Neue Sendung startet

Ö3-Wecker-Mann fühlt ab sofort Prominenten im Fernsehen auf den Zahn

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    Der neue Late Night Talk mit Robert Kratky

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    Bei der Sendung sind Persönlichkeiten zu Gast, die mit Robert Kratky ein sehr persönliches Gespräch führen.

Entstanden ist die Idee für den Late-Night-Talk gemeinsam mit ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, so Kratky. "Ich wollte eigentlich nie ins Fernsehen gehen." Da aber Wrabetz "als Chef sehr lieb bitten" könne, sei letztlich dieses Format herausgekommen. Nach der von Kratky moderierten Eurovision Songcontest-Sondersendung hätten ihm viele zu diesem Schritt geraten. Wichtig ist ihm eine klare Trennlinie zu seiner Tätigkeit bei Ö3: "Wenn ich etwas mache, dann nicht das Gleiche in grün, was ich in der Früh zu verkaufen habe", sagte der 38-Jährige.

Die "in der Machart bescheidenere" Sendung unterscheide sich nun massiv von seinem Kernberuf und sei "aufs Wesentliche maximiert". Vorbilder habe er keine, "ich will vielmehr ein ernsthaftes Gespräch, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit meinem Gegenüber". Das "Programmexperiment" sei in dieser Weise nicht mit Shows wie jener von Harald Schmidt vergleichbar. "Ich mache keine Satire", hielt Kratky fest. Er selbst bezeichnete sich als "relativ uneitel", das Risiko der Sendung als "kein allzu großes - wurscht ist es aber auch nicht".

Auswahl der Gäste
Die Auswahl der Gäste falle gemeinschaftlich in der Redaktion. "Mein Hauptgeschäft ist es, mich Tag für Tag damit zu beschäftigen, was viele Leute interessiert. Wenn ich also einen potenziellen Gast nicht kenne, dann weiß ich, dass er nicht prominent genug ist." Dass Einstandsgast Becker derzeit mit einer Prügelaffäre durch die Medien geistert, hält Kratky weder für einen Fluch noch einen Segen. "Das ist kein so großer Bringer, wie er in den Zeitungen steht." Die "Körperlichkeit" des Mimen sei zwar Thema gewesen, aber er trete nicht an, "um Menschen oder Promis zu filetieren. Dafür haben wir den Dominic", meinte der Neo-TV-Moderator mit Bezug auf seinen ORF-Kollegen Dominic Heinzl augenzwinkernd.

Kraktky will Radio nicht aufgeben
Ob das Experiment geglückt ist und eine zweite Staffel folgt, wird man Dezember erfahren. "Bis dahin wird es noch ein sehr arbeitsreiches Jahr", zeigte sich Kratky ob der derzeitigen Doppelbelastung an seine Grenzen gebracht. "In erster Linie muss ich natürlich meine Kernaufgabe erfüllen, aber auch hier will ich 100 Prozent bringen." Würde er den Ö3-Wecker zugunsten des neuen Formats aufgeben? "Ich habe 20 Jahre dafür gearbeitet, um das machen zu dürfen. Es wäre eigenartig zu sagen, ich mache jetzt - schwupp-di-wupp - etwas anderes. Aber natürlich gibt es durchaus die Möglichkeit, dass ich im Fernsehen nicht verkehrt bin." Derzeit habe er aber nicht vor, das Radio aufzugeben. Außerdem amüsiere es ihn immer wieder, wenn "eine Radiosendung mit fast drei Millionen Zuhörern angeblich weniger sexy sei, als eine Fernsehsendung in der Nacht", schmunzelte Kratky.

Gesprächsbereite Gäste
Trotz intensiver Vorbereitungen versuche er als "einigermaßen freier Geist" den Gesprächspartnern unvoreingenommen zu begegnen. Dass die konkrete Gesprächssituation dann nicht immer ganz einfach herzustellen ist, habe er bei Becker gemerkt. "Wir haben uns vor der Sendung wirklich gut unterhalten, aber als dann die Kameras eingeschalten waren, wurde er vorsichtiger", erinnerte sich Kratky. Um das Vertrauen herzustellen, musste er auch von sich Dinge preisgeben, "worüber ich ungern rede". "Es sollte ja ein Gespräch sein, das man unter Umständen unter vier Augen führt. Das wünsche ich mir von der Sendung."

Diese sieht Kratky als sein "Gesellenstück" an. Dafür abarbeiten darf er sich künftig u.a. an Thomas Geierspichler, Robert Palfrader oder Ursula Strauss. Auf die Frage nach einem potenziellen Worst-Case-Szenario antwortete Kratky knapp: "Dass die Sache langweilig ist." Ansonsten könne jeder, sowohl er wie auch der Gast, einmal einen schlechten Tag erwischen. "Es gibt zwei Möglichkeiten in diesem Business: Entweder du bleibst du selbst, oder du spielst eine Rolle, die dich irgendwann erdrückt." Für sich selbst hätte der Moderator bald bemerkt, dass es einfacher sei, sich nicht zu verstellen und zu seinen Fehlern zu stehen.