Schau mit Nackt-Bildern und Star-Porträts:
Fotografien aus der Zwischenkriegszeit

Trude Fleischmann-Werke im Wien Museum zu sehen Fotografien von Albert Einstein & Co. bis 29. Mai

Trude Fleischmann gilt als eine der bedeutendsten heimischen Fotografinnen der Zwischenkriegszeit. Mit Porträts von Schauspielern, Tänzern und Intellektuellen ist sie nicht nur Chronistin, sondern auch eine hochwertige Künstlerin dieser Zeit, in der es für Fotografinnen keine Selbstverständlichkeit war, modern und selbstbewusst aufzutreten. Die Ausstellung "Trude Fleischmann. Der selbstbewusste Blick" im Wien Museum am Karlsplatz präsentiert von 27. Jänner bis zum 29. Mai einen umfangreichen Überblick der Arbeiten aus der Wiener Zeit der 1938 geflüchteten Fotografin.

Kuratorin Frauke Kreutler zeigte sich erstaunt, wie wenig von Fleischmann eigentlich bekannt ist, da sowohl ihre Bilder wie auch die Fotografin selbst keine Geheimtipps mehr seien. Am bekanntesten sind wohl die Aktfotografien, die sie Mitte der 1920er Jahre u.a. von der Tänzerin Claire Bauroff anfertigte. Als Bauroff diese bei einem Auftritt im Berliner Admiralspalast affichieren ließ, sorgte dies für einen Skandal und die kontrastreichen Körperstudien wurden von der Polizei konfisziert.

"Unwahrscheinliche Netzwerkerin"
Kreutler beschreibt Fleischmann (1895-1990) als "unwahrscheinliche Netzwerkerin", die aktiv versuchte, "berühmte Menschen in ihr Studio zu holen". Dass ihr das durchaus gelang, belegen unzählige Porträts von Schriftstellern, Politikern, Architekten sowie Vertretern des kulturellen Lebens in Wien zu dieser Zeit, die am Anfang der Schau stehen. Ihren Porträtstil beschreibt die Kuratorin zwar als grundsätzlich traditionell, aber mit sehr sachlichen Zügen, womit sie eine "moderate Moderne" vertrete. "Sie war keine radikale Neuerin, aber bestach durch souveräne Eleganz ihrer Bilder."

Neben Akt- und Porträt- auch Landschaftsbilder
Der Titel der Ausstellung beziehe sich nicht nur auf die Person hinter, sondern auch jene vor der Kamera, so Kreutler. Immerhin seien Aktfotografien von durchaus bekannten Persönlichkeiten des Kulturlebens damals "eine enorme gesellschaftliche Herausforderung" gewesen. Dass Fleischmann neben ihren vielbeachteten Porträtaufnahmen ein insgesamt sehr breites Oeuvre vorzuweisen hat, zeigen ihre Heimat- und Landschaftsaufnahmen, wie Kurator Anton Holzer ergänzte. "Sie hat die Zeichen der Zeit aufmerksam gelesen und das wechselnde politische Klima in ihre Arbeit aufgenommen." Neben Fleischmann sind auch weitere Fotografinnen der Zwischenkriegszeit mit Werken vertreten, u.a. Edith Barakovich, Marianne Bergler oder Grete Kolliner.

Fotos aus Übersee
Arbeiten, die nach Fleischmanns Flucht 1938 in den USA entstanden, sind im letzten Raum der Schau platziert. Hier finden sich Porträts von Albert Einstein oder dem Dirigenten Arturo Toscanini, sowie großformatige Abzüge der Schauspielerin Katherine Cornell oder eine Aufnahme eines schlafenden Mannes auf der Brooklyn Bridge in New York. Erstmals zu sehen ist ein Filmdokument, das die Fotografin bei einer Bar Mitzwa 1957 im Kreis ihrer Familie zeigt.

Großteil aus eigenem Depot
Ein Großteil der gezeigten Arbeiten stammt aus der hauseigenen Sammlung, so Wolfgang Kos, Direktor des Wien Museums. Mit knapp 200 Vintage-Prints aus der Zwischenkriegszeit verfüge das Museum über den größten Fotobestand Fleischmanns. Kos betonte, dass man Sonderausstellungen künftig verstärkt um den eigenen Bestand ansiedeln wolle, um "Bedeutendes aus dem Depot auf die Bühne zu bringen". Mit der Schau zu Trude Fleischmann ist dies bereits eindrucksvoll gelungen.

(apa/red)