Griechen beklagen Lohnkürzungen

Studie: So viele Bürger sind bereits von Einkommensverlusten betroffen

Die Finanzkrise in Griechenland ist über die Sparzwänge der jeweiligen Regierungen längst beim Konsumenten angekommen. Wie aus einer jüngst veröffentlichen Studie der griechischen Arbeitsgewerkschaft (INE/GSEE) und der Union der griechischen Verbraucher (EJMA) hervorgeht, leiden fast drei Viertel (73 Prozent ) unter Einkommensverlusten, die auf Lohnkürzungen zurückzuführen seien.

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Schuldenstreit - Griechen beklagen Lohnkürzungen

Laut der Erhebung konsumieren die Griechen heute mehrheitlich nur das, was sie sich noch leisten können. Und nicht das, was sie gerne möchten. In der Studie wurde auch die Entwicklung der Gehälter in den vergangenen Jahren berücksichtigt. Mehr als die Hälfte der Griechen hat das Gefühl, dass sie durch Einsparungen, die meist durch die Austeritätspolitik der bis Jänner dieses Jahres regierenden konservativen Regierung von Premier Antonis Samaras (Nea Dimokratia) bedingt wurden, ein zu niedriges Einkommen haben.

Lebenserhaltungskosten kaum noch zu bestreiten

Vor allem Arbeitnehmer mit niedrigerem Bildungsstand und einem monatlichen Einkommen zwischen 1.000 und 1.200 Euro haben mittlerweile Probleme, die Lebenserhaltungskosten zu bestreiten. Viele Bürger können nicht mehr mit Kreditkarten bezahlen, weil sie aufgrund von Schulden nicht mehr als kreditwürdig eingestuft werden.

Aber auch die seither amtierende Links-Rechts-Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras ist nicht zuletzt durch den Druck der EU zum Sparen verpflichtet. Aus Proteste dagegen sind zuletzt in der griechischen Hauptstadt Athen und weiteren Städten des hoch verschuldeten Landes mehrere Tausend Demonstranten auf die Straßen gegangen. In der griechischen Finanzkrise sind die kommenden Tage nach Einschätzung der Regierung in Athen entscheidend. Eine Einigung mit den Gläubigern sei bis zur Tagung der Eurogruppe am nächsten Donnerstag möglich, sagte der griechische Staatsminister Alekos Flambouraris am Freitag im Staatsfernsehen ERT.

Von Wahl-Verbrauchern zu Not-Verbrauchern

Die Konsumtendenzen der Arbeitnehmer in Griechenland, beschreibt eine Studie des Labour Instituts der griechischen Kooperation mit ALCO, die im Zeitraum vom 18. bis 25. Februar 2015 durchgeführt wurde. In dieser Studie werden sowohl die zeitliche Entwicklung der Gehälter in Griechenland als auch die allgemeinen Kriterien geprüft, die das Konsumverhalten der Arbeitnehmer festlegen. Die Studie zeigt, dass die Arbeitnehmer

Die Reduzierung des Einkommens in den letzten Jahren hat die Arbeitnehmer von Wahl-Verbrauchern in Not-Verbraucher verwandelt. In Bezug auf das jährliche Einkommen erklärten 53% der Befragten, dass es niedrig sei und 44%, dass es stabil sei. Auf Quartals-Ebene sprachen 79% von Stabilität und nur 18% von einer Reduzierung. Die Befragten antworteten mehrheitlich (73%), dass die Einkommensreduzierung auf die Lohnkürzung zurückzuführen sei. Dasselbe gilt auch für das Einkommen des kommenden Quartals. Die Befragten schätzen allerdings mehrheitlich, dass die Lage sich nicht verschlechtern werde.

Vor allem niedrigere Bildungsschichten trifft es hart

Was die Konsumebene der Arbeitnehmer betrifft: Die Konsumgüter der Arbeitnehmer sind in der Studie in 17 Hauptkategorien unterteilt worden. In 11 Kategorien sind die Ausgaben für die Mehrheit der Arbeitnehmer stabil geblieben und in 6 Kategorien gab es einen Rückgang. So sind beispielsweise die Ausgaben für Putzhilfen und Pflegeprodukte (89%), Telefonie/Internet (86%), Tabak (80%), Ausbildung (74%) und Nahrungsmittel (73%) stabil geblieben.

Die reduzierten Ausgaben betreffen Arbeitnehmer niedrigerer Bildung, im Alter von 45 bis 54, die in Athen wohnen und ein monatliches Einkommen zwischen 1.000 bis 1.200 Euro haben. Hier wird noch einmal weniger für Entertainment ausgegeben. Außerdem ist wichtig zu beachten, dass die Stabilisierung im Hinblick auf die Konsumausgaben davon abhängt, dass die absolute Mehrheit der Arbeitnehmer (95%) preisgünstige Produkte (Preisangebot) einkaufen. Mit anderen Worten, die meisten Verbraucher wählen, was sie können und nicht was sie wollen.

Ebenfalls interessant sind die Daten der Studie, die mit Kreditkarten- und Anleihezahlungen zu tun haben. Nur 22% der Befragten seien in der Lage, tatsächlich Kreditkarten- und Anleihezahlungen zu tätigen, so die Studie.

Neue Vorschläge Griechenlands

Eine griechische Regierungsdelegation will sich am Samstag um Bewegung im festgefahrenen Schuldenstreit bemühen. "Die griechische Seite ist bereit, Gegenvorschläge vorzulegen, damit die übriggebliebenen Unterschiede (zu den Gläubigern) überbrückt werden", hieß es am Freitagabend aus Regierungskreisen in Athen.

Wie die Zeitung "Die Welt" berichtete, wird bei den Unterredungen in der belgischen Hauptstadt Brüssel auch der Internationale Währungsfonds (IWF) vertreten sein. Das IWF-Team hatte die Verhandlungen mit Griechenland am Donnerstag wegen "bedeutender Differenzen" verlassen. Die EU-Kommission, die Europäische Zentralbank (EZB) und der IWF verhandeln mit der Athener Regierung über ein verbindliches Reformprogramm. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass Griechenland bisher blockierte Hilfsgelder in Höhe von 7,2 Milliarden Euro erhalten kann, um es vor der Pleite zu retten. Das Gezerre um eine Rettung belastete am Freitag auch die US-Börsen.

Kommentare

Das haben wir schon seit 20 Jahren!
Der ÖGB (SPÖ) verhandelt immer geringere Lohn- und Gehaltsabschlüsse, der Staat (ÖVP) nimmt uns immer mehr durch höhere Steuern ab.....

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