Faymann schlägt um sich

Bundeskanzler stärkt Gabi Burgstaller Rücken und attackiert die ÖVP und Fekter

von Werner Faymann © Bild: APA/Georg Hochmuth

"Jene, die sich unanständig verhalten, werden die Rechnung präsentiert bekommen", sagte Faymann in Richtung ÖVP und Fekter. Wenn die ÖVP glaube, "diese schweren Stunden" für einen "kleinen Erfolg" ausnützen zu können, "dann werden sie sich täuschen". Denn die Bevölkerung würde merken, wer aufklären und wer nur "politisches Kleingeld wechseln" wolle. Die ÖVP sei in der Affäre ebenfalls in der Verantwortung, denn die Spekulationen hätten unter schwarzer Führung begonnen. Der Finanzministerin warf der Kanzler vor, den Begriff "Troika" bewusst gewählt zu haben, um den Eindruck zu erwecken, dass Salzburg wie Griechenland unter Kuratel gestellt werden müsste. Der Salzburger Landeshauptfrau wünschte er "das aller Beste". Er sei überzeugt, dass Burgsteller das Problem wieder in Ordnung bringen werden und hoffe, dass sie bei der Wahl wieder antrete, so Faymann.

Faymann fordert strengere Regeln

In der Sache selbst bekräftigte Faymann seine Forderung nach strengen Regeln für die Veranlagung von öffentlichen Geldern und einem Spekulationsverbot. Die SPÖ will das in einem Verfassungsgesetz regeln, die ÖVP plädiert dagegen für ein Bundesgesetz und 9 Landesgesetze, wie Parteichef Michael Spindelegger am Sonntag in der Tageszeitung "Österreich" sagte. Weiters verlangte der Kanzler Regeln, mit denen der Bund Einblick in die Finanzen der Länder bekommt. Die Gebietskörperschaften müssten transparent machen, wie sie ihr Geld anlegen und ob es Risikogeschäfte gibt. Konkret kann sich Faymann einen monatlichen Bericht vorstellen. Das sei wichtig für die Bonität des Landes und diese werde vom Bund vertreten, so Faymann.

"Es wäre fahrlässig", wenn man den Fall Salzburg nicht zum Anlass nehmen würde, um hier neue Regeln zu schaffen. Zur Forderung des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll, dass die Länder im Gegenzug Einblick in die Bundesfinanzen bekommen sollen, meinte Faymann, dass er kein Problem damit hätte. Überzeugen will Faymann die Ländern von seinen Plänen damit, dass für die Krisenbank Hypo Alpe Adria nicht nur die Kärntner, sondern auch alle anderen zahlen müssen. "Die Vorarlberger sind sparsame Leute, sie werden Verständnis haben", so Faymann. Er habe aber nicht vor, den Ländern die Finanzhoheit zu nehmen.

ÖVP weist Faymann-Kritik zurück

Die ÖVP hat die Kritik von Bundeskanzler Faymann in der ORF-Pressestunde zurückgewiesen und den Salzburger Finanzskandal als "SPÖ-Skandal" bezeichnet. ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch attestierte Faymann, der der ÖVP "unanständiges Verhalten" vorgeworfen hatte, "substanzlose Rundumschläge und Krokodilstränen", die "fehl am Platz" seien. Die Oppositionsparteien begrüßten indes den Vorschlag, die Kassen der Gebietskörperschaften zu durchleuchten, um mögliche weitere Spekulationsgeschäfte zu unterbinden; übten aber auch viel Kritik am Regierungschef.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zeigte sich empört darüber, dass Faymann versucht habe, den Salzburger Spekulationsskandal "schön-und kleinzureden". Nicht gefallen haben Strache auch Faymanns "völlig unkritische EU-Lobhudeleien". Der Kanzler würde sich "mit aller Kraft an den Brüsseler Zentralismus klammern".

Glawischnig bietet sofortigen Verhandlungsstart an

Die Klubobfrau der Grünen, Eva Glawischnig, bot den Regierungsparteien den sofortigen Start von Verhandlungen für ein Verfassungsgesetz für ein Spekulationsverbot der Öffentlichen Hand an. "Wenn wir uns rasch an einen Tisch setzen, können Regelungen für ein sauberes und transparentes Gesetz bald stehen." Dass die ÖVP gegen ein Verfassungsgesetz ist, führte die Grünen-Chefin darauf zurück, dass der "heimliche ÖVP-Chef, NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll" wieder einmal Widerstand leiste.

"Reformunfähigkeit" warf BZÖ-Chef Josef Bucher den beiden Regierungsparteien vor. "Faymann hat zu verantworten, dass immer mehr österreichische Souveränität an die EU abgetreten wird, ohne dass die Bevölkerung in einer Volksabstimmung darüber entscheiden kann. Die Österreicher haben genug gezahlt für Griechenland und genug von den Lügen ihrer Regierungspolitiker", so Bucher.

Robert Lugar vom Team-Stronach hielt dem Kanzler vor, "den Spekulanten und Abzockern weiterhin die Mauer zu machen". Faymann präsentiere keine Lösungen, sondern nur Politik-Sprech. Auch Lugar übte Kritik an der EU-Politik des Regierungschefs. Faymann sei am Gängelband der EU-Zentralbürokratie.

Kommentare

Immer wieder spannend wenn man die Themen EU und Finanzen anständig aufgearbeitet und von ausgesuchten Spezialisten wie HC und Buchner präsentiert bekommt... garantierter Gänsehautfaktor!!! Auch interessant, dass Mr. NÖ und Mr. Vizekanzler auf andere hinhauen obwohl der Dreck am Stecken nicht einmal vollständig trocken ist. Richtig unschön.

Bin ja kein roter aber da geb ich ihm recht - wie immer versucht die ÖVP Nutzen aus der Situation zu ziehen obwohl selber enorm Dreck am Stecken. Diese Heuchelei geht mir, ja, auf den ARSCH!

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