Das innere Kind

Ich brauche dringend Therapie...

von Schneiders Rat - Das innere Kind © Bild: Privat

Über diesen (An-)Satz denke ich, je älter ich werde, immer öfter nach. Und das, obwohl ich selbst eine psychologische Ausbildung habe. Das macht die Sache jedoch nicht immer leichter. Ich setze mich beispielsweise seit Jahrzehnten mit meiner eigenen Kindheit auseinander. Das habe ich auf der Uni gelernt, von meinem Prof für Psychoanalyse. Irgendwie hat mir das damals gefallen. Ganz besonders, dass ganz viele Dinge in meiner Kindheit liegen. Lösungsorientiert, wie ich bin, fand ich das auch insofern sofort ganz prima, somit meine Eltern für unendlich viele Dinge in meinem Leben verantwortlich machen zu können. Super!

Dann habe ich begonnen, unzählige Bücher über die Aussöhnung mit meinem inneren Kind zu lesen. Auch durchaus spannend. Wobei ich immer mehr zu dem Entschluss gekommen bin, dass wir beide uns überhaupt nicht aussöhnen müssen. Es gab zwischen uns ja noch nie Unstimmigkeiten. Trotzdem habe ich mir überlegt, nachdem all diese Bücher enorme Verkaufszahlen erzielen, dass ja vielleicht doch was dran sein muss, wenn man mit dem eigenen inneren Kind spricht. Hier sind alle Bücher unisono der Meinung, dass wir unserem inneren Kind Aufmerksamkeit und Geborgenheit geben müssen und ihm "sagen", dass wir für es da sind.

So ein Blödsinn! In Wirklichkeit muss es aus meiner Sicht genau anders herum sein. Wir müssen wieder zulassen, unser inneres Kind für uns da sein zu lassen. Wenn wir nämlich lernen, in uns reinzuhören und uns auf unsere eigenen tief verankerten Bedürfnisse zu konzentrieren, dann klappt das ganze Leben wunderbar. Als Kinder treffen wir nämlich Bauchentscheidungen. Oder haben Sie schon einmal ein Kind gesehen, das Pro- und Contralisten schreibt? Diesen ganzen Blödsinn machen wir alle erst, seit wir erwachsen sind. Genau wegen solcher Dinge müssen wir dann auch tatsächlich in Therapie. Weil wir vor lauter Listen irgendwann selber keine Entscheidungen mehr treffen können. Die beste Therapie ist aus meiner Sicht deshalb noch immer unser eigenes kindliches Bauchgefühl. Vertrauen Sie auch einmal wieder drauf. Sie werden sehen, es funktioniert!

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