Der Chaos-Verband OSV

Ein Präsidiumsprotokoll des OSV zeigt grobe Mängel in der Beschlussfassung auf

von Martin Spitzer bei der Ströck-Trophy © Bild: GEPA pictures/ Markus Oberlaender

Es war am 8. November 2013: Das OSV-Präsidium tagte, doch der Haussegen im Verband hing bereits bedenklich schief. Die damalige Präsidiumssprecherin Birgit Fürnkranz-Maglock, hatte das Vertrauen in den damaligen Finanzreferenten Walter Benesch verloren und forderte diesen im Verlauf der Sitzung mehrmals zum Rücktritt auf. Zuvor berichtete „NEWS“ über diverse Vorwürfe rund um die Veranlagung von Geldern auf Privatkonten, das Führen einer parallelen Abrechnung über eine Pool GmbH und Verdachtsmomente auf Scheinrechnungen. Benesch weigerte sich dennoch im Verlauf der Sitzung zurückzutreten und tat das erst nach weiteren „NEWS“-Enthüllungen kurze Zeit darauf.

Am 8. November war davon jedoch noch nicht viel zu merken. Ganz im Gegenteil: „Die Vertrauensbasis gegenüber Hrn. Benesch ihrerseits sei gleich Null und Frau Fürnkranz Maglock sieht nur einen Weg, dass Hr. Benesch seinen sofortigen Rücktritt bekannt gibt“, heißt es im Protokoll der Präsidiumssitzung, die NEWS.AT vorliegt. Benesch weigerte sich dennoch zurückzutreten und Fürnkranz-Maglock fand wohl keine Mehrheit diesen zu erzwingen. Mit Ausnahme des Tiroler Landesschwimmverbandspräsidenten sind auch keine weiteren kritischen Bemerkungen zu Walter Benesch protokolliert.

Benesch führte Gespräche über eigene Nachfolge

Laut Protokoll führte Walter Benesch mit seinem späteren Nachfolger Thomas Unger ein Gespräch über die Nachfolge als Finanzreferent beim OSV, ohne dass es dafür einen Auftrag des Präsidiums gab. Benesch fand dafür einen Grund: „Hr. Benesch stellt fest, dass im OSV nichts inkorrekt abläuft, es gibt überall zumindest mündliche Absprachen.“ Inwiefern mündliche Absprachen Präsidiumsbeschlüsse ersetzen, bleibt dahin gestellt. Die übliche Vorgangsweise in Sportverbänden ist es jedenfalls nicht.

Auch argumentierte er laut Protokoll, dass er Unger gemeinsam mit Vizepräsident Peter Putzgruber besuchte, aber keinerlei Vereinbarungen getroffen wurden. Wozu dann überhaupt ein Treffen zwischen dem schon unter massiven Beschuss geratenen ehemaligen Finanzreferenten und seinem Nachfolger gab, bleibt unerklärt.

Fehlende Beschlüsse für Auszahlungen

Doch auch mit anderen Themen dürfte im OSV recht leichtfertig umgegangen worden sein. So warf Fürnkranz-Maglock Benesch vor, dass er 15.000 Euro an das Leistungszentrum Oberösterreich gab, ohne dass es einen Beschluss des Vorstandes oder Präsidiums gab. Fürnkranz-Maglock wirft Benesch vor, dass er sich die Gunst der Oberösterreicher damit erkauft hätte. Benesch rechtfertigt sich, dass das Ansuchen aus Oberösterreich sehr wohl das Präsidium bekommen und der damalige Präsident Christian Meidlinger die Summe zugesagt hätte. Beschlüsse oder Protokolle liegen einmal mehr nicht vor.

Offenbar war einigen der anwesenden Personen spätestens ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ganz geheuer, wofür im OSV Geld ohne Beschlüsse ausgegeben worden. So hielt es der
Tiroler Landesschwimmverbandspräsident Richard Kössler für notwendig das 1x1 des Verbandswesens zu Protokoll zu geben: „...stellt fest, dass es sinnvoll gewesen wäre, Aktenvermerke anzulegen wenn Entscheidungen durch den Präsidenten getroffen wurden“, gab er zu Protokoll.

