Sebastian Kurz: Er macht nichts falsch – und trotzdem fehlt etwas

Sebastian Kurz ist eine Erfolgsgeschichte, die seines gleichen in der politischen Welt Westeuropas sucht. Sein steiler Aufstieg vom Staatssekretär erst zum Außenminister und dann zum Parteichef genau wie die beiden Wahlen zum Kanzler – das alles ist ungewöhnlich. Politisch wird er gewürdigt, kritisiert, analysiert. Kommunikationsexperte Stefan Häseli schaut nun einmal etwas genauer hin: Was macht den jungen Politiker eigentlich so erfolgreich?

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Sebastian Kurz - Sebastian Kurz: Er macht nichts falsch – und trotzdem fehlt etwas

Ich gebe zu: Sebastian Kurz fasziniert auch über die Landesgrenzen hinaus. Vielleicht, weil uns gerade ,,ein solcher fehlt’’. Er hält staatstragende Reden und seine rhetorischen Kniffe sind analysiert. Nicht umsonst befasst sich das Buch ,,Die Rhetorik des Sebastian Kurz’’ von Thomas W. Albrecht intensiv mit seiner Person. Seine Körpersprache ist ebenfalls ein abendfüllendes Thema, das landauf landab besprochen und interpretiert wird. Die Deutungen dazu sind oftmals ähnlich: Seine Körpersprache ist der Inbegriff der Zurückhaltung, den Kopf hält er oft zur Seite geneigt, wodurch er wenig aggressiv wirkt, immer wieder hebt er die Augenbrauen in der Mitte ein wenig an. Aggressivität ist in seiner Form der Kommunikation nicht zu finden. So gelingt es ihm, auch emotionalisierende Inhalte wie Grenzschließungen und Flüchtlingslager anzusprechen, ohne abschreckend zu wirken. Seine Stimme bleibt nahezu immer ruhig, kein aufgeregtes Auf und Ab ist zu vernehmen.

Das alles wirkt unaufgeregt, so als hätte er alles unter Kontrolle. Mit dieser Art hatte Sebastian Kurz (zumindest Wahl-)Erfolge - und wenn man dem Umfragen Glauben schenkt, so ist das wohl auch am Abend des 29. September so. Gleichwohl beschleicht mich ein Gefühl von ,,nicht-greifbar’’. Ich habe Mühe, ihn wirklich einschätzen zu können. Obwohl die vielen Kommunikationsanalysen alle richtig sind, kann ich die Schlussfolgerung, dass er sich nicht nur unaufgeregt verhält, sondern es auch ist, nicht setzen.

»Prallt denn immer alles so an ihm ab?«

Mir kommt vieles sehr eingeübt vor. Das Mikro-Timing von Gedanken, Bewegungen und Worten stimmt häufig um einen Bruchteil von Sekunden nicht überein. Die Augen bleiben für einen Moment zu lange offen, die Geste kommt einen Tick zu früh oder das Wort einen Atemzug zu spät. Gesichtsregungen bleiben mitunter sogar aus. Die Hände sind mal leicht verkrampft, während dessen die Stimme bewusst tief gesetzt wird und Souveränität vermitteln soll.

Etwas schauspielern tun ja fast alle, die im Rampenlicht stehen. Der britische Premier Boris Johnson kann das als gelernter Schauspieler vielleicht noch etwas geschickter. Aber auch dort spürt man, wo er bei sich ist – und wo eben nicht. Bei Sebastian Kurz ist alles so verdächtig gleich, in einem Fluss gewissermaßen, so völlig ohne Ausreißer, ohne Ecken und Kanten. Aus meiner Sicht kann das ja gar nicht sein. Einstudiert ist gut, verinnerlicht wäre anders. Hat der immer alles unter Kontrolle? Prallt denn immer alles so an ihm ab? Ist er rund um die Uhr (oder sobald die TV-Kamera eingeschaltet ist) staatsmännisch?

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Vielleicht spielt hier das Alter doch eine Rolle. Könnte es sein, dass er der, der er als Politikerpersönlichkeit gerne darstellen möchte, vielleicht halt noch nicht ganz ist? Das könnte eine Ursache sein, warum doch einige Menschen skeptisch sind und das Gefühl haben, irgendwie ganz greifbar sei er nicht – und auch nicht so richtig authentisch. Unabhängig davon, was er tut oder sagt, ob das richtig oder falsch ist. Diese Einordnung überlasse ich seinen Wählern.

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© Video: News.at

Zum Autor

Stefan Häseli ist Kommunikationstrainer, Keynote-Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Er betreibt ein Trainingsunternehmen in der Schweiz. Der Kommunikationsexperte begleitet seit Jahren zahlreiche Unternehmen bis in die höchsten Vorstände von multinationalen Konzernen. Er doziert an Universitäten und Fachhochschulen im Themenfeld Kommunikation. Als Experte nimmt er im Radio und TV-Stationen immer dann Stellung, wenn Kommunikation irgendwo auf der Welt gerade eine entscheidende Rolle spielt, wie beispielsweise die ersten Wochen „Donald Trump“ oder der Blick auf das Kommunikationsverhalten von Greta Thunberg.

Kommentare

peter lüdin

Hoffentlich bekommt die FPÖ mehr als 20%.

Bei den Roten hat in den letzten Jahrzehnten "alles" gefehlt! Einen Schuldenberg anhäufen, da sind sie Weltmeister!!

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Mailyn P.

Offen gesagt....ich bin froh dass er nicht mein Schwiegersohn ist....wann ist dieser hervorragend gebriefte Mann wirklich ein mal er selber? Er ist das was seine Entdecker in der ÖVP aus ihm gemacht haben. Nicht anders als Greta...

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