"Schallenberg befeuert seine aristokratische Aura"

Alexander Schallenberg ist der neue Bundeskanzler Österreichs seit dem Rückzug von Sebastian Kurz. Doch wird ihm nachgesagt, nur eine Marionette eines Schattenkanzlers Kurz zu sein. Was verrät seine Körpersprache dazu? Und wie agiert der Neo-Kanzler in seinen ersten Auftritten? Körpersprache-Experte Stefan Verra analysiert für News.at.

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"Schallenberg befeuert seine aristokratische Aura"

„Alexander Georg Nicolas Christoph Wolfgang Tassilo Schallenberg. So heißt der neue Bundeskanzler“, trägt Körpersprache-Experte Stefan Verra den klingenden Namen des neuen Bundeskanzlers der Republik Österreich vor. Mit diesem Namen schwinge auch bereits stets ein wenig die aristokratische Familienherkunft mit, so Verra und sieht neben der österreichischen Sehnsucht nach einer Zeit, wo man weltpolitisch noch eine Rolle gespielt habe auch den neuen Regierungschef selbst dafür verantwortlich, denn er „befeuert diese Aura auch selbst.“

»Er trachtet danach, mit seiner Körpersprache einen aristokratischen Habitus zu zeigen«

„Er trachtet danach, mit seiner Körpersprache einen aristokratischen Habitus zu zeigen“, erklärt Verra. Und führt aus: „Aristokratie erkennt man an der Körpersprache an zwei Faktoren: Wenig Reaktionen auf andere und wenn dann langsame Reaktionen, also dieses langsame Zuwenden zu jemandem.“ Das habe sich schon bei Schallenbergs Antrittsrede gezeigt, wo er in knapp fünf Minuten nur vier Mal zu gestischen Bewegungen angesetzt habe, ansonsten sehr stabil mit seinen Händen und breit am Rednerpult geblieben sei. Auch seinen Kopf wende der neue Kanzler „sehr erhaben von links nach rechts, während er seine Rede mehr oder weniger abliest.“ Und diese kleinen Bewegungen sowie die wenigen Gesten ermöglichen eben einen Blick auf die Aristokratie, analysiert Verra.

Wo der Adelsanspruch endet

Doch: Damit ende auch schon dieser Adelsanspruch, da würde auch der „etwas angestaubte Handkuss“, den der ehemalige Außenminister bei Auslandsreisen gerne bemühe, nichts nützen, „denn seine Körperhaltung ist dafür zu nach oben gerichtet.“ Heißt: Schallenberg ist meist etwas zurückgelehnt, hat den Kopf nach hinten und blickt ein wenig nach oben. Und auch wenn die Bewegungen links und rechts sehr erhaben seien, würden sie meist mit einer schnellen Bewegung beginnen. Und, besonders auffallend für den Experten: Die Augen, die sehr oft sehr weit geöffnet seien, denn das zeige: „Von aristokratischer Erhabenheit ist da nicht mehr viel zu sehen.“

Kontroverse um Geste im Parlament

Das habe er, so Verra, wie auf Befehl bei der ersten Nationalratssitzung bewiesen: In einer vieldiskutierten Szene, als ihm NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger Schallenberg Unterlagen zur Hausdurchsuchung gibt, sieht dieser die Blätter kurz an, zögert kurz - und wirft sie auf den Boden bevor er sich wieder seinem Smartphone widmet. Vizekanzler Werner Kogler daneben sieht dem Spektakel ein wenig pikiert und überrascht zu. Verra dazu: „Insgesamt muss man sagen: Da war die Erhabenheit überhaupt nicht mehr zu sehen“ und mutmaßt, dass Schallenberg sich hier möglicherweise nur Applaus von seinen Parteifreunden erwartet habe. (Anm.: Schallenberg entschuldigte sich danach via Twitter für diese Geste, siehe Tweet.)

Anzeichen für Marionetten-Dasein

Zur Debatte um die eigentliche Schattenkanzlerschaft Sebastian Kurz‘ mit Schallenberg als „Marionette“ meint Verra: „Dazu trägt auch Schallenbergs Körpersprache bei, denn sie ist zu wenig stabil.“ Für den Experten an zwei Faktoren erkennbar: Schallenberg „sucht sehr gerne die Aufmerksamkeit und die Blicke von denen von ihm als Alphatier angesehen Personen. Und wenn er einen kleinen Fehltritt macht, und sei es nur die falsche Positionierung vor einer Kamera, positioniert er sich blitzschnell um und lächelt ein wenig nervös in die Kamera.“

»Aus körpersprachlicher Sicht ist Schallenberg kein wirkliches Schwergewicht«

Verras Fazit: „Wenn Schallenberg auf gewohntem Terrain ist, hat er genug Ressourcen, um diese Erhabenheit zu zeigen, allerdings ist die Membran, die durch Unvorhergesehenes schnell durchstochen wird, sehr sehr dünn und da zeigt sich schon, dass es mit der Sicherheit von Alexander Schallenberg nicht weit her ist.“ Aus körpersprachlicher Sicht sei der neue Kanzler somit „kein wirkliches Schwergewicht“ und werde es „deswegen nicht sehr leicht haben, in dieser Krisensituation, die Österreich gerade erlebt.“

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Stefan Verra
© Stefan Verra Körpersprache-Experte Stefan Verra

Stefan Verra gehört zu den gefragtesten Körpersprache-Experten im deutschen Sprachraum. Jährlich begeistert er über 100.000 Menschen von Europa über die USA bis nach China. Seine Körpersprache-Analysen werden regelmäßig in den großen Medien publiziert. Stefan Verra analysiert in diesem Jahr die Körpersprache für die Sommergespräche auf ORF III.
Der Bestseller-Autor ist Gastdozent an mehreren Universitäten, Universitätskliniken und Regierungsorganisationen, wie der NATO und über 150.000 Menschen verfolgen seine Körpersprache Tipps über Social Media.
In seinem Die Körpersprache der Mächtigen" analysiert er die Körpersprache von PolitikerInnenn wie Angela Merkel oder Emmanuel Macron und widmet auch Sebastian Kurz ein ganzes Kapitel. Außerdem gibt Stefan Verra Tipps, was wir von den Mächtigen dieser Welt für unseren persönlichen Erfolg lernen können.