Intimrasur: Was
spricht dagegen?

Kürzlich sorgte ein Werbevideo von Nike für heftige Diskussionen im Internet. Es zeigte eine Frau mit Achselhaaren. Während die einen ihrer Empörung Luft machten, befürworteten die anderen die Aufnahme. Wir fragten uns: Was spricht aus gesundheitlicher Sicht eigentlich gegen das Rasieren? Und welche Gefahr droht bei der Intimrasur?

von Nachgefragt - Intimrasur: Was
spricht dagegen? © Bild: iStockphoto.com

Die Entfernung der Behaarung an den verschiedensten Körperstellen liegt heute so stark im Trend wie nie zuvor. Diese Entwicklung beobachtet auch Prof. Julia Valencak von der MedUni Wien. Körperbehaarung ist nicht en vogue. Der Zustrom in puncto Laserhaarentfernung sei heute um einiges höher als noch vor wenigen Jahren. "Die Leute sind bereit, für die Haarentfernung Geld auszugeben", so die Dermatologin. Wer nicht ganz so tief in die Tasche greifen, aber dennoch einen haarfreien Körper haben will, setzt auf altbekannte Methoden wie Rasieren oder Wachsen.

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Gleichzeitig scheint sich, wenn vorerst auch nur ganz leise, eine Gegenbewegung breit zu machen. Rasieren? Nicht mit mir! So das Motto der von Nike veröffentlichten Werbung, in der ein Model durch das Heben seines Arms den Blick auf eine behaarte Achsel freigibt. Wir betrachten die Sache aus medizinischer Sicht und fragen uns: Gibt es Argumente, die gegen das Rasieren sprechen? Darauf die Ärztin: "Rasieren kann man immer. Da spricht überhaupt nichts dagegen." Allerdings empfiehlt sie in einigen Fällen zu speziellen Vorsichtsmaßnahmen.

Rasieren schädigt Schutzschicht der Haut

"Auf unserer Haut leben Styphylokokken. Wenn man sehr trockene Haut hat und permanent rasiert, dann wird durch die mechanische Bewegung deren Schutzschicht entfernt", erklärt Valencak. Mit der Folge, dass besagte Bakterien in die Follikelöffnungen einwandern und dort kleine Entzündungen hervorrufen können. Hier spricht man von der sogenannten Follikulitis, die sich optisch durch das Auftreten von Wimmerln ähnlichen Hautveränderungen bemerkbar macht. "Dasselbe gilt auch fürs Entwachsen", so die Ärztin. Auch hier könne es zu kleinen Pustelbildungen infolge von Entzündungen kommen.

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Der Ärztin zufolge tendieren manche Menschen mehr zu derartigen Infektionen als andere. Darunter fallen jene, die ohnehin schon unter trockener Haut leiden, ebendiese häufig reinigen und selten bis gar nicht eincremen. "Viele meinen, sie verwöhnen