Mit nobler Zurückhaltung

Der Renault Kadjar ist das Gegenteil eines Rabauken. Er gibt sich in den dynamischen Disziplinen reserviert, punktet dafür beim Kapitel Komfort.

von Fahrtest - Mit nobler Zurückhaltung © Bild: Renault Communications

Die Mitgliederzahl in der boomenden Liga der SUVs steigt, so möchte man fast annehmen, täglich. Besonders das Segment bei den Midsize-Varianten, also Modelle in der Viereinhalb-Meter-Klasse, scheint regelrecht zu explodieren. Tummelten sich in dieser Fahrzeugkategorie - von vielen Autoproduzenten schon hämisch Haifischbecken genannt - vor dreieinhalb Jahren erst 15 Modelle, so sind es heute beinahe dreimal so viele. Da haben es nicht nur Neuankömmlinge schwer, zu den Arrivierten wie VW Tiguan, BMW X1 oder Hyundai Tucson aufzuschließen. Renault, nicht unbedingt eine große Nummer in diesem Segment, nimmt nach drei Jahren den zweiten Durchgang mit seinem SUV Kadjar in Angriff.

Die Voraussetzungen stehen nicht schlecht, dass sich der Kadjar um etliche Plätze in der Zulassungsstatistik raufboxt. Denn zum einen teilt er sich ohnehin schon die Technik mit dem Nissan Qashqai, einem Big Player in der Klasse, andererseits hat er sich bereits einen Namen als besonders komfortbetonter Vertreter in der SUV-Liga gemacht. Und außerdem kommt er gerade aus Schönheitssalon.

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Bei diesem Facelift hat Renault nicht den großen Umbau gemacht, sondern im Detail nachgebessert. Also wurden Scheinwerfer und Stoßfänger vorne und hinten dezent verändert und der Innenraum ein wenig aufgeräumt. Das manifestiert sich in der Aufpolsterung der Sitze und dem Einbau einer neuen Mittelkonsole, deren Highlight die Bedienung der Klimaanlage ist. Oldschool mittels (Fake-Chrom-)Knöpfen.

Die Modellpflege ist im Großen und Ganzen geglückt, allerdings ist der Sieben-Zoll-Bildschirm nicht gewachsen, und wenn man den Radiosender wechseln will, muss man sich durch drei Untermenüs quälen. Vielleicht ein subtiler Hinweis, dass man ja jetzt auch sein Smartphone per Apple CarPlay oder Android Auto integrieren könnte. Dennoch ein schwacher Trost.

Wir wählten für diesen Test den kleineren Benziner, einen Vierzylinder-Turbo-Direkteinspritzer, der aus nunmehr 1,3 Liter Hubraum 140 PS akquiriert. Der Motor geht, in Zusammenwirken mit dem komfortabel arbeitenden Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, ein wenig verhalten zur Sache, legt aber dann deutlich an Temperament zu, was auch ein klein wenig akustisch wahrnehmbar ist. Jedoch zeigt sich, dass der Kadjar TCe 140 die entspannte Fahrweise ruppigen Beschleunigungsmanövern vorzieht.

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Die Fahrwerksabstimmung ist kommod, die Lenkung weich, somit sind Kurven am besten mit gebotener Zurückhaltung zu nehmen. Allrad ist dem 150-PS-Diesel vorbehalten, uns aber im kleinen Benziner nie abgegangen. Noch ein Lob zum Abschied: Optisch lässt er das Gros der SUV-Meute hinter sich. Mindestens.

Renault Kadjar TCe 140

Preis: € 34.290,- (Black Edition)
Motor: 4-Zylinder- Turbobenziner, 1.332 ccm
Leistung: 140 PS (103 kW)
Spitze: 203 km/h
0-100: 10,4 Sek.
Verbrauch: 7,1 l/100 km
Emission: 167 g CO2/km
Fazit: Die Modellpflege war zwar nicht unbedingt notwendig, stärkt aber den Kadjar im Wettstreit mit der lieben Konkurrenz. Denn wer fescher aussieht, hat einfach die besseren Karten. Auch als SUV.