Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée hat mit scharfen Worten ein Benetton-Werbefoto von aus dem Mittelmeer geretteten Flüchtlingen angeprangert. "Die humanitäre Tragödie, die sich im Mittelmeer abspielt, darf niemals für kommerzielle Zwecke benutzt werden", kritisierte die Organisation am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter.
In der Werbung der italienischen Modefirma sind Flüchtlinge auf einem Boot zu sehen, die rote Rettungswesten tragen und vom Hilfsschiff "Aquarius" geborgen werden. In der unteren rechten Ecke ist der Schriftzug "United Colors of Benetton" zu lesen.
SOS Mßediterranée "vollumfänglich" distanziert
SOS Méditerranée erklärte, sich "vollumfänglich" von dieser Kampagne zu distanzieren. Das Foto war demnach bei dem Rettungseinsatz vor mehr als einer Woche aufgenommen worden. "SOS Méditerranée gibt niemals sein Einverständnis für eine kommerzielle Nutzung seiner Fotografien", schrieb die Organisation. Sie kritisierte auch den Fotografen, der das Bild aufgenommen hatte.
Die "Aquarius" hatte zuletzt den Streit um die EU-Asylpolitik neu entfacht, da Italien die Aufnahme der mehr als 600 Flüchtlinge auf dem Schiff verweigerte.
Auch Italiens Innenminister Salvini meldete sich zu Wort und kritisierte mit scharfen Worten die Kampagne. "Finde nur ich diese Werbung armselig?", schrieb Salvini auf Twitter. Salvinis Partei, die rechte Lega, rief zu einem Boykott von Benetton-Produkten auf.
Der Starfotograf Oliviero Toscani, Urheber der umstrittenen Werbekampagne, zeigte sich über den Boykottaufruf der Lega unbekümmert. "Salvini ist so hässlich, dass er mit unseren T-Shirts Benetton keine große Werbung machen würde", kommentierte Toscani. Die Tatsache, dass Salvini seine Werbekampagne attackiere, sei ein Beweis, dass diese richtig sei.
Der 76-jährige Toscani hatte bereits von 1986 bis 2000 mit Benetton zusammengearbeitet. Ende 2017 war er wieder zum Modekonzern zurückgekehrt. Der Neuanfang ist auf das Comeback des Firmengründers Luciano Benetton zurückzuführen. Dieser hatte 2017 nach mehreren Jahren außerhalb des Konzerns wieder das Ruder des krisengeschüttelten Modeunternehmens übernommen.
Nicht das erste Mal
Benetton sorgt mit seinen Werbekampagnen immer wieder für Empörung. Unter anderem zeigte das Unternehmen in der Vergangenheit einen sterbenden Aids-Kranken sowie eine Fotomontage eines Kusses zwischen dem Papst und einem Imam.