Risiko-Urlaub Türkei?

Nach den Festnahmen von Deutschen: Was das österreichische Außenministerium rät

Die Türkei als Reiseziel ist nicht mehr das, was sie einmal war. Immer weniger Österreicher zieht es in die typischen türkischen Urlaubsorte wie Antalya. Das Risiko schreckt ab. Nach den jüngsten Festnahmen von deutschen Staatsbürgern in der Türkei rät auch das österreichische Außenministerium weiterhin zur Vorsicht.

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Reisen - Risiko-Urlaub Türkei?

"Seit dem Putschversuch letztes Jahr haben wir unsere länderspezifische Reiseinformation laufend angepasst und machen hierbei auf das bestehende Sicherheitsrisiko aufmerksam", sagt Thomas Schnöll, Pressesprecher des österreichischen Außenministeriums. Für Teile des Landes gebe es bereits eine Reisewarnung.

Weniger Buchungen, wenige Flüge

Seit dem Putschversuch im Juli 2016 herrscht in der Türkei Ausnahmezustand, die Situation ist angespannt. Das wirkt sich auf Flugrouten und Buchungen aus. Die Charterflüge der Austrian Airlines (AUA) nach Antalya sind zuletzt deutlich zurückgegangen. Diesen Sommer fliegen rund 4 Mal pro Woche Chartermaschinen direkt von Wien nach Antalya, 2016 waren es noch bis zu 5 Flüge, 2015 bis zu 10. Die Flüge, die es aktuell gibt, "sind aber gut ausgelastet", sagt AUA-Sprecher Wilhelm Baldia. Wien ist auch der einzige Flughafen in Österreich, über den die AUA direkte Charterflüge in die türkische Urlaubsregion anbietet.

Dass die Direktflüge immer weniger werden, hat einen Grund: Die Nachfrage sinkt und damit die Buchungen. Die Rückgänge der Buchungen für die Türkei lagen 2016 bei rund 40 Prozent, wie Josef Peterleithner, Präsident des österreichischen Reiseverbandes, mitteilt. 2017 rechne man mit einem Rückgang gegenüber 2016 in einer Größenordnung von rund 25 Prozent.

Die beliebtesten Urlaubsziele der Österreicher im Flugbereich Mittelstrecke für den Sommer 2017 sind: Griechenland und Spanien. Rückläufig als einziges Land im Sommer 2017 sind die Buchungen für die Türkei - ein herber Schlag für diejenigen Gebiete und Menschen vor Ort, die vom Tourismus leben.

Immer wieder Festnahmen

In Deutschland hat das Auswärtige Amt nach der Festnahme eines deutschen Ehepaars im Urlaubsort Antalya am 5. September die Reise- und Sicherheitshinweise für die Türkei erneut verschärft. Es wurden "vermehrt deutsche Staatsangehörige willkürlich inhaftiert. Dabei waren weder Grund noch Dauer der Inhaftierung nachvollziehbar. Mit derartigen Festnahmen ist in allen Landesteilen der Türkei einschließlich der touristisch frequentierten Regionen zu rechnen", heißt es auf der Website. Derzeit sollen sich 55 deutsche Staatsangehörige in der Türkei in Haft befinden, davon 11 aus politischen Gründen.

Die Gefahr der politischen Verfolgung kann zudem die Lage für Urlauber mit türkischen Wurzeln erschweren. In Deutschland ist beispielsweise der gesetzliche Anspruch deutscher Staatsangehöriger auf konsularischen Rat Beistand und Schutz nicht 100-prozentig garantiert, wenn die Betroffenen auch die türkische Staatsangehörigkeit besitzen. In Österreich gibt es eine Dunkelziffer österreichisch-türkischer Doppelstaatsbürgerschaften, die rechtlich hierzulande nicht zulässig sind.

Erhöhtes Sicherheitsrisiko, Stufe 2

Und wie riskant ist jetzt eine Reise in die Türkei für österreichische Urlauber? In Österreich ist es seit Ende Juli 2017 zu keiner weiteren Verschärfung der Reisebestimmungen gekommen. Allerdings sind auch österreichische Staatsbürger bei der Einreise ins Land vereinzelt zu vorübergehenden Festnahmen und Anhaltungen gekommen - ohne konkrete Vorwürfe, wie das Außenministerium auf der Homepage mitteilt. In den Badeorten an der ägäischen Küste sowie der Mittelmeerküste sei es aber bisher zu "keinen sicherheitsrelevanten Vorfällen, die sich gegen Touristen gerichtet haben", gekommen.

»Wir empfehlen unseren Staatsbürgern, sich vor Reiseantritt beim Außenministerium zu registrieren«

Für die gesamte Türkei besteht momentan ein erhöhtes Sicherheitsrisiko, Stufe 2: Ursachen dafür können unter anderem das Risiko von Terroranschlägen oder vermehrt gewalttätige Demonstrationen sein. Eine partielle Reisewarnung gilt laut Außenministerium für Gebiete, die sich weniger als 10 Kilometer von der syrischen und irakischen Grenze entfernt befinden. Ein hohes Sicherheitsrisiko besteht im Osten und Südosten des Landes. Dort sei es in den vergangenen Jahren und Monaten immer wieder zu bewaffneten Zusammenstößen mit Todesopfern und Verletzten gekommen.

"Wir empfehlen unseren Staatsbürgern, die dennoch in der Türkei einen Urlaub planen, sich vor Reiseantritt beim Außenministerium zu registrieren, damit unsere Diplomaten vor Ort die entsprechenden Informationen haben, um im Fall der Fälle schnell helfen zu können", teilt Schnöll mit. Weiters empfiehlt das Außenministerium sich "laufend zu informieren, Entwicklungen vor Ort genau zu verfolgen und bei allfälligen Fragen mit unserer Botschaft in Kontakt zu treten."

News buchte im Sommer 2017 vier Tage all-inclusive in Antalya. Lesen Sie hier, was sich im türkischen Urlaubsort verändert hat.

Es war einmal Antalya:

© Video: News.at/Ricardo Herrgott/Christoph Lehermay