Reichste Europäerin zockt ihr Land übel ab:
Steuerstreit um L'Oreal-Erbin Bettencourt

Millionen für Freunde, aber zu wenig Geld für Fiskus Rolle des Arbeitsminister bei Steuerbetrug umstritten

Was macht man als reichste Frau Europas mit seinen Milliarden? Zum Beispiel einem jüngeren Hausfreund nachwerfen: So zumindest hält das die L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt. Weil die 87-jährige Französin offenbar mehr für ihren Freund François-Marie Banier als für das Finanzamt übrig hat, geht nicht nur Bettencourts Tochter Françoise Bettencourt-Meyers auf die Barrikaden - auch Sarkozys Regierung gerät unter Druck.

Reichste Europäerin zockt ihr Land übel ab:
Steuerstreit um L'Oreal-Erbin Bettencourt © Bild: Corbis

Picasso-Gemälde, Lebensversicherungen, dicke Schecks - die enge Freundschaft mit L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt hat sich für den französischen Szene-Fotografen François-Marie Banier wahrlich bezahlt gemacht. Eine runde Milliarde soll er von der reichsten Frau Europas zugesteckt bekommen haben - was deren Tochter Françoise Bettencourt-Meyers auf die Palme bringt. Sie wirft ihrer Mutter vor, nicht Herr über ihre Sinne zu sein und Milliarden zu verschleudern - und kämpft mit allen Mitteln um ihr Erbe.

"Ich weiß sehr gut, dass ich einen Teil meines Vermögens hergegeben habe. Ich mache mir nur wenig aus materiellen Dingen", gesteht die 87-Jährige im Gespräch mit "Le Monde". Dabei dürfte sie allerdings auf das Finanzamt ganz vergessen haben - bei einer Abhöraktion wurde nämlich Brisantes zutage gefördert: Die Mitschnitte haben den Eindruck erweckt, dass die Milliarden-Erbin nicht ihr komplettes Vermögen dem Fiskus deklariert und Millionen an Steuern hinterzogen hat - was Bettencourt nicht länger leugnet. Ein Geständnis, das jetzt die französische Regierung in Bedrängnis bringt.

Arbeitsminister in der Kritik
Denn inzwischen ist der als künftige Premierminister gehandelte Arbeitsminister Eric Woerth ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Seine Frau Florence muss als Vermögensberaterin der Multimilliardärin Bettencourt abtreten. Woerth verteidigte seine Frau. "Sie hat sich nichts vorzuwerfen und ich mir auch nicht", versicherte er. "Ich habe ausreichend gegen Steuerbetrug gekämpft, um unter keinerlei Verdacht zu stehen."

Woerth war bis vor kurzem Finanzminister von Präsident Nicolas Sarkozy und außerdem Schatzmeister von Sarkozys Partei UMP. Seine Frau Florence Woerth arbeitet als Direktorin Research and Investment in Bettencourts "Home Office" (privater Vermögensverwaltung) Clymène. Die reichste Frau Frankreichs spendete legal für UMP-Politiker, darunter Woerth und Sarkozy. Woerth werden daher Interessenskonflikte unterstellt. Der unbewiesene Verdacht beruht auf illegalen Aufnahmen von Gesprächen im Hause Bettencourt durch den Chefbutler.

Die Milliardärin ließ indes mitteilen, dass sie ihre Auslandsguthaben steuerlich in Ordnung bringen wolle. Bettencourts Vermögen wird auf 16 Milliarden Euro geschätzt.
(apa/mei)