Pamela Rendi-Wagner:
SPÖ bekommt erste Parteichefin

Pamela Rendi-Wagner ist heute einstimmig vom SPÖ-Präsidium als erste Bundesparteivorsitzende designiert worden. Rendi-Wagner sprach von einer "großen Ehre" und ließ personelle Änderungen vorerst offen.

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Der Beschluss erfolgte einstimmig, berichtete der Parteivorsitzende Christian Kern in einer Pressekonferenz, formal wird Rendi-Wagners Kandidatur für den Parteivorsitz vom Parteivorstand am Dienstag abgesegnet.

Kern sparte nicht mit Lob für seine Nachfolgerin. Alles, was sie brauche, bringe Rendi-Wagner für ihre neue Aufgabe mit. Sie sei ein Angebot für viele Wähler und ein wichtiges Zeichen für die Öffnung der Partei. Dass Rendi-Wagner erst seit eineinhalb Jahren Mitglied der SPÖ ist, sieht der Ex-Kanzler nicht als Nachtteil. Denn es gelte nicht nur den eigenen Funktionären zu gefallen, sondern ein Angebot an eine breite Wählergruppe darzustellen.

Rendi-Wagner erste Wahl der Partei

Scharf zurückgewiesen wurde von Kern die Darstellung, dass die Ex-Gesundheitsministerin und jetzige Abgeordnete nur wegen der Absage anderer als Parteivorsitzende designiert wurde: "Pamela Rendi-Wagner ist tatsächlich die erste Wahl." Es hätte durchaus auch eine Reihe anderer geeigneter Kandidaten gegeben. Die neue Chefin sei jedoch, was ihr Menschen- und Weltbild betrifft, ein echter Widerpart zu den Spitzen der derzeitigen Regierung.

Betont wurde von Kern, dass die neue Parteivorsitzende ihr Umfeld selbstständig und ohne Einflussnahmen bilden wird können: "Pamela Rendi-Wagner wird vollumfänglich ihr eigenes Team aussuchen", sagte der scheidende SPÖ-Chef und fügte an, dass sie diese Aufgabe mit Virtuosität meistern werde.

Überraschender Wechsel

Der jetzige Wechsel kam überraschend. Christian Kern hat am Dienstag bekannt gegeben, dass er EU-Spitzenkandidat und spätestens nach der EU-Wahl im Mai 2019 als Parteichef zurücktreten wird. Jetzt wird seine Amtszeit offiziell am 24. November enden - wenn der Parteitag Rendi-Wagner wählt.

"Große Ehre" für Rendi-Wagner

Die Auserwählte sprach vor der Sitzung von einer "großen Ehre". Ob sie personelle Änderungen in der Partei plant ließ sie offen.

Rendi-Wagner sprach von turbulenten Tagen, die die Partei zuletzt erlebt habe. Umso wichtiger sei es gewesen, rasch und gemeinsam die Frage des Parteivorsitzes zu klären. Weiteres will die künftige Chefin erst nach ihrer Bestätigung durch den Parteivorstand Dienstnachmittag sagen.

Interne Vorschusslorbeeren

Von den meisten Präsidiumsmitgliedern gab es schon am Samstag Vorschusslorbeeren. Der niederösterreichische Parteivorsitzende Franz Schnabl sprach von einer "sehr guten Lösung", Vorarlbergs neuer Landeschef Martin Staudinger nannte Rendi-Wagner eine "tolle Frau" und Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek freute sich "total", dass erstmals in 130 Jahren Sozialdemokratie eine weibliche Vorsitzende das Ruder übernimmt.

Eine Warnung kam von Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl. Sie appellierte an die Partei, sich nicht nur heute hinter die neue Vorsitzende zu stellen, sondern auch in Zukunft geschlossen hinter ihr zu stehen. Wirkliche Skepsis äußerte zumindest vorerst niemand. Einzig der geschäftsführende Klubobmann Andreas Schieder bedauerte, dass durch die rasche Entscheidung die Diskussion über diese Personalie sehr kurz verlaufen sei.

Kurzer Auftritt von Kern

Kern nicht nur als kürzest amtierender Bundeskanzler, sondern auch als kürzest dienender SPÖ-Parteivorsitzender in die Annalen ein. 882 Tage bzw. zwei Jahre und fünf Monate war er dann Parteichef - und führte so als einziger die SPÖ keine 1.000 Tage lang. Viktor Klima hatte sich immerhin 1.115 Tage im Amt gehalten. Der von Kern abgelöste Werner Faymann hat mit etwas weniger als acht Jahren die viert-kürzeste Amtszeit, zwischen ihm und Klima liegt noch Fred Sinowatz mit viereinhalb Jahren.

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