Schneerekord im
Osten Österreichs

Für die Nacht auf Freitag besteht laut ZAMG eine Frostwarnung

Der heftige Wintereinbruch hat Mittwochabend und Donnerstag zu Chaos auf Österreichs Straßen, Stromausfällen, politischen Reaktionen und Panik bei den Weinbauern geführt. Die in der Nacht gesperrten Autobahnen A1 und A21 waren am Donnerstag wieder ungehindert befahrbar. Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) forderte eine Verlängerung der Winterreifepflicht für Lkw über 3,5 Tonnen um ein Monat.

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In Niederösterreich und im Burgenland waren wegen des Schneefalls Tausende Haushalte ohne Strom. Nachdem in der Nacht in Niederösterreich 25.000 Haushalte betroffen waren, lag die Zahl am Donnerstag in der Früh noch bei knapp über 1.000, hieß es von der EVN. Die Störungstrupps der "Netz NÖ" seien unter teils schwierigen Bedingungen im Einsatz gewesen. Bäume waren geknickt, Äste abgebrochen und in Freileitungen gestürzt. Das habe zu sogenannten Schneedruckstörungen geführt. Die Haupteinsatzgebiete lagen laut EVN in und um Pottenstein im Bezirk Baden sowie in und um Böheimkirchen im Bezirk St. Pölten. Im Burgenland waren vor allem die Bezirke Oberpullendorf und Oberwart von den Stromausfällen betroffen.

In Wien-Liesing stürzte am Mittwochabend wegen des schweren Schnees ein Baum auf einen fahrenden Pkw. Der Lenker wurde von der Berufsfeuerwehr in der Kaltenleutgebner Straße aus dem Fahrzeug befreit, er erlitt leichte Verletzungen. Die Kaltenleutgebner Straße wurde nach dem Unfall gesperrt, die Feuerwehr richtete für die Anrainer einen Shuttle-Dienst ein. Weil weitere Bäume drohten umzustürzen, wurden diese von Feuerwehrleuten am Donnerstagnachmittag entfernt. "Wir kontrollieren Baum für Baum mittels Drehleiter, der Einsatz wird noch zumindest mehrere Stunden dauern", sagte Feuerwehrsprecher Jürgen Figerl.

Lainzer Tiergarten aus Sicherheitsgründen gesperrt

Auch der Lainzer Tiergarten in Wien musste wegen der Schneefälle am Donnerstag aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Die Sperre bestehe bis auf Weiteres, sagte ein Sprecher des Forstamts (MA 49) zur APA. Man müsse die aktuelle Entwicklung abwarten. Abgesehen vom Lainzer Tiergarten seien keine weiteren Gebiete gesperrt worden. Es wird aber davon abgeraten, in höheren Lagen, in denen Schnee in den Baumkronen liegt, in die Wälder zu gehen. Das Schönbrunner Freibad entschied sich trotz des winterlichen Wetters, seine Pforten bereits am Samstag für hartgesottene Besucher zu öffnen.

Verkehrsminister Leichtfried forderte nach den nächtlichen Problemen auf Österreichs Straßen eine verlängerte Winterreifenpflicht für Lkw über 3,5 Tonnen. "Wir haben es immer öfter mit Wetterkapriolen zu tun, späte Wintereinbrüche mit viel Schnee, der dann zu enormen Verkehrsbehinderungen führt. Das Hauptproblem sind Lkw ohne Winterreifen, die liegen bleiben, sich quer stellen und den Verkehr blockieren", sagte Leichtfried der APA. Für Lkw über 3,5 Tonnen ist die Winterreifenpflicht unabhängig vom Wetter vorgeschrieben. Sie müssen ab 1. November bis 15. April zumindest auf den Antriebsrädern mit Winterreifen ausgestattet sein. "Wir prüfen eine Verlängerung um ein Monat", sagte Leichtfried.

Schneerekord im Osten Österreichs

Im Osten Österreichs führte der Wintereinbruch zu einem Schneerekord. Im Bergland lag stellenweise so viel Schnee wie noch nie in der zweiten Aprilhälfte. In Lunz am See waren es laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Donnerstag 86 Zentimeter. Auch der Westen war teils tief verschneit, jedoch weit entfernt von einem Rekord. Für die Nacht auf Freitag bestehe eine Frostwarnung, teilte die ZAMG mit.

Die heimischen Obst- und Weinbauern zeigten sich deshalb besorgt über ihre Ernte. Mit unterschiedlichen Methoden versuchten sie sich gegen den Frost zu wappnen. So wird etwa Stroh abgebrannt, auch Frostkerzen werden verwendet. Manche versuchen es mit Beregnen oder dem Abdecken der Kulturen oder Triebe. Die Obstkulturen stehen derzeit teilweise in der Vollblüte. Die Vegetation ist heuer im Durchschnitt zwei Wochen weiter als im langjährigen Schnitt.

