"Rauchen ist eine Gewohnheit,
die man wieder ablegen muss"

Mit dem Rauchen aufhören ist kein leichtes Unterfangen. Welche Möglichkeiten die Psychologie bei der Tabakentwöhnung bietet, weiß Univ.-Prof. Dr. Rudolf Schoberberger, Gesundheitspsychologe und Vorsitzender des Tabaksymposiums.

von Ratgeber - "Rauchen ist eine Gewohnheit,
die man wieder ablegen muss" © Bild: Yuri_Arcurs/istock

Wie viele Raucher gibt es in Österreich?

Laut OECD rauchen noch immer 24,3% der österreichischen Bevölkerung – ein Wert, der seit den 1970er-Jahren sogar noch angestiegen ist. Die Folge: Raucher leben im Schnitt zehn Jahre kürzer als Nicht-Raucher. 14.000 Menschen sterben in Österreich jährlich an den Folgen des Rauchens. Es gibt aber auch Erfolge: „Eine Million Menschen in Österreich sind Ex-Raucher. Es ist anzunehmen, dass rund 90 Prozent dieser Menschen es in der Selbsthilfe geschafft haben“, sagt Psychologe Rudolf Schoberberger im Gespräch mit "News.at."

Mit dem Rauchen aufhören: Was ist der schwierigste Aspekt?

Es gibt unterschiedliche Methoden um endlich vom Glimmstängel loszukommen. Die größte Hürde bleibe aber immer dieselbe: Der Start. „Das Schwierigste ist den ernstgemeinten Entschluss zu fassen. Die Leute trauen sich die Entwöhnung selbst nicht zu. Sie zweifeln daran, dass es ihnen gelingen wird. Um keine Enttäuschung zu erleben, versuchen sie es gar nicht erst“, erklärt Schoberberger.

Tipp: Am leichtesten ist es, von einem Tag auf den anderen aufzuhören. Am besten planen Sie Ihren ersten rauchfreien Tag in den kommenden drei Wochen. Fixieren Sie ein Datum und notieren Sie Ihre Gründe, warum Sie rauchfrei werden wollen. Legen Sie sich einen Plan zurecht, wie sie vorgehen wollen und packen Sie es an!

Klappt die Tabakentwöhnung mit psychologischer Hilfe besser?

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„Auf alle Fälle, weil das Rauchen ein Verhalten darstellt. Und diese erlernten Gewohnheiten sind es, die man wieder ablegen muss“, sagt der Experte. Die besten Chancen, dauerhaft von den Zigaretten weg zu kommen liegen in einer verhaltenstherapeutischen Gruppenbehandlung.

Im Video: Spannende Irrtümer zum Thema Rauchen

© Video: News.at

Wie viel bringen Nikotinpflaster, Akupunktur und Hypnose?

Die stoffliche Abhängigkeit, von der es unterschiedliche Grade gibt, ist der zweite Aspekt bei der Tabaksucht. Sie sei zwar auch nicht leicht in den Griff zu bekommen, dafür gebe es aber unterstützende Medikamente. Mit Hilfe von Nikotin-Pflaster, Inhalator oder Kaugummis wird ein Abhängiger zwar mit Nikotin versorgt, der Kick einer Zigarette werde aber nicht ausgelöst.

»Sich nur auf Hilfsmittel zu verlassen, führt nicht zum Ziel«

"Diese Hilfsmittel sind sinnvoll um es sich die Entwöhnung anfangs leichter zu machen. Länger als 3 Monate empfehlen ich diese Präparate allerdings nicht.“ Zu Akupunktur und Hypnose gebe es keine fundierten wissenschaftlichen Studien. „Wenn man sich entschlossen hat mit dem Rauchen aufzuhören, kann beides eine Hilfe darstellen“, weiß der Psychologe. Er betont aber, dass es lediglich eine Begleitmaßnahme sei. Wer sich allein darauf verlässt, werde nicht dauerhaft mit dem Rauchen aufhören können.

Wie sieht die psychologische Hilfe konkret aus?

In Österreich gibt es die Möglichkeit einer ambulanten, sowie stationären Rauchertherapie via Krankenkasse. Sie dauert 3 Wochen und setzt sich aus Vorträgen, Gruppentherapie und Sport zusammen. Weil jeder aus unterschiedlichen Gründen raucht und hat jeder auch andere Motive aufzuhören.

In Gruppen werden individuelle Antworten auf folgende Fragen erarbeitet: Was sind die Gründe warum ich rauche? Wie weit bin ich stofflich abhängig? Inwiefern ist das Rauchen zur Gewohnheit geworden? Gegen Ende liegt der Fokus auf der Rückfallprophylaxe. Soll heißen: Wie übersetzen die Teilnehmer das Gelernte in ihre persönlichen Alltagssituationen. Die stationäre Therapie richtet sich vor allem an Raucher, die durch ihre Sucht bereits krank geworden sind.

Welcher Rauchertyp bin ich?

„Wer noch nicht zu den extremen Rauchern gehört, kann auf Krankenscheinbasis eine Raucherdiagnostik machen zu lassen“, erklärt Schoberberger. Das sei hilfreich, um zu erfahren welcher Rauchertyp man überhaupt sei. Dabei werde zwischen Konsonanten Raucher („Ich weiß rauchen ist gefährlich, aber ich will nicht darauf verzichten“ und Dissonanten Rauchern („Ja, ich rauche, aber ich höre eh irgendwann auf“) unterschieden. Auch das Suchtverhalten und die Rauchgewohnheiten (Zb. Stressraucher) werden bei der Diagnostik unter die Lupe genommen. Am Ende folgt eine Beratung und passende Therapievorschläge.

Tipp: Das österreichische Rauchfrei-Telefon kann von jedem kostenlos in Anspruch genommen werden. Ein Team von Gesundheitspsychologinnen berät und begleitet Sie unter der Telefonnummer 0800 810 013 von Montag bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr beim Rauchfrei werden und bleiben.

Sie wollen mit dem Rauchen aufhören? Hier finden Sie Unterstützung: Endlich Nichtraucher!

Hilfreiche Literatur

Endlich Nichtraucher! Der einfache Weg, mit dem Rauchen Schluss zu machen*

Rauchen aufhören: Wie Sie endlich rauchfrei werden können und Nichtraucher bleiben.*

Ein psychischer Rückschlag

Ende März 2019 hat der Nationalrat das von 881.569 Personen unterzeichnete "Don't smoke"-Volksbegehren ad acta gelegt. Ein Antrag der Opposition, die Forderung nach einem kompletten Rauchverbot in der Gastronomie umzusetzen, wurde von ÖVP und FPÖ abgeschmettert. Sie zeigten sich weiterhin überzeugt, dass die Ausnahmen - also Raucherbereiche - bleiben sollen.

»Wäre eine große Hilfe gewesen«

"Hätte sich das Volksbegehren durchgesetzt, wäre das eine große Hilfe für jene gewesen, die mit dem Rauchen aufhören wollen", kommentiert Dr. Rudolf Schoberberger die Entscheidung. Denn einen Satz hört er von seinen Klienten, die dem Rauchen entsagt haben, häufig: "Am schwierigsten ist es für mich, wenn ich mit meinen Freunden in einem Lokal sitze und sie neben mir rauchen."

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