Sebastian Kurz: Ein Bild,
ein Beispiel, eine Begründung

Höflich, unaufgeregt. immer "um Verständnis bittend" -und sonst? Sprach-Profilerin Tatjana Lackner analysiert Bundeskanzler Sebastian Kurz

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Rhetorik-Check - Sebastian Kurz: Ein Bild,
ein Beispiel, eine Begründung

Die unaufgeregte Sprechweise des Bundeskanzlers ist zuhörerorientiert. Er entwirft viele Szenarien, die gespickt sind mit rhetorischen Kniffen. Gerne verwendet er beispielsweise die 3B-Methode: Ein Bild, ein Beispiel und eine Begründung.

Er antwortet aus dem höflichen und kooperativen "Erwachsenen-Ich" und arbeitet mit Storytelling-Elementen sowie wirkungsvollen Frames. Beispielsweise verwendet er statt "Minimalkompromiss" beim Koalitionsabkommen lieber die geschönte Formulierung: "das Beste aus beiden Welten".

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Wenn er Interviewfragen ausweicht, dann "bittet er um Verständnis" und erklärt, dass "man das in aller Ruhe bereits vorbereite".

Der Bundeskanzler punktet mit seiner Ursachen-und Wirkungsrhetorik und damit, dass er Themen "mit Nachdruck" verfolgt. Rhetorisch gelingt ihm das gut mit Anaphern.

Wenn er die Obertöne zu stark einsetzt, dann klingt seine Stimme gepresst. Dennoch sind die stimmlichen Kiekser mit den Jahren weniger geworden. Sobald er breit lacht, verliert er an natürlicher Autorität, und seine staatsmännische Eleganz schwindet. Das scheint er zu wissen, denn man sieht ihn zwar lächeln, aber selten öffentlich lachen.

Aus dem Gewürzschrank des guten Rhetorikers:

#1 Die 3B-Methode:

Hier werden ein Bild, ein Beispiel und eine Begründung dramaturgisch aufgebaut, das erhöht die Zustimmung und bleibt besser im Gedächtnis der Zuhörer.

#2 Der Frame:

Thema: "Sicherheitshaft". Mit seiner Aussage: "Was wir vorhaben, ist die Schließung einer Gesetzeslücke, so wie das in 15 anderen EU-Ländern bereits stattgefunden hat" baut Sebastian Kurz clever einen neuen Deutungsrahmen. Plötzlich sieht es so aus, als wäre Österreich bereits säumig und würde endlich aufholen.

#3 Die Anapher:

Sebastian Kurz kann gut paraphrasieren und setzt Anaphern gekonnt ein: "die Bürger wollen eine Politik, die sich nicht mit sich selbst beschäftigt. Die Bürger wollen, dass wir etwas arbeiten, und sie wollen, dass Österreich wieder gut dasteht." In der Stilkunde der Rhetorik versteht man darunter die Wiederholung eines Wortes oder eines ganzen Satzteiles. Besonders in religiösen Texten und in Gedichten finden sich viele Anaphern.

#4 Die Paraphrase:

Im Unterschied zur wortwörtlichen Wiederholung geht es bei der Paraphrase darum, dem Gesprächspartner die Intention seiner Aussage zu spiegeln. "Okay, Sie meinen also " oder "Wenn Sie damit andeuten wollen, dass " Sebastian Kurz ist ein guter Zuhörer. Er weiß genau, wie er zu seinem Vorteil die Worte des anderen paraphrasiert.

Zur Person

Dr. Tatjana Lackner, MBA Direktorin DER SCHULE DES SPRECHENS, Kommunikations- Profilerin, "Trainerin des Jahres", Bestsellerautorin www.sprechen.com

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der News Ausgabe Nr. 20/06

Kommentare

Mit so einem Schwachsinn verdient man sogar Geld!!!

barix89

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