Sarah Wieners
neues Kochbuch

Wer wissen will, was bei der ersten Oscar-Nacht gespeist, beim legendären "Dinner for One" serviert wurde oder was Nelson Mandela vor seiner Freilassung gegessen hat, kann auf das neue Buch von Kultköchin Sarah Wiener setzen. Die bekannte TV-Köchin beschreibt 33 "Gerichte, die die Welt veränderten" und liefert auch die Rezepte dazu. Am Freitag hat Wiener das Buch in ihrer Heimatstadt präsentiert.

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Kochbuch - Sarah Wieners
neues Kochbuch

Die Rezepte reichen von Cäsars Wildschweinbraten, den er nach seinem Sieg über die Gallier verspeist haben soll, bis hin zum Lieblingsfrühstück der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai - Fladenbrot Chapati, Eier und gesüßter Tee. "Ich wollte mit diesem Buch meinen Lesern die Möglichkeit bieten, sich der Geschichte durch den Magen zu nähern. Viele historische Aspekte kennt man aus zahlreichen Quellen. Was uns aber alle interessiert, ist doch das Persönliche, Anfassbare, Private und wie es überhaupt zu diesen besonderen Ereignissen kam oder wie sie persönlich erlebt wurden", meinte Wiener.

Team recherchierte Originalrezepte

Um ein historisch fundiertes Buch zu schreiben und so viele Originalrezepte wie möglich zu finden, hat Wiener mit einem Rechercheteam zusammengearbeitet. Bis zu fünf Leute, darunter der Autor Thomas Schrems, haben ein Jahr lang in Archiven, in Briefen, in Nachlässen oder bei Zeitzeugen recherchiert. So wurde etwa für das Essen Mandelas am Vorabend seiner Freilassung mit dem jetzt in den USA lebenden Koch, der es zubereitete, Kontakt aufgenommen. Für das Essen Konrad Adenauers mit John F. Kennedy in Berlin durchforstete das Team Unterlagen im deutschen Bundesarchiv, und fand dazu auch historisches Bildmaterial, das sich im Buch wiederfindet.

Sarah Wiener hat zur Präsentation im Cafe Prückel gleich zwei historische Kostproben mitgebracht. Mary Lincoln, die Frau von Abraham Lincoln, hat gerne für ihre Gäste gebacken. "Sie hat bis zu sieben Kilo Zucker pro Woche für Mehlspeisen verbraucht", erzählte sie über die First Lady. Ihr legendärer White-Almond-Cake wurde am Freitag ebenso serviert wie der Coconut Cake der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson. Sie sei nicht nur eine gute Schriftstellerin gewesen, sondern auch eine "geniale Köchin", meinte Wiener.

Wiener hebt Rolle starker Frauen hervor

Die Autorin versuchte deshalb auch, die Rolle von starken Frauen in der Geschichte zu betonen. Neben Mary Lincoln und Emily Dickinson finden sich in ihrem neuen Buch auch Geschichten und Gerichte u.a. der Nobelpreisträgerin Marie Curie, von Gertrude Ederle, die als erste Frau den Ärmelkanal durchschwamm, und von der US-Bürgerrechtlerin Rosa Parks.

Dabei legte Wiener besonderen Wert auf positive Gefühle, die bei manchen Essen ausgelöst werden. "Das letzte Essen auf der Titanic vor deren Untergang würde kaum jemand gerne nachkochen, ebenso wenig wie Henkersmahlzeiten, auch wenn die Delinquenten berühmt waren", sagte sie.

Große historische Ereignisse

Diese großen historischen Ereignisse würden aus der Perspektive der dabei servierten Gerichte "menschlicher und greifbarer", sagte Wiener. "Das zeigt im Buch besonders deutlich etwa die Geschichte über Franklin D. Roosevelt, Winston Churchill und Josef Stalin, die mitten im Zweiten Weltkrieg bei einem Essen über die Zukunft Europas entschieden", erzählte die Köchin. "Ein Gericht wie jenes nachzukochen, das diese drei Männer miteinander gegessen haben, ist etwas ganz Besonderes, aber zeigt auch die Absurdität politischer Verhandlungen."

Wiener hat, wenn sie Originalrezepte gefunden hat, diese auch 1:1 abgedruckt. Auch wenn sie es selbst anders kochen würde. Für Kennedys Dinner in Berlin wurde etwa Eierlikör Petit Fours serviert. Für die Creme wurde entgegen Wieners Geschmack Vanillepuddingpulver aus dem Packerl verwendet. "Wenn das so war, dann soll es so sein", sagte sie lächelnd.

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