Sarkozy, Royal oder Bayrou: "Dreikampf" in Frankreich wird doch noch spannend!

Abschneiden Le Pens bleibt Unsicherheitsfaktor

Knapp vier Wochen vor dem ersten Durchgang ist in Frankreich das Rennen um die Präsidentschaft offen. Aus dem vorhergesagten Duell zwischen dem Hauptprotagonisten der bürgerlichen Rechten, Nicolas Sarkozy, und der Sozialistin Ségolène Royal ist durch den Aufstieg des Zentrumsdemokraten Francois Bayrou ein Dreikampf geworden. Doch auch hinter dem Favoriten-Trio stehen Fragezeichen. Fast die Hälfte der Franzosen hat sich laut Umfragen noch nicht festgelegt. Die Meinungsforscher tun sich nach ihrem Debakel von 2002 erneut schwer, den Exponenten der extremen Rechten, Jean-Marie Le Pen, einzuschätzen, der vor fünf Jahren gegen alle Prognosen in die Stichwahl kam.

"Alles ist möglich", sagt Dominique Reynié von der Pariser Stiftung für Politikwissenschaften zur Ausgangslage für dden ersten Wahlgang am 22. April und das Stechen zwischen den beiden Bestplatzierten am 6. Mai. Von den zwölf vom Verfassungsrat zugelassenen Kandidaten kommen Royal, Sarkozy und Bayrou in Umfragen über 20 Prozent. Schafft Bayrou es in die zweite Runde, würde er sowohl Royal als auch Sarkozy schlagen. Der Politologe Reynie erklärt dies mit einem Unbehagen vieler Franzosen gegenüber dem sich als Hardliner gebenden Sarkozy und der in ihren Aussagen oft vage bleibenden Royal. Bayrou, der - obwohl ein traditioneller Politiker des bürgerlichen Lagers und mehrmaliger Minister in konservativen Regierungen - vorgibt, das Rechts-Links-Schema durchbrechen zu wollen, wirke "moderater als Sarkozy und realistischer als Royal".

Sarkozy und Royal sahen sich deshalb gezwungen, ihre jeweiligen Strategien über den Haufen zu werfen, schon früh über ihre Stammwähler hinaus um Stimmen zu werben. Ein strategischer Fehler, wie der Altgaullist und Ex-Innenminister Charles Pasqua findet. "Die Kandidaten sollten sich schnell daran erinnern, dass eine Präsidentschaftswahl zwei Runden hat", mahnt er. "In der ersten müssen sie vor allem ihr eigenes Lager um sich sammeln."

Sarkozy, der sogar sozialistische Parteiheilige wie Jean Jaurès oder Léon Blum zitiert, wandte sich schnell wieder der Ausländerpolitik zu, mit der er traditionell bei seiner rechtsgerichteten Klientel punkten kann. Seine Ankündigung, ein "Ministeriums für Einwanderung und nationale Identität" zu schaffen, löste erwartungsgemäß links der Mitte Empörung aus. Doch Umfragen belegen: Die Mehrheit der Franzosen begrüßt in dieser Frage die harte Linie des UMP-Chefs.

Royal tut sich mit ihrer Reaktion auf den "dritten Mann" Bayrou ungleich schwerer. Nachdem der UDF-Chef sie vorübergehend in den Umfragen eingeholt hatte, brach ihr Konflikt mit den "Elefanten" ihrer Sozialistischen Partei (PS) wieder aus, von denen einige sich selbst gerne als Elysée-Anwärter gesehen hätten. So kritisierte Ex-Premier Laurent Fabius, die 53-Jährige habe das Thema Airbus zu schnell zu den Akten gelegt. Royal warf den PS-Schwergewichten dagegen vor, zu Beginn des Wahlkampfs "keine ausreichend geschlossene Front" um sie herum gebildet zu haben.

Inhaltlich will sich Royal von der Konkurrenz jetzt durch eine Reform des politischen Systems abgrenzen. Am Wochenende machte sie sich deshalb erstmals die Forderung der PS-Linken nach Schaffung einer "Sechsten Republik" zu eigen. Laut Royal-Sprecher Vincent Peillon ist das eine Reaktion darauf, dass ihre Vorschläge für eine Stärkung des Parlaments und eine "soziale Neugründung" bisher "relativ ungehört geblieben sind".

Und Jean-Marie Le Pen? Der 78-jährige Chef der fremdenfeindlichen Partei Front National (FN) sieht sich über 20 Prozent, die Umfragen geben ihm zwischen elf und 14. Wahlforscher kalkulieren dabei ein, dass viele Le-Pen-Wähler sich ungern zu ihrer Stimmabgabe bekennen. Doch ob die Institute den Schweigebonus für Le Pen dieses Mal treffender berechnen als 2002 weiß niemand. "Und Le Pen holt gerade gegen Ende des Wahlkampfs Stimmen", so Politologe Reynié.
(apa/red)