Was Sie bei Schimmelbefall
in der Wohnung tun müssen

Leider sind Schimmelpilz nicht anspruchsvoll und vermehren sich in feuchter Umgebung rasant. Der Schimmel tritt meistens zwar nur oberflächlich auf und ist gesundheitlich unbedenklich - doch in 14% der österreichischen Haushalte besteht Handlungsbedarf. Was genau zu tun ist, wie man am besten vorbeugt und was es kostet ein Gutachten erstellen zu lassen, erklärt der Experte für Schadenssanierung Martin Zagler.

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Wie entstehen Schimmelpilze in Innenräumen?

Schimmel fühlt sich generell dort wohl, wo eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht und unzureichend gelüftet wird. "Heutzutage wird so dicht gebaut, dass kein Luftaustausch stattfinden kann. In einem kalten Eck an einer Außenwand, können sich so Schimmelsporen leicht ansetzten", sagt Martin Zagler, Geschäftsführer des Schadenssanierer Soluto. Auch die feuchten Silikonränder in Duschen und Badewannen, ebenso wie die vermehrte Verwendung von Luftbefeuchtern im Winter, können die Bildung von Schimmel begünstigen.

Wie kann ich Schimmel vorbeugen?

Am wichtigsten sei laut Experte häufiges Stoßlüften. Das weiß eigentlich jeder, doch die wenigsten machen es konsequent und richtig. "Zumindest 3 Mal am Tag sollte man die Wohnung für jeweils maximal 15 Minuten durchlüften", sagt Zagler. Fenster sollen dabei nicht gekippt werden, sondern richtig aufgemacht. Kein geringer Aufwand, aber die wichtigste Methode um Schimmelbildung entgegenzuwirken. Schränke nicht direkt an die Wand stellen, sondern lieber ein Stück wegrücken, damit die Luft dahinter zirkulieren kann. Die Silikonschicht bei Badewannen und Duschtasse stets mit normalen Haushaltsreiniger - bevor der Schimmel da ist - abwaschen. Denn dann seien die Schimmelsporen weg, die man zu diesem Zeitpunkt für das Auge noch unsichtbar sind. Richtiges und kontinuierliches Heizen ist ebenfalls maßgeblich für schimmelfreie Wohnräume. Die Lufttemperatur soll in Innenräumen stets bei über 20° Grad Celsius liegen.

Was gilt es bei der Luftfeuchtigkeit zu beachten?

Die Luftfeuchtigkeit sollte in Wohnräumen zwischen 30 und 55 % liegen. Unter 30 % trocknen im Winter die Schleimhäute aus und Viren können sich besser vermehren. Die Feuchtigkeit lässt sich mit einem Hygrometer messen, das bereits relativ günstig im Baumarkt erhältlich ist. Sobald das Hygrometer mehr als 60 Prozent anzeigt, ist Lüften angesagt. Wichtig:Der Hygrometer muss selbst auf Zimmertemperatur sein (also nicht aus dem Kofferraum nehmen und sofort mit der Messung starten), damit die Ergebnisse richtig sind.

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Wie geht man vor, wenn man Schimmel in der Wohnung entdeckt?

"Im Badezimmer ist das relativ einfach. Wenn eine schwarze Silikonfuge da ist, einfach rausschneiden und neu silikonieren", sagt der Experte für Schadenssanierung Martin Zagler. Von chemischen Schimmelentfernungsmitteln aus dem Baumarkt rät er ab. "Das ist Chemie pur und gesundheitsschädlicher als der Schimmel", sagt der Experte. Bei kleinen Schimmelstellen an der Wand, einfach versuchen sie wegzuwaschen (zb. mit Spülmittel). Wenn das nicht möglich sei, könne man die Malerschicht vorsichtig abspachteln, mit Alkohol (mindestens 70%ig) nachreinigen und wieder übermalen. Ein Hygrometer (siehe Punkt "Luftfeuchtigkeit") hilft das Lüftungsverhalten zu verbessern.

Wann hilft nur noch ein Profi?

Wenn Schimmelflecken trotz Reinigung wiederkommen oder besonders groß sind, können Wasserschäden oder Baumängel die Ursache sein. Bei einer fachgerechten Sanierung steht die Ursachenforschung im Mittelpunkt. Zum Beispiel könne die Ursache ein Wasserschaden in einer Nebenwohnung sein, durch den in der Wand noch ganz viel Feuchtigkeit gespeichert ist, oder in einer Außenwand ist ein Blech undicht. "Das ist dann keine Heimwerkergeschichte mehr", weiß Zagler.

Wie viel kostet ein Erstbesuch eines Schimmel-Experten?

Wer als Eigentümer eine Erstberatung, mit Messung und schriftlichen Gutachten möchte, muss mit Kosten zwischen 200 und 400 Euro rechnen. Mieter hingegen sollten der Hausverwaltung schriftlich Bescheid geben. Diese beauftragt dann eine Fachfirma. Die dabei entstehenden Kosten liegen bei Hausverwaltung - außer es handelt sich um Eigenverschulden (zb: man lüftet nie!). Wichtig: Fotos machen und mehrmals am Tag die Luftfeuchtigkeit protokollieren. Im Zuge eines Schadenfalls wird die Schimmel-Angelegenheit zu einem Versicherungsfall.

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Wie teuer kann eine Sanierung kommen?

"Wenn die Ursache für den Schimmel ein Baumangel ist, dann kann es spannend werden", sagt Zagler. Der Mangel müsse klar definiert werden und greifbar sein. Man müsse jemanden dafür haftbar machen, der das Objekt vielleicht vor zehn Jahren gebaut hat. Dies seien sehr schwierige Situationen, die sehr teuer und aufwendig werden können. "Einen Prozess anzustreben würde ich nur jenen raten, bei denen der Schimmel ein Ausmaß angenommen hat, das gesundheitsbedrohlich ist."

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Zur Person

Der Wiener Ingenieur Martin Zagler ist seit 1990 Geschäftsführer der SOLUTO GmbH. Das Unternehmen ist auf die Sanierung von Brand- und Wasserschäden spezialisiert. Zudem ist der 50-Jährige Mitglied des Innungsausschusses der Bauinnung Wien. Von 2009 bis 2014 war er als Aufsichtsratsvorsitzender der AUSTRIA BAU Österreich tätig. Im Jahr 2017 avancierte er zum Senator im „Senat der Wirtschaft“.