Chinesische Provinz führt
Test für Scheidungswillige ein

Mit dem Test sollen Paare überprüfen, ob ihre Beziehung wirklich "am Ende" ist

Mit Fragen wie "Was ist das Lieblingsessen Ihres Partners?" will ein Test für scheidungswillige Paare in der chinesischen Provinz Jiangsu feststellen, ob eine Ehe wirklich "unrettbar" verloren ist. Die Behörden wollen damit gegen die steigende Scheidungsrate vorgehen.

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Test für Scheidungswillige ein © Bild: shutterstock

Chinas Behörden kämpfen seit Jahren gegen die massiv steigenden Scheidungsraten im Land. Einen neuen Weg dabei nun die ostchinesische Provinz Jiangsu: Ein Test soll klären, ob für scheidungswillige Paare in Wahrheit nicht doch noch "Hoffnung" besteht. Der letzte Woche vom dortigen Ministerium für Zivilangelegenheiten eingeführte "Scheidungstest" enthält Fragen wie "Wie oft sind Sie zusammen verreist?", "Was ist die beste gemeinsame Erinnerung mit Ihrem Partner?", "Was ist das Lieblingsessen Ihres Partners?" und "Was ist der Lieblingssnack Ihres Kindes?". Auch nach Jahres- und Geburtstagen wird gefragt.

Scheidungen in China haben sich vervielfacht

Erhält ein Paar dabei 60 Punkte oder mehr, ist ihre Ehe laut chinesischen Behörden noch nicht hoffnungslos verloren. Jene mit niedrigeren Werten können sich jedoch darauf einstellen, dass die Beziehung "vor dem Auseinanderbrechen" steht. "Das Ziel ist, dass beide Seiten sich selbst und den anderen verstehen, und sich an kleine Momente in ihrer Ehe erinnern", zitiert der "Guardian" eine chinesische Staatszeitung. Rechtliche Folgen hat das Testergebnis aber keine – auch der Test selbst ist freiwillig, wie das Ministerium nach Kritik klarstellte. Bisher hätten es auch die meisten Paare abgelehnt, sich dem Test zu unterziehen. Und jene drei, die ihn gemacht haben, haben dann dennoch die Scheidung eingereicht.

Im letzten Jahr ließen sich in China 3,4 Millionen Paare scheiden, um acht Prozent mehr als im Jahr davor. Zum Vergleich: 1995 waren es nur knapp über eine Million Scheidungen, 1979 bloß 319.000. Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs werden Frauen finanziell unabhängiger und häusliche Gewalt sowie außereheliche Affären werden immer weniger toleriert. Zugleich ist es der Wunsch der chinesischen Führung, die bestehenden Familienstrukturen möglichst zu bewahren. Präsident Xi Jinping forderte die Bevölkerung 2016 auf, die "Kultur guter Familien" zu stärken.

Nun auch ein "Ehetest" vor der Hochzeit

Das chinesische Höchstgericht erklärte ebenfalls 2016, Richter müssten in Scheidungsfällen zwischen bloßen "Ehekrisen" und dem "Ehetod" unterscheiden. Gerichte verlangen von Paaren daher oft zuerst eine dreimonatige "Abkühlungsphase", bevor sie eine Scheidung bewilligen. Und in der Provinz Guangdong müssen Paare zuvor verpflichtende Mediationskurse besuchen. Da im Internet zahlreiche Menschen der Meinung waren, ein Test vor der Eheschließung wäre sinnvoller, bietet das Ministerium in Jiangsu nun auch einen freiwilligen "Ehetest" und kostenlose Eheberatung an.