'Rucksack-Bomber' vor Wiener Gericht: Laut
Anklage Anschlag auf US-Botschaft geplant

Angeklagter: "Wollte nur gefährliche Mittel abgeben" Verhandlung musste auf den 8. April vertagt werden

'Rucksack-Bomber' vor Wiener Gericht: Laut
Anklage Anschlag auf US-Botschaft geplant

Der gebürtige Bosnier war erstmals 1993 nach Österreich gekommen. Ein Jahr später kehrte er in seine Heimat zurück und nahm an Kampfhandlungen im ehemaligen Jugoslawien teil. Dabei wurde er verletzt und zunächst in Kroatien behandelt. Über Vermittlung des Roten Kreuzes wurde er 1995 ausgeflogen und in Niederösterreich betreut. Die Ärzte bescheinigten ihm ein aus mitgemachten Kriegserlebnissen resultierendes posttraumatisches Belastungssyndrom, weshalb er vorübergehend stationär in der Landesnervenklinik Gugging behandelt wurde.

"Ich hatte schlechte Träume, konnte nicht schlafen, war nervös", beschrieb der zuletzt in Tulln wohnhafte Mann nun im Wiener Straflandesgericht seine Befindlichkeit. Gerichtspsychiater Heinrich Pfolz stufte ihn als zurechnungsfähig ein, verwies jedoch auf "gewisse auffällige Persönlichkeitszüge". Diese wären aber "nicht abartig".

Vorbereitung eines Verbrechens durch Sprengmittel
Staatsanwalt Michael Klackl legte dem Angeklagten vor allem die Vorbereitung eines Verbrechens durch Sprengmittel (Paragraf 175 Strafgesetzbuch) zur Last. Mit zwei Handgranaten, zwei Zündern, zwei Zündkappen, vier Blöcken mit Plastiksprengstoff, Spreng- und Zündkapseln, einem Zündersystem und einer Zeitzündschnur hatte sich der 42-Jährige auf den Weg Richtung US-Botschaft gemacht. Bereits drei Wochen zuvor hatte er telefonischen Kontakt mit der Vertretungsbehörde aufgenommen. "Ich wollte Informant für die USA sein", verriet er Richterin Eva Brachtel.

Er habe "wichtige Informationen" über eine "extreme Organisation" besessen, die ihm mehrere Informanten aus Bosnien zukommen hätten lassen, gab der Mann zu Protokoll. Diese hätten sich auf Wahhabiten - konservative Vertreter des sunnitischen Islam - bezogen und wären "wichtig für Amerika und Bosnien gewesen", so der 42-Jährige.

Er habe sich am 1. Oktober mit einem Botschaftsvertreter am Franz Josefs-Bahnhof treffen wollen. Dieser sei bei seinem Eintreffen aber nicht zu sehen gewesen. Da habe er seinen Ansprechpartner angerufen und sei von diesem in die Botschaft bestellt worden. Bei dieser Gelegenheit habe er auch den Rucksack mit den Sprengmitteln "abgeben" wollen, nachdem er zu Hause noch die Handgranaten entschärft hatte, sagte der Angeklagte: "Ich war ja im Krieg. Ich hab' das in der Schule gelernt."

Sicherheitskräfte in Botschaft wären "in Panik" geraten
Das Kriegsmaterial habe ein Bekannter bei ihm daheim deponiert gehabt. Die Sicherheitskräfte in der Botschaft wären jedoch "in Panik" geraten, als sie seinen Rucksack durchleuchteten, erzählte der 42-Jährige: "Da habe ich den Rucksack genommen und gesagt, ich komme morgen wieder." Er habe "keine böse Absicht" gehabt: "Ich dachte, dass die mich schützen, die mir helfen werden."

Dem Mann gelang es, mit seinem Rucksack unbehelligt das Botschaftsgelände zu verlassen, obwohl ihn das Sicherheitspersonal für gefährlich hielt. Erst ein paar Gassen weiter wurde er von zwei Securitys, die die Verfolgung aufgenommen hatten, und der mittlerweile auf den Plan gerufenen Polizei angehalten. Er stellte den Rucksack auf einem Treppenabsatz ab und ließ sich festnehmen.

Die Verhandlung musste auf den 8. April vertagt werden. Die Richterin hatte keinen einzigen Botschaftsangehörigen von Amts wegen als Zeugen geladen und musste daher einem entsprechenden Antrag von Verteidiger Roland Friis notgedrungen Folge leisten.

(apa/red)