lage der Wirtschaft nicht flott bekommen", so ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel. Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung Christoph Neumayer nannte die sechste Urlaubswoche für alle im Frühjahr deshalb eine "Schnapsidee".

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