Schlecht geschlafen?
Daran könnte es liegen

Aufwachen wie gerädert - US-Forscher ergründen die Ursache von Schlafstörungen

Schlecht geschlafen? Könnte es sein, dass Sie vom Bett aus noch schnell mal eine Runde durchs Internet gesurft sind, E-Mails gecheckt oder mit Freunden gechattet haben? Einer US-amerikanischen Studie zufolge verringert die Nutzung des Smartphones vor dem Zubettgehen die Schlafqualität. Doch woran genau liegt das?

von Junge Frau mit dem Gesicht im Frühstücksteller © Bild: Shutterstock.com

Der in der Fachzeitschrift "Plos" veröffentlichten Studie zufolge schlafen Menschen sowohl schlechter als auch kürzer, wenn sie ihr Handy direkt vor oder gar während ihrer gewohnten Schlafenszeit nutzen. Klar, wer des nächtens mitunter mehrmals online geht, wird am nächsten Morgen automatisch wie gerädert aufwachen. Doch mehr dazu später.

Insgesamt 650 Personen, alle über 18 Jahre alt, nahmen laut "spiegel.de" an der Studie teil. Mittels einer App wurde über eine Dauer von 30 Tagen eruiert, wie oft und wie lange ihr Handydisplay aktiviert war. Unter anderem mussten sie auch Angaben zu ihren Schlafgewohnheiten machen. Was die Forscher der University of California in San Francisco allerdings nicht ausschließen können, ist die Möglichkeit, dass das Handy nicht die Ursache des Übels ist. So könnte es auch lediglich eine willkommene Alternative zu ohnehin schlaflosen Nächten darstellen.

Welche Rolle spielt das blaue Licht?

Gehen wir aber mal davon aus, dass das Smartphone der Schlafräuber ist. Wie kommt es, dass es die Qualität unserer Nachtruhe derart beeinträchtigt? In diesem Zusammenhang fällt immer wieder der Begriff Melatonin. Das sogenannte Schlafhormon ist dafür zuständig, dass wir müde werden und einschlafen. Nun gibt es aber mehrere Studien, die belegen, dass blaues Licht die Ausschüttung von Melatonin unterdrückt. Und wie der Zufall so will, wird dieses spezielle Licht von so gut wie jedem elektrischen Gerät mit Bildschirm und folglich auch vom Smartphone abgegeben.

Dazu der Wiener Schlafexperte Dr. Michael Saletu: "Das blaue Licht verlängert den Einschlafprozess per se." Eine wesentliche Rolle spiele dabei unsere innere Uhr: "Die Ausschüttung von Melatonin dient als innerer Zeitgeber." Wird sie nun durch das Blaulicht gehemmt, geht auch der Zeitgeber verloren. "Das Licht desynchronisiert unsere innere Uhr. Es gibt vor, nicht schlafen zu müssen." Abgesehen vom Blaulicht trage noch ein anderer Faktor wesentlich zur Misere bei: die emotionelle Erregung. Schließlich würden beispielsweise via Smartphone konsumierte negative Nachrichten das Einschlafen erschweren.

Wenn die ständige Erreichbarkeit zur Sucht wird

Der deutsche Schlafforscher Hans-Günter Weeß spricht von einer Art permanentem Bereitschaftsmodus. Der Gedanke, ständig erreichbar sein zu müssen, könne sogar zu einem suchtähnlichen Verhalten, die Handynutzung betreffend, führen. Die Betreffenden "stehen unter Grundanspannung und überprüfen mehrmals in der Nacht, ob sie neue Nachrichten bekommen haben. Der Schlaf ist dann viel weniger erholsam", erklärt er gegenüber "spiegel.de".

So schlafen Sie besser

"Das Bett soll dem Körper suggerieren, dass es Zeit ist, schlafen zu gehen", erläutert Saletu. Wer dagegen in Decke und Polster gekuschelt lange Wachzeiten zubringt - egal ob nun mit oder ohne Smartphone -, führt seinen Körper in die Irre. "Ein falsches Ritual wird antrainiert." Vor allem bei Ein- und Durchschlafstörungen sei das Handy ebenso wie Tablet, Fernseher und Co. aus dem Schlafzimmer zu verbannen. Denn nichts kontraproduktiver für einen von Schlaflosigkeit Geplagten, als in der Nacht online zu gehen. Hat sich ein Negativkreislauf wie dieser nämlich erst mal verfestigt, ist er nur schwer wieder zu durchbrechen.

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