Während Puls-4-Frühstückstalkerin Bianca Schwarzjirg das Szenario mit diebischem Lächeln und der stillen Überzeugung, "mir hätte das nicht passieren können", im Jaguar F-Pace beobachtete - der coole Brite verfügt via sogenannte Terrain-Response-Technologie über ein spezielles Programm für Fahren auf Schnee -, kickte ihre Kollegin Johanna Setzer den News-Fotografen vom Fahrersitz und befreite den X5 mit viel Schwung aus seiner Schneefalle.
Frauenquote bei SUVs steigt
Der Zwischenfall am Semmering ist bereits zum Spiegelbild der realen Autowelt geworden: "Die Frauen sind längst in eine männerlastige Domäne eingebrochen", analysiert der mit dem Thema vertraute Verkehrssoziologe Lasse Mevert den Trend, der von geschlechtsspezifischen Quoten untermauert wird. Der Frauenanteil an den SUV-Besitzern ist von 21,9 Prozent im Jahr 2008 auf 27,8 Prozent 2015 geklettert. Tendenz stark steigend. Beim Evoque, dem kleinsten Modell im Range-Rover-Programm, sind bereits 70 Prozent der Käufer Frauen.
Die beiden Puls-4-Ladys entsprechen genau dem Bild der modernen Frau unter 40. Sie sind berufstätig, sie sind urban, sie sind mobil. Und sie fahren natürlich auch privat einen SUV. Johanna Setzer, wie im Test, einen BMW X5, weil nur der ihre ausladenden Platzbedürfnisse befriedigen kann. "Wo sonst kannst du noch fünf oder, wenn es sein muss, sechs Freunde zum Skifahren mitnehmen und brauchst das Gepäck nicht mit der Bahn vorauszuschicken?" Im X5 nämlich dann, wenn man die gut 2.000 Euro teure dritte Sitzbank ordert. Dass man derart voll beladen auch auf der Autobahn nicht verhungern muss, trägt dem großen, 258 PS starken Allrad-Diesel-BMW das Setzer-Lob "Raumwunder, bei dem man weder Fahrspaß noch Pferdestärken vermisst" ein.
Mit der These des PS-Gesellschaftstheoretikers ist sie nicht wirklich einverstanden: "Ich hoffe nicht, dass es die Männer so sehen, dass wir ihnen auch noch die SUV-Bastion stürmen. Weil, ganz ehrlich, als Frau hast du ja auch einen Führerschein für alle Marken. Nicht nur für Mini."
Der kleine Brite übrigens, 2001 unter der Ägide von BMW neu aufgelegt und schnell in die Herzen der Frauen gefahren, hat bei Bianca Schwarzjirg ausgespielt. "Ich hatte selbst einen, den ich geliebt habe. Aber ich finde Minis heute nicht mehr cool." Das sitzt. Aber schließlich schlägt ja auch Biancas Herz privat für einen SUV der Marke Range Rover. Im Jaguar F-Pace fühlt sie sich indes gleich heimisch. Nicht nur, weil die Marken ja technisch und von Eigentümerseite (über den indischen Konzern Tata) eng verbunden sind, sondern weil Papa Schwarzjirg eben so einen Dreiliterdiesel wie Biancas Testboliden besitzt. "Ich hab natürlich sofort gewusst, welchen Knopf ich drücken muss, damit dies oder jenes passiert", kehrt Bianca die Jaguar-Spezialistin hervor, die mit Lob nicht spart. "Ich finde ihn sportlicher als den Range. Der F-Pace hat mehr von einem Sportwagen und weniger von einem SUV." Biancas Einschätzung trifft übrigens ins Schwarze. Mit 300 PS unter der Motorhaube ist der Jag tatsächlich ein Kraftlackl.
Natürlich sind die sogenannten Premium-SUVs, von Audi über Porsche bis Volvo, keine Schnäppchen. Sowohl Johannas Test-X5 wie auch Biancas Test-F-Pace liegen in der 70.000-Euro-Preisregion, und da sind noch nicht viele Posten der Extras-Liste angekreuzelt. "Stimmt schon", sagt Bianca, "so ein Auto musst du dir leisten können. Aber wann verdient frau am besten? Um die 40. Wenn du also eine 20-Jährige in einem dicken SUV siehst, denkst du doch sofort, das ist das Auto von Mama oder Papa."
Eine weibliche Domäne
Für viele Frauen mit eigenem gut gepolstertem Bankkonto lösen die Luxusgeländewagen gleich zwei Problemkreise: Sie müssen sich nicht mehr mit leicht einzuparkenden Kleinwagen herumärgern - ein Reizthema für Johanna: "Ich konnte schon einparken, noch bevor ich g’scheit Auto fahren konnte." Und sie können sich endlich starke Autos mit Platz und Sicherheit für die Familie leisten, ohne scheel angesehen zu werden. "Vor allem für Frauen mit Kindern ist dies ein starkes Kaufargument“, bestätigt Bianca, nicht ohne hinzuzufügen: "Kleine Frauen schätzen die hohe Sitzposition, weil sie ihnen das Gefühl von Kontrolle vermittelt. Über das Verkehrsgeschehen."
Den Vorwurf, Frauen würden die Geländetalente eines SUVs nicht einmal ansatzweise ausnützen, schmettern beide kategorisch ab. Johanna verweist auf Offroad-Touren im Urlaub auf Korsika und Bianca versichert, dass sie "das elterliche Feriendomizil in Kroatien gar nicht ohne Allrad erreichen könnte".
Die Frage, ob SUVs weiblich besetzt sind, stellt sich für Johanna nicht: "Ja und wie! Ein SUV und eine Frau sind halt eine wunderschöne Beziehung, in der eine den anderen ergänzt." Bianca meint, dass es auf Marke und Modell ankäme, "weil in einem F-Pace habe beispielsweise ich noch keine Frau gesehen." Und, Minigiftpfeil auf Johanna: "Der X5 ist für mich ein Papa-Auto." Also doch die letzte Bastion genommen?
BMW X5 30d xDrive
Preis: € 68.100,-
Motor: 6 Zylinder, Turbodiesel, 2.993 ccm
Leistung: 258 PS (190 kW)
Spitze: 230 km/h
0-100: 6,9 Sek.
Verbrauch: 6,2 l/100 km (Werk)
Emission: 164 g CO2/km
Fazit: "Der X5 ist ein Raumwunder, in dem du weder Fahrspaß noch Pferdestärken vermisst"
Jaguar F-Pace 30d AWD
Preis: € 66.000,-
Motor: 6 Zylinder, Turbodiesel, 2.993 ccm
Leistung: 300 PS (221 kW)
Spitze: 241 km/h
0-100: 6,2 Sek.
Verbrauch: 6 l/100 km (Werk)
Emission: 164 g CO2/km
Fazit: "Der F-Pace ist sportlicher als der Range, hat mehr von einem Sportwagen, weniger von einem SUV"