Die Rückseite des
Mondes als Mysterium

Was verbirgt sich auf der "dark side of the moon"? - Eine chinesische Raumsonde landete nun erstmals dort

Die sogenannte Rückseite des Mondes galt lange als Mysterium, denn von der Erde aus ist sie nicht sichtbar. Nun ist dort erstmals in der Geschichte eine Raumsonde gelandet. Die chinesische "Chang'e 4" setzte am frühen Donnerstagmorgen um 3.26 Uhr am Aitken-Krater in der Nähe vom Südpol des Erdtrabanten auf.

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Ausflüge von Raumschiffen und Astronauten auf den Mond gab es schon viele. China ist nun aber die erste Nation, die auch auf der von der Erde abgewandten Seite des Mondes gelandet ist. An Bord der "Chang'e 4" befindet sich ein Roboterfahrzeug, das in einem nächsten Schritt das Terrain um die Landestelle erkunden soll.

Anspruchsvolle Mission

Chinesische Experten hatten die Mission im Vorfeld als sehr anspruchsvoll bezeichnet. Als Hürde galt die reibungslose Kommunikation mit der Erde, weil auf der Rückseite des Mondes keine direkte Funkverbindung aufgebaut werden kann. Deshalb brachten die Chinesen bereits im Mai den Übertragungssatelliten "Queqiao" (Brücke der Elstern) in Position, um Signale aus dem Funkschatten senden zu können.

Mit einem reibungslosen Ablauf der Mond-Mission soll unter Beweis gestellt werden, dass Chinas ambitioniertes Raumfahrtprogramm große Fortschritte macht. Geplant sind unter anderem Experimente mit niedrigen Radiofrequenzen. Ohne die Erdatmosphäre und andere Störungen können Astronomen in der Stille des Alls besser Signale auffangen und hoffen auf neue Erkenntnisse über die Entstehung der Sterne.

Gemüseanbau soll geprüft werden

Zudem hat "Chang'e 4" Saatgut geladen, mit dem geprüft werden soll, ob Gemüseanbau in einer geschlossenen Umgebung bei der niedrigen Schwerkraft der Mondoberfläche möglich ist.

An Bord ist auch ein von Wissenschaftern der Kieler Christian-Albrechts-Universität entwickeltes Strahlenmessgerät. Das Kieler Experiment soll mindestens ein Jahr lang die Strahlung und den Wassergehalt des Bodens messen und die Daten zur Erde schicken. Die Erkenntnisse daraus sollen helfen, zukünftige bemannte Mondmissionen vorzubereiten.

Am 8. Dezember gestartet

"Chang'e 4" war am 8. Dezember von der Erde gestartet und erreichte laut Staatsfernsehen am 12. Dezember die Mond-Umlaufbahn.

Mit "Chang'e 3" hatten die Chinesen erstmals 2013 eine Sonde auf der Vorderseite des Erdtrabanten gelandet - weit später als Russen und Amerikaner. Die USA hatten nach unbemannten Sonden zwischen 1969 und 1972 auch zwölf Astronauten auf den Erdtrabanten gebracht.

Die Rückseite des Mondes

Und wie sieht es auf der Rückseite des Mondes aus? Dauerhaft dunkel aber ist die der Erde abgewandte Seite unseres Trabanten nicht - auch wenn spätestens seit Pink Floyds legendärem Rock-Album "The Dark Side of the Moon" von 1973 immer wieder über eine "dunkle Seite des Mondes" fantasiert wird.

Immer selbe Seite zur Erde

Fakt ist: Der Mond dreht sich so um die Erde, dass er ihr immer dieselbe Seite zuwendet. Eine Umrundung dauert rund vier Wochen. Innerhalb dieser Zeit bestrahlt die Sonne reihum alle Seiten des Mondes. Bei Vollmond wird die der Erde zugewandte Seite des Mondes erhellt, bei Neumond die abgewandte.

Das Prinzip lässt sich leicht prüfen: Ein Püppchen, das um einen Apfel kreist und ihm dabei immer das Gesicht zuwendet, wird einmal von vorne und einmal von hinten direkt von dem Licht bestrahlt, das durchs Fenster fällt.

Erste Bilder 1959

Die ersten Bilder von der erdabgewandten Seite lieferte 1959 die sowjetische Sonde Lunik 3. Die Astronauten von Apollo 8 konnten die "Rückseite" 1968 als erste Menschen mit bloßem Auge sehen.

"Dark Side" als Megahit

"The Dark Side of the Moon", Titel eines der meistverkauften Alben aller Zeiten, geht übrigens ursprünglich nicht auf die Musiker von Pink Floyd zurück. Quelle ist eine Metapher des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain (1835-1910): "Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt." Ihm ging es dabei um die verschiedenen Facetten eines Charakters - und nicht um Astronomie.

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