Schwarze Rochaden

von Stefan Melichar © Bild: News/Ian Ehm

Wenn das Neuwahlgespenst im Ministerium gut hörbar an die Bürotür klopft, ist es für manchen, der dort arbeitet, höchste Zeit, sich Gedanken über die eigene Zukunft zu machen. Minister und Ministerinnen trifft es oft weniger hart. Ganz anders schaut es mitunter für jene aus, die ihren Chefs jahrelang treu zugearbeitet haben. Für Kabinettmitarbeiter ist das politische Auffangnetz deutlich dünner. Für manche findet sich aber dennoch ein passender Job. Idealerweise bereits vor der Wahl.– falls der jeweilige Chef danach nichts mehr zu reden hat.

Ob die aktuellen Personalrochaden, von denen vor allem in ÖVP-geführten Ministerien die Rede ist, diesen Hintergrund haben, ist offen. Auffallend sind sie aber schon. Da wäre zum Beispiel das Familienministerium von Sophie Karmasin, wo man eine neue Sektionschefin sucht. Die Bewerbungsfrist ist kürzlich abgelaufen. Doch der „Standard“ zitiert „anonyme Informanten“, denen zufolge ohnehin seit Herbst klar sei, wer den Job bekommt: Karmasins Vizekabinettschefin nämlich. Bald wird man mehr wissen.

Bereits Nägel mit Köpfen gemacht hat Justizminister Wolfgang Brandstetter – allerdings auf ganz andere Art und Weise. Er ist parteifrei, sitzt aber auf einem ÖVP-Ticket. Und vielleicht soll sich daran ja auch nichts ändern – falls zum Beispiel bald Sebastian Kurz in der Partei das Sagen hätte. Da wird es Brandstetter möglicherweise nicht schaden, dass er vor ein paar Wochen einen neuen Kabinettschef ernannt hat. Einen, der laut „Kurier“ einen guten Draht zu Kurz haben soll.

Geradezu artistisch wäre jene Rochade, über die derzeit im Finanzministerium spekuliert wird. Dort ist gerade die Leitung des sogenannten Regionalmanagements ausgeschrieben. Ein wichtiger Posten, auf den angeblich der derzeitige Leiter der Steuersektion, Hans-Georg Kramer, ein Auge geworfen haben soll. Dessen Job würde wiederum fachlich exzellent zum jetzigen Leiter der Präsidialsektion, Eduard Müller, passen, der früher in der Steuersektion war. Aber was tun mit der Präsidialsektion? Nun, dafür wird Thomas Schmid gehandelt, Kabinettschef von Minister Hans Jörg Schelling und langjähriger Vertrauter von Ex-ÖVP-Chef Michael Spindelegger. Man kommentiere das laufende Ausschreibungsverfahren nicht, heißt es dazu aus dem Finanzministerium. Was die angeblichen Sektionschef- Verschiebungen betrifft, bestreitet man Planungen oder Vorbereitungen.


Ein bisschen Zeit ist freilich noch. Aber nicht viel. Man kann gespannt sein, wann auch die SPÖ ihre Jobbörse aktiviert.