Die Zurückhaltung, tief in der japanischen Kultur verankert, ist taktisch klug und inhaltlich angemessen. Denn die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt gilt als Wiege der Energydrinks. Schon 1962 brachte das Unternehmen Taisho Pharmaceuticals ein taurinhaltiges Getränk auf den Markt, das heute noch immer Japans beliebteste Marke ist: Lipovitan D. Und ausgerechnet die Erfolge von Taisho brachten den damaligen Zahnpasta-Manager Dietrich Mateschitz, in einer Hongkonger Hotelbar sitzend, Mitte der achtziger Jahre auf die Idee, es mit einem ähnlichen Produkt im Westen zu versuchen. Die Red-Bull-Mixtur soll sogar direkt auf Taisho zurückgehen, da die Energy-Drink-Rezeptur von Mateschitz' thailändischem Partner ursprünglich von den Japanern kam.
Zwei Eintrittsbarrieren haben die Österreicher schon überwunden: Die Importlizenz hat Red Bull ebenso in der Tasche wie die Zulassung als Nahrungsmittel. Der Functional-Food-Experte Paul Yamaguchi, der das Potenzial des hart umkämpften Marktes für Energydrinks und Getränke mit Zusatzstoffen auf vier Milliarden Dollar schätzt, prophezeit dem Weltmarktführer dennoch einen schwierigen Start.
Vom Image her sind Energydrinks in Japan nicht mit Party, Fun und Sport besetzt, sondern mit verdammt viel Arbeit. Sie wurden laut Marktbeobachtern überhaupt erst erfunden, um Workaholics zwischen zwei Terminen den schnellen Schuss Energie verpassen zu können. Yamaguchi mutmaßt deshalb, dass Red Bull "kurzfristig als Neuheit am Markt Aufsehen erregt. Aber langfristig?"
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