So klingt Verdi

Susanne Zobl über Verdis "Ernani"

Festspielklasse in der Endrunde: Riccardo Muti führt Giuseppe Verdis frühe Oper "Ernani" konzertant auf. Triumph für Muti und sein Jugendorchester Giovanile Luigi Cherubini. Aus dem hervorragenden Sänger-Ensemble strahlten Francesco Meli und Ildar Abdrazdakov hervor.

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Salzburger Festspiele - So klingt Verdi

Er ist die Instanz, wenn es um Verdi geht: Riccardo Muti. Der Maestro aus Neapel weiß, wie man das Tor zur Musikgeschichte öffnet. Mit Verdis früher, selten aufgeführter, Oper "Ernani" zeigte Muti in der konzertanten Aufführung im Großen Festspielhaus in Salzburg, was Verdi für ein subtiler Musikdramatiker war. Die Regie kam hier Note für Note aus dem Musizieren. Jede Szene wurde gleichsam durch die Musik sichtbar. Das Dunkel der Berge vor dem Sonnenuntergang, wenn der vermeintliche Bandit Ernani seine Liebe besingt, der helle, frohe Palastgarten am Ende finden in der Musik ihre Entsprechung.

Darum geht es

Die Geschichte um Eifersucht, Liebe und Rache spielt in Spanien Zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Don Juan aus Aragon plant verkleidet als Bandit Ernani eine Revolte gegen den spanischen König Karl. Der König liebt Elvira, Ernanis große Liebe. Auch dessen Onkel Silva will diese junge Frau. Ernani gerät in die Gewalt Silvas, verspricht ihm sein Leben, wenn er ihn am Rachefeldzug gegen den König teilhaben lässt. Sobald Silva Ernanis Horn bläst, muss der sich das Leben nehmen. So geschieht es auch, der König vergibt Ernani und vermählt ihn mit Elvira. Silva aber besteht auf Ernanis Tod aus Eifersucht.

Tolles leisten die Sänger. allen voran Francesco Meli. Der italienische Tenor singt Ernani nicht nur, er ist es auch. Mit grauem Anzug und Brille wirkt er in der konzertanten Aufführung zunächst wie ein Bankbeamter.Doch schon beim ersten Einsatz wandelt sich die Gestalt in den sehnsüchtigen Liebhaber. Sein fein lyrisch geführter Tenor trifft jede Höhe, ohne zu Brüllen. Ildar Abrazdakov gestaltet die Bass-Partie mit seinem breiten Farbenspektrum. Die Koreanerin Vittoria Yeo führt ihren Sopran sicher über alle Höhen. Luca Salsi lässt als Carlo wenig Wünsche offen. Auch die kleineren Rollen sind mit Simge Büyükedes, Antonello Ceron und Gianfranco Montresor gut besetzt.

Wie Muti die jungen Musiker führt, ist atemberaubend. Phänomenales leisten die Holzbläser und die tiefen Streicher. Der Wiener Staatsopernchor singt präzise und wortdeutlich. Das ist Festspielklasse in jeder Hinsicht.

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