Nicht nur Party an der Copacabana

Rund um die Olympischen Spiele in Rio läuft nicht alles glatt

Kommenden Freitag werden die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro eröffnet. Doch in der Stadt selbst ist das Mega-Ereignis längst nicht so beliebt wie anderswo: Zehntausende wurden für die Spiele umgesiedelt, Investitionen sollen vor allem in wohlhabende Stadtviertel fließen, ein Naturschutzgebiet wurde verbaut – und das alles kostet den quasi bankrotten Staat knapp elf Milliarden Euro.

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Olympia - Nicht nur Party an der Copacabana

"Willkommen in der Hölle", begrüßte Anfang Juli ein Transparent die Touristen am Flughafen von Rio de Janeiro. "Polizisten und Feuerwehrmänner werden hier nicht bezahlt, wer auch immer nach Rio kommt, wird nicht sicher sein", stand weiters auf Englisch darauf. Damit protestierten Rios Rettungskräfte gegen die Nichtauszahlung ihrer Gehälter und schlechte Arbeitsbedingungen. Uniformierte Puppen auf dem Boden sollten auf die über 50 Polizisten aufmerksam machen, die heuer in der Stadt bereits ermordet worden waren. Insgesamt gab es im Bundesstaat von Jänner bis Mai 2.083 Morde – hundert Mal mehr als Wien im gesamten letzten Jahr.

Die Stadt ist sozial tief gespalten

Mittlerweile konnten die Rettungskräfte dank einer Überweisung aus der Hauptstadt bezahlt werden, doch auch dieses Geld wird wohl gerade einmal bis zum Ende der Spiele reichen. Und "sicher" ist die Stadt auch trotz des Einsatzes von 85.000 Polizisten und Soldaten nicht. Raubüberfälle, Diebstähle und eben auch Morde haben im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen. Denn so malerisch die Metropole zwischen Bergen und Ozean gelegen sein mag, sozial ist sie tief gespalten. Die Oberschicht lebt in abgeschlossenen Siedlungen hinter hohen Mauern, geschützt von privaten Sicherheitskräften, während in den Elendsvierteln ("Favelas") bewaffnete Drogenbanden den Ton angeben.

Diese Spaltung werde durch Olympia noch vertieft, meinen Kritiker. Denn die Investitionen im Zuge des Mega-Ereignisses würden vor allem ohnehin schon wohlhabende Stadtviertel weiter aufwerten, die Armen gingen leer aus. Mehr noch: Zehntausende Bewohner von Favelas (eine Studie spricht von knapp 80.000) wurden für die Spiele zwangsumgesiedelt, ein Viertel musste etwa der neuen Autobahn vom Flughafen zum olympischen Dorf weichen. Dafür hätten sie zu geringe Entschädigungen erhalten, sagen Menschenrechtsorganisationen.

Profitieren vor allem die Spekulanten?

Problematisch ist auch der neu errichtete olympische Golfplatz in Barra da Tijuca. Die Sportart ist erstmals seit 112 Jahren wieder Teil des olympischen Programms. Der Platz liegt in einem Naturschutzgebiet. Und die "Ausnahme", die man hier für den Platz machte, gilt auch für nebenan geplante Luxuswohnungen in vier 20-stöckigen Wohntürmen. Profitieren werden davon vor allem Immobilienspekulanten. Auch das olympische Dorf, die Heimstätte der Sportler und Funktionäre, soll nach den Spielen ein Luxusapartmentkomplex werden. Damit folgt Rio dem Beispiel Pekings, während London – oder auch Innsbruck nach den Winterspielen 1976 – ihre Dörfer zu Sozialwohnungen machten.

Insgesamt werden die Spiele knapp elf Milliarden Euro kosten. Zugleich durchlebt das Land seine schwerste Rezession seit den 90er Jahren und eine massive politische Krise. Ein Korruptionsskandal führte Anfang des Jahres zu Massenprotesten gegen die Regierung und im Mai zur Absetzung von Präsidentin Dilma Rousseff. Zum Teil richteten sich die Proteste auch gegen die Olympischen Spiele, die angesichts der größeren Probleme im Land als "Geldverschwendung" gesehen werden.

Kommentare

Eine unnötige Veranstaltung, kein Bezug mehr zu Sport. Im Vordergrund steht Geld und nichts anderes, den Preis für dieses Spektakel zahlt die Natur und die Menschen die sich gegen Zwangsabsiedelungen nicht wehren können. Unerträglich hoch drei.

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