Renate Brauer im Porträt: Wiener Ökonomin
wechselt von Gesundheit ins Finanzressort

Mächtige Rathauspolitikerin auch Vize-SPÖ-Chefin

Brauner hatte als Ressortchefin die Vertreter des Gesundheits-Apparates stets im Griff, was unter anderem folgende Gründe hatte: Von Anfang an setzte sie auf vertrauensbildende Maßnahmen. Auch von der anderen Seite kamen versöhnliche Signale: Bei ihrem Antrittsbesuch im Krankenhaus Lainz (nicht zu verwechseln mit dem Geriatriezentrum) erhielt sie einen Regenschirm. Dieser solle symbolisieren, dass das Krankenhaus sie nicht im Regen stehen lassen werde, hieß es damals.

Ende 2004 wurde weiters mit Wilhelm Marhold ein neuer Chef des Krankenanstaltenverbundes (KAV) gekürt. Mit dem ehemaligen sozialdemokratischen Spitalsärztegewerkschafter und Fraktionschef der SP-Ärztevereinigung verstand sich Brauner dem Vernehmen nach gut. Auch ihr "Vorleben" als Personalstadträtin dürfte beim Umgang mit der schwierigen Klientel geholfen haben. Und ein ebenfalls entscheidender Faktor war Brauners fixe Verankerung im inneren Zirkel der Wiener SPÖ.

Die massivste Kritik musste sie sich von Pflegeombudsmann Werner Vogt gefallen lassen. Als Brauner ankündigte, dessen Stelle mit der Patientenanwaltschaft zusammenzulegen und neu auszuschreiben, reagierte Vogt wütend: "Das ist ein Liquidationsverfahren." Man wolle ihn beseitigen, Brauners Vorgangsweise sei "menschenverachtend". Die Stadträtin selbst versicherte, dass ihr Ziel die Schaffung einer "einzigen unabhängigen Kontrollinstanz im Wiener Gesundheitsbereich" sei.

Im Spitalsbereich hat Brauner in ihrer Amtszeit die Schienen für ein neues Wiener Großspital gelegt: Das Krankenhaus Nord soll bis 2011 in Floridsdorf entstehen und über rund 450 Betten verfügen. Große Bedeutung hat die Stadträtin auch der Drogenproblematik beigemessen und unter anderem das Mediatorenteam "Help U" am Karlsplatz installiert.

Geboren wurde Brauner am 23. Oktober 1956 in Wien, wo sie nach ihrer Matura 1974 auch das Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften abschloss. Schon während des Studiums begann ihr politisches Engagement. Im Verband Sozialistischer StudentInnen Österreichs (VSSTÖ) brachte sie es bis zur Wiener Vorsitzenden. Bereits damals war sie mit späterer SP-Prominenz wie Grete Laska, Brigitte Ederer oder Michael Häupl aktiv.

1990 wurde sie Mitglied des Wiener Landtages und Gemeinderates. Die Position als amtsführende Stadträtin für Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal übernahm Renate Brauner im November 1996. In ihre Amtszeit fallen unter anderem das Ausländerwahlrecht auf Bezirksebene und die Gründung einer eigenen Magistratsabteilung für Integration. Brauner ist auch stellvertretende SPÖ-Vorsitzende auf Bundesebene.
(APA/red)