Der heftige Wintereinbruch hatte am Mittwoch insbesondere auf der Wiener Außenring- (A21) und Westautobahn (A1) zu Sperren und zahlreichen Behinderungen geführt. Immer wieder blieben Lkw, die bereits mit Sommerreifen unterwegs waren, liegen. Vor allem in Niederösterreich, Wien, dem Burgenland und der Steiermark waren die Einsatzkräfte gefordert. In Niederösterreich kamen wegen der schlechten Straßenverhältnisse sogar Einsatzfahrzeuge von der Straße ab.

Über einen halben Meter Schnee in Mariazell

Während in der Obersteiermark starker Schneefall zu Verkehrsunfällen führte, brachte in Graz sowie im Umland der Sturm Schäden mit sich. In Mariazell schneite es mehr als einen halben Meter. Das Rote Kreuz musste dort angesichts der Schneemassen zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen. Die Rettung fuhr vorerst nur gemeinsam mit der Feuerwehr zu Einsätzen. Einige Häuser waren nicht ohne Hilfe zu erreichen, Wege mussten ausgeschaufelt und Patienten mit Tragehilfen in die Einsatzfahrzeuge gebracht werden. Manche Zufahrten waren gar nur mit größeren Feuerwehrfahrzeugen zu bewältigen.

Feuerwehren zählten 400 Einsatzstellen

Der Wintereinbruch samt Schneechaos in Niederösterreich hat am Mittwoch und Donnerstag 38 Feuerwehren mit 450 Helfern gefordert. Es habe 400 Einsatzstellen gegeben, teilte Franz Resperger vom Landeskommando mit. Der Feuerwehrsprecher berichtete von 200 Pkw- und 70 Lkw-Bergungen, "zu 90 Prozent im Süden des Landes, da vor allem auf der A21 sowie auf dortigen Bundes-, Landes- und Gemeindestraßen". Der Rest entfiel Resperger zufolge auf umgestürzte Bäume. Neun Feuerwehren waren am Donnerstagnachmittag in den Bezirken Mödling und Baden noch immer im Einsatz.

Das Bezirkskommando Baden teilte mit, dass alleine im Großraum Alland-Hochstraß 143 Helfer ausgerückt waren. Sie seien bis in die frühen Morgenstunden im Dauereinsatz gestanden.

So wird das Wetter am Freitag

Eine kleine Wetterbesserung ist für Freitag zu erwarten. Der Tag bringt zur erfreulichen Abwechslung viel Sonnenschein, am Nachmittag liegen die Temperaturen zwischen sieben und 15 Grad. Am Wochenende wechseln Sonne und Wolken und stellenweise ziehen Regen- oder Schneeschauer durch, vor allem an der Nordseite der Alpen. Die Schneefallgrenze liegt zwischen 800 und 1.200 Meter. Die Höchsttemperaturen am Wochenende erreichen meist um zehn Grad, in Kärnten und der südlichen Steiermark sind bis zu 18 Grad möglich.

Obersteirische Straße nach Hinterwildalpen gesperrt

Die obersteirische Ortschaft Hinterwildalpen ist wegen der extrem hohen Lawinengefahr derzeit nicht über den Straßenweg erreichbar. Rund 80 Bewohner sitzen laut Karin Gulas (SPÖ), Bürgermeisterin von Wildalpen, vorerst in ihrem Seitental fest. Auch die Straßen nach Rothwald, einem weiteren Seitental an der Salza, ist gesperrt. Die Lawinenkommission war vor Ort und beurteilt die Gefahrenlage.

"Unsere älteren Bewohner haben gesagt, dass sie so etwas in den letzten 30 Jahren im April noch nicht erlebt haben", schilderte Gulas im APA-Gespräch. Am Dienstag hatte es zu schneien begonnen, am Mittwoch sei es "am schlimmsten" gewesen, am Donnerstag ließ es langsam nach, doch mehr als 70 Zentimeter Schnee sind bereits gefallen. "Die Räumfahrzeuge fahren pausenlos." Die Straßen seien nun zwar frei, aber die Gefahr durch Lawinen sei zu groß, um alle für den Verkehr freizugeben. Die Straße nach Hinterwildalpen und Rothwald ist daher gesperrt.

Schulbetrieb hat am Donnerstag deswegen keiner stattgefunden, denn die Direktorin der kleinen Volksschule Wildalpen wohnt in Hinterwildalpen und konnte nicht zum Unterricht kommen. Fraglich war am Donnerstagnachmittag, ob am Freitag wieder die Schule öffnet. Der Kindergarten sei in Betrieb und die Hochschwab Straße (B24) normal befahrbar, erklärte Gulas.

Problematisch war am Donnerstag die Ankunft der ersten Rafting-Gäste für den bevorstehenden Rafting-Europa-Cup am Wochenende. Die Camping-Plätze, auf denen Teilnehmer und Zuschauer eigentlich übernachten wollten, sind voll mit Schnee. Die Gäste werden daher im einzigen Hotel in Wildalpen sowie in anderen Unterkünften warme Betten vorfinden, versicherte die Bürgermeisterin. Für das Wochenende habe sich außerdem eine Wetterbesserung angesagt.

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