Elfriede Jelinek verteidigt
"Neger"-Produktion

Genets Schauspiel geriet wegen Titel und "Blackfacing" in die Kritik

von Elfriede Jelinek © Bild: Corbis

Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek: "Man muss es aufführen. Und Johan Simons wird es, die entsetzliche holländische Kolonialgeschichte im Rücken, so inszenieren, dass die Aufführung zu einer politisch wichtigen und bewusstmachenden Sache wird, so wie es von Genet gemeint war. Genet und Simons Rassismus zu unterstellen, wäre vollkommen absurd. Sie entlarven Rassismus, und das ist auch die Aufgabe der Kunst.“

Turrini: "'Zehn kleine Schwarzafrikaner' kein Fortschritt"

Peter Turrini: "'Zehn kleine Schwarzafrikaner' oder 'Schneewittchen und die sieben Kleinwüchsigen' ist kein Fortschritt, sondern endet in der Idiotie. Ich bin durchaus dafür, dass Begriffe, die politisch oder historisch belastet sind, im Sprachgebrauch verändert werden. Aber die literarische Sprache ist nicht nur Frage von Inhalt, sondern auch eine Frage von Form. Wenn man anfängt, die Form anzugreifen, bricht die ganze Literatur zusammen. Das versuche ich den Randalierern zu erklären."

Roth: "Das Gefährlichste und Dümmste ist immer das ideologische Denken"

Besonders heftig argumentiert Gerhard Roth: "Die Generation, die jetzt die Sprache bestimmen will, kommt nicht selten aus einer Welt, in der man sich mit den Eltern und den Großeltern über die Zeit des Nationalsozialismus nicht auseinandergesetzt hat. Man nimmt das Ganze als abstrakte Formel, nicht als etwas, das in der Familie diskutiert und in die richtige Richtung geleitet wurde. Der Unverstand, der diesbezüglich herrscht, ist der Unverstand einer nachrückenden, sich permanent und altklug auf der sicheren Seite fühlenden Generation. Interessanterweise treten Leute für Verbote ein, die oft auch die Burka verteidigen, den Ausdruck völliger Herrschaft des Mannes über die Frau. Das Gefährlichste und Dümmste ist immer das ideologische Denken."

Rückenwind von Rabinovici

Mit den Protesten solidarisiert sich Doron Rabinovici: "Man kann nicht so tun, als wäre man gegen Rassismus, ohne auf jene Rücksicht zu nehmen, die die ersten Opfer des Rassismus sind. Es geht nicht um Political Correctness! Es geht um jene Solidarität, die das Stück eigentlich für sich beansprucht."

Kommentare

Man wird das Neger nicht mehr im Sprachgebrauch verwenden, aber trotzdem "Nigger" denken und danach handeln. Was hat man nun erreicht? Ist doch alles nur Makulatur, solange das Denken nicht verändert wird.

Wo ist da jetzt der Unterschied? Frau Jelinek darf was Mölzer nicht durfte. Tja unter dem Deckmantel der Kunst ist alles erlaubt, siehe auch das Lifeballplakat.

Seite 1 von 1