Das Protokoll lässt tief blicken. Eine tiefe Feindseligkeit zwischen verschiedenen Akteuren wird ebenso deutlich, wie ein weitestgehendes Fehlen von legitimierten Beschlüssen über Vorstandssitzungen und Protokollierungen der selbigen. Stattdessen meldet sich bei fast jeder besprochenen Ausgabe laut Vorstandsprotokoll immer jemand zu Wort, der zwar im Präsidium sitzt aber von der jeweiligen Ausgabe nie etwas gewusst haben will.

Keine Vereinbarung zur Traglufthalle

Im Protokoll wird beispielsweise vermerkt, dass der Wiener Landesschwimmverband (LSV Wien) ein Büro in der OSV-Geschäftsstelle hatte, weil das mit dem zurückgetretenen Präsident Christian Meidlinger so vereinbart gewesen wäre. Eine schriftliche Vereinbarung gäbe es aber nicht und man sei ohnehin nicht berechtigt eingeschriebene Schriftstücke des LSV Wien entgegen zu nehmen. Deshalb solle man die Bürogemeinschaft nun beenden.

Noch gravierender: Auch zum Bau der Traglufthalle – die der OSV während des Umbaus des Wiener Stadionbades zu Trainingszwecken benötigt – gab es keine (!) schriftliche Vereinbarung mit dem LSV Wien. Rund um diese Traglufthalle veröffentlichte NEWS mutmaßliche Scheinrechnungen, die zum Rücktritt von Walter Benesch führten und eine Ermittlung der Innenrevision des Verteidigungsministeriums und in weiterer Folge der Wiener Staatsanwaltschaft begründete. Zu eben dieser Traglufthalle gab es laut des Protokolls keine schriftliche Vereinbarung. Stattdessen fordert man den damaligen Rechtsreferenten Dr. Podkowicz auf, diese schriftliche Vereinbarung nunmehr einzuholen. Benutzt wurde die Traglufthalle zum damaligen Zeitpunkt bereits drei Jahre lang. Auch Podkowicz trat später nach Kritik an seinen Spesenrechnungen zurück.

OSV zahlt Anwälte

Einig war man sich nur bei einer Klage, die damals schon bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen vier OSV-Funktionäre eingebracht war. Die Kosten für die Vertretung der vier Funktionäre würde der OSV tragen.

Ein Problem mit den Kosten sah man hingegen bei der Rechnungsprüfung durch die Firma Consultatio. Diese war veranlasst worden, nachdem erste Bericht über Unregelmäßigkeiten aufgetaucht seien. Es solle mit dem Rechtsanwalt gesprochen werden „ob es denkbar ist, dass der OSV alle Unterlagen vorbereitet und diese dann von Consultatio geprüft werden.“ Ob also Funktionäre derjenigen Organisation deren ordnungsgemäße Rechnungslegung überprüft wird, die Unterlagen die überprüft werden, selbst vorab auswählen können.

Drohende Entlastung der Funktionäre

Aus dem Protokoll der Präsidiumssitzung geht eindeutig hervor, dass für wesentliche Entscheidungen im OSV Beschlüsse des Präsidiums und schriftliche Vereinbarungen fehlen und wesentliche Vorgänge innerhalb des Schwimmverbandes selbst für die anwesenden Präsidiumsmitglieder kaum nachvollziehbar sind. Am 29.3. wird es aber neben der Neuwahl des Präsidenten auch um eine Entlastung des bisherigen Vorstandes gehen. Wenn diese erfolgt, wird es für den OSV sehr schwer werden, etwaige Schadenersatzforderungen, die sich aus möglichem Fehlverhalten von Funktionären ergeben, einzuklagen.

Trotz aller bedenklichen Vorgänge hält das Protokoll auch etwas zum Schmunzeln bereit: Man hatte offenbar besprochen, ob man für einen Verbandstag Securities benötigen würde und war sich einig geworden, dass diese nicht notwendig sind. An dieser für den Schwimmverband kostenschonenden Variante wird sich wohl auch für den nun anstehenden Verbandstag am 29.3. nichts geändert haben.

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