Weitere Unwetter werden erwartet

Helfer kämpften sich zu Fuß durch Fluten. Auch heute droht Gewittergefahr.

Sommerbeginn mit Blitz, Donner und lokal Rekordniederschlägen: Heftige Gewitter haben am Mittwochabend in Österreich die Einsatzkräfte auf Trab gehalten. Am schlimmsten betroffen waren der nördliche Teil des Landes Salzburg, das Innviertel in Oberösterreich, das südliche Niederösterreich und der obersteirische Bezirk Mürzzuschlag. Tausende Feuerwehrleute standen im Einsatz. Auch für heute erwarten die Meteorologen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) heftige Gewitter - zum Teil mit Sturmböen und Hagel.

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    Nach dem Unwetter in der Steiermark sind die Aufräumarbeiten voll im Gange.

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    Einsatzkräfte der Feuerwehr bei einem verschütteten Auto nach einem Murenabgang auf der Tauernautobahn

Gefährlich war die Situation im oberösterreichischen Bezirk Braunau: Dort ging kurz nach 1.00 Uhr ein Notruf ein, wonach in Polling bei einer pflegebedürftigen Person die Fluten schon bis zur Bettkante reichten und die Frau sich selbst nicht in Sicherheit bringen könne. Ein Polizist und Feuerwehrmänner machten sich auf den Weg zu dem Haus, das Löschfahrzeug blieb aber wegen der Wassermassen hängen. Die Helfer kämpften sich daraufhin zu Fuß durch die Flut, bis sie das Gebäude erreichten. Die 85-Jährige lag im Erdgeschoß, ihr 89 Jahre alter Mann befand sich im ersten Stock. Das Ehepaar wurde per Boot geborgen und mit einem Schock und Unterkühlungen ins Krankenhaus Braunau eingeliefert. In Aspach befreite sich ein 25-Jähriger in letzter Sekunde aus seinem Auto, bevor es von den Fluten mitgerissen wurde. In Oberösterreich wurden knapp 200 Feuerwehren alarmiert, mehr als 3.500 Mann leisteten Hilfe.

Blitzeinschläge und gesperrte Bahnverbindungen
In Krenglbach (Bezirk Wels-Land) schlug ein Blitz in den Kirchturm ein. Die Bahnverbindung zwischen Wernstein (Bezirk Schärding) und Passau in Bayern war unterbrochen, in Mehrnbach (Bezirk Ried im Innkreis) wurden die Gleise der ÖBB-Strecke Ried-Braunau unterspült. Die Feuerwehr barg Passagiere einer Garnitur, die rechtzeitig angehalten hatte. Der betroffene Abschnitt ist voraussichtlich bis Samstag gesperrt.

1.562 Feuerwehrleute waren allein in Salzburg im Einsatz
In Salzburg arbeiteten 1.562 Feuerwehrleute bis nach Mitternacht 651 Einsätze ab. Binnen weniger Stunden fielen bis zu 74 Liter Regen pro Quadratmeter, was laut ZAMG in Salzburg nur alle paar Jahre vorkommt. Nördlich des Pass Lueg, also im Flachgau, Tennengau und in der Stadt Salzburg, blieb praktisch kaum eine Gemeinde von zumindest kleineren Überschwemmungen verschont. In der Landeshauptstadt, in Koppl und Plainfeld lösten die Regenfälle auch Murenabgänge aus. In Straßwalchen trat der Hainbach über die Ufer und setzte ein Sägewerk unter Wasser. "An der Messstelle Kolomannsberg fielen innerhalb weniger Stunden 74 Liter Regen pro Quadratmeter", sagte Josef Haslhofer von der ZAMG. Gewitter mit 40 Litern Niederschlag kämen durchschnittlich einmal im Jahr vor, 74 Liter seien also schon ungewöhnlich. In der Stadt Salzburg wurden bei der Messstelle Freisaal 69 Liter registriert.

Lenker in PKW gefangen
In Gloggnitz im niederösterreichischen Bezirk Neunkirchen haben 60 Mann bis Mitternacht überflutete Keller ausgepumpt sowie Vermurungen und Verklausungen beseitigt. Am Abend waren Bäume auf drei Autos gestürzt, zwei Fahrzeuge wurden zerstört. In einem Pkw war der Lenker gefangen, weil der Baum auch eine Stromleitung abgerissen hatte. Nach kurzfristiger Stromabschaltung konnte der Mann befreit werden. Am Edelstein in den Gemeindegebieten von Gutenstein und Neusiedl (Bezirk Wiener Neustadt) bekämpften 75 Feuerwehrleute einen durch Blitzschlag ausgelösten Waldbrand.

Massive Schäden durch Hagel und Sturm
Jenseits des Semmerings, im obersteirischen Bezirk Mürzzuschlag, wurden Straßen und Keller überflutet. Auch Hagel und Sturm richteten zum Teil massive Schäden an. Die Feuerwehren standen im Dauereinsatz. Betroffen waren vor allem die Gemeinden Hönigsberg, Langenwang, Stanz, Edelsdorf sowie die Bezirkshauptstadt Mürzzuschlag. Es gingen bis zu 78 Liter Regen pro Quadratmeter nieder. Der Stanzbach war über die Ufer getreten, eine Brücke wurde weggerissen, zwei wurden verschoben und unpassierbar. Die Semmering-Schnellstraße (S6) war bei Mürzzuschlag vorübergehend nicht passierbar.

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