Rat auf Draht: Seit 30 Jahren
Hilfe für junge Menschen

Was die Jugendlichen heute beschäftigt - und warum die Hotline selbst in Not ist

1987 begann Rat auf Draht als Ombudsstelle beim ORF, heute ist es dir wichtigste Hotline des Landes für Kinder und Jugendliche in Not. Rund um die Uhr stehen unter der Notrufnummer 147 Expertinnen und Experten zur Verfügung, um mit Rat zur Seite zu stehen. Auch heute, dem 30. Geburtstag der Hotline, ist die Nachfrage nach wie vor sehr hoch: „Wir verzeichnen derzeit täglich rund 170 Beratungsgespräche", so Birgit Satke, Leiterin von 147 Rat auf Draht. Seit vier Jahren ist Rat auf Draht Teil von SOS-Kinderdorf.

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Notrufnummer 147 - Rat auf Draht: Seit 30 Jahren
Hilfe für junge Menschen

Auch zum 30-jährigen Bestehen ist die Hotline 147 gefragt wie eh und je. Die Beratungsstelle Rat auf Draht besteht aus einem multiprofessionellem Experten-Team, das über langjährige Erfahrung in der Beratung verfügt und täglich rund 170 Kindern und Jugendlichen am Telefon eine erste Anlaufstelle bietet.

Das beschäftigt die Anrufer

Die Anrufer selbst rufen auch nach 30 Jahren im Großen und Ganzen wegen immer ähnlichen Themen an: Im Mittelpunkt stehen Konflikte mit der Familie, mit Freunden, in der Schule, Leistungsdruck, Ängste, Liebeskummer, Sexualität und Beziehungen. Neben Alltagsproblemen geht es in den Beratungen aber auch um schwere Lebenskrisen wie psychische Erkrankungen, selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität. Vor allem letzter Punkt sei im Laufe der Jahre immer größer geworden. „Hier sind die Anfragen in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen", sagt Satke. Rund 720 Mal, also etewa zwei Mal pro Tag, meldeten sich im Jahr 2016 junge Menschen mit Suizidgedanken bei 147 Rat auf Draht.

Neue Themen durch digitale Medien

Die digitalen Medien haben aber natürlich auch neue Themen gebracht, wie etwa Cybermobbing, Sexting, Grooming oder Sextortion. Und auch die Art zu kommunizieren, hat sich dadurch natürlich verändert. „Der Stellenwert, den Smartphone und Internet für Jugendliche haben, ist stark angestiegen. Einen kompetenten Notruf zu betreiben, bedeutet, auf mehreren Ebenen und in vielen Themenbereichen am Puls der Zeit zu bleiben", so Satke. Darum wird seit dem Jahr 2014 auch eine Chat-Beratung angeboten, in der die Jugendlichen ihre Fragen schriftlich stellen können. Dieses Angbot würde auch sehr intensiv genutzt und die Anfragen steigen stetig an, erklärt die Leiterin der Hotline.

Diese Altersgruppe ruft an

Am häufigsten melden sich Kinder und Jugendliche zwischen elf und 14 Jahren, gefolgt von den 15-18-Jährigen. Auch stark angstiegen ist die Zahl der Hilfesuchenden, die über einen längeren Zeitraum begleitet werden. Ein Drittel aller Rat auf Draht-Anrufer gibt zudem an, das Problem mit niemanden besprechen zu können, gäbe es die Hotline nicht. "Das unterstreicht die Notwendigkeit und Wichtigkeit von 147 Rat auf Draht“, so Satke.

Finanzierung ungewiss

Dennoch ist die Zukunft der wichtigen Notrufnummer ungewiss. Sie wurde vor vier Jahren vom ORF an SOS Kinderdorf übergeben und großteils über Spenden finanziert. „Wir sind derzeit auf der Suche nach Geldgebern, nur so kann der Betrieb von 147 Rat auf Draht langfristig gesichert werden“, sagt Nora Deinhammer, Fachbereichsleiterin für Kommunikation und Fundraising bei SOS-Kinderdorf und Geschäftsführerin von 147 Rat auf Draht. Die öffentliche Hand ziehe sich zunehmend aus der Finanzierung der einzigen Hotline für Kinder und Jugendliche, die den Status einer Notrufnummer tragen darf, zurück. „Leider wird die Verantwortung zwischen den einzelnen Ressorts bzw. zwischen Bund und Ländern hin- und hergeschoben. Wir wünschen uns ein klares Bekenntnis der Politik, dieses wichtige Angebot für Kinder und Jugendliche in Not zu unterstützen und mitzufinanzieren“, so Deinhammer.