Schwere Krawalle nach Türkei vs. Kroatien: Fans warfen Pflastersteine und Bierflaschen

Brennpunkt "Balkan-Fanmeile" in Wien-Ottakring Ausschreitungen wurden von Minderheit angezettelt

Schwere Ausschreitungen haben in der Nacht auf Samstag den Sieg der Türken gegen Kroatien in Wien überschattet. Laut Polizei gab es mindestens elf Festnahmen. Brennpunkt der Krawalle waren die Ottakringer Straße im gleichnamigen Gemeindebezirk sowie die Märzstraße in Rudolfsheim. Genaue Angaben zu Verletzten lagen zunächst nicht vor.

Schwere Krawalle nach Türkei vs. Kroatien: Fans warfen Pflastersteine und Bierflaschen

Die dramatische Schlussphase des Viertelfinalspiels, bei der sich die Kroaten kurzfristig als Sieger wähnten, dann aber doch - nach Verlängerung und Elfmeterschießen - als Verlierer vom Platz gehen mussten, brachte bei den Fans das Fass zum Überlaufen. Unmittelbar nach dem letzten Strafstoß versuchten kroatische Anhänger von der Ottakringer Straße zum Yppenmarkt zu gelangen, wo bereits die Siegesfeiern der Türken im Gange waren. Doch die Polizei riegelte die Gassen ab - was folgte, waren zahlreiche Glasflaschen und pyrotechnische Gegenstände, die auf die Beamten geworfen wurden.

Als bei der Kreuzung Ottakringer Straße-Veronikagasse die Polizei knapp ein Aufeinandertreffen der rivalisierenden Fangruppen verhinderte, wurden auch von türkischer Seite Pflastersteine gegen Kroaten und Exekutive geschleudert. Die Kroaten antworteten mit Flaschenwürfen - auch gegen Türken, die aus den Fenstern ihrer Wohnungen Fahnen schwenkten. Bei einem Friseurgeschäft wurde ein türkischer Fan von einem Wurfgeschoß getroffen und verletzt.

Randalierer nicht aus Wien
Die Sicherheitskräfte versuchten durch Abriegelungen, Einkesselungen und punktuelle Festnahmen die Lage in den Griff zu bekommen. Erst nach knapp drei Stunden entspannte sich die Situation allmählich. Die Ausschreitungen waren offenbar von einer Minderheit angezettelt worden, die laut kroatischen Anrainern nicht aus Wien stammen. Einige Fans versuchten auch immer wieder beruhigend auf ihre aggressiven Landsleute einzuwirken. Viele in der Bundeshauptstadt ansässige Kroaten äußerten lautstark ihren Unmut und applaudierten, als die Randalierer abgeführt wurden.

Zu einer weiteren Auseinandersetzung kam es Polizeiangaben zufolge auf der Märzstraße. Dort waren rund 100 türkische Fans an einem kroatischen Lokal vorbeigezogen und hatten den gegnerischen Anhang provoziert. Die Polizei brachte die Lage relativ schnell unter Kontrolle.

In den Gassen rund um den Yppenplatz feierten die Türken bis in die Morgenstunden ausgelassen den Erfolg ihrer Nationalmannschaft. Mit Trommeln und Blasinstrumenten verwandelten sie die Gegend um den Brunnenmarkt in eine orientalische Partymeile. Der Einzug ins Halbfinale der EURO 2008 wurde mit Tanz, Musik und Jubelgesängen auf den Straßen zelebriert.

Prügeleien auch in offizieller Fanzone
Schauplatzwechsel in den 1. Wiener Gemeindebezirk: Die zunächst positive Stimmung in der Fanzone während des Spiels schlug nach dem Ausgleich der Türken in der letzten Minute bei einigen Fans in Gewalt um. Am Platz in unmittelbarer Nähe des Rathauses, dem Aufenthaltsort des türkischen Fanblocks, wurden die wenigen kroatischen Fans von aufgebrachten Türkiye-Anhängern attackiert. Einige Fans konnten sich vor der wütenden Menge nur mit Platzwunden und blutenden Nasen in den Gastrobereich der VIP-Boxen retten.

Die Verletzten wurden vom Personal in das abgesicherte Areal gezogen und dort von Sanitätern versorgt. Ähnliches Bild ein paar Meter weiter: Ein Dutzend kroatischer Anhänger wurde in einer Ecke des Areals zusammengedrängt und ebenfalls von aggressiven Türken bedrängt. Das Eingreifen der Security und die nach einigen Minuten eintreffende Polizei konnte die Stimmung zunächst nur wenig beruhigen. Erst der Sieg der Türkei im Elfmeterschießen kühlte die Gemüter ab.

Auch vor dem Burgtheater gab es zwischen den kroatischen und den türkischer Fans einige Handgemenge, die sich anders als vor dem Rathaus nach gegenseitigen Schubsern großteils allerdings ohne Verletzungen auflösten. Die Helfer mussten nach Spielende verstärk kleinere Rangeleien mit Leichtverletzten versorgen, so Andreas Zenker, Sprecher vom Wiener Sanitätsteam. Es gebe keine Schwerverletzten, versorgen musste man unter anderem mehrere Platzwunden und Verletzungen durch Wurfgeschosse.

(apa/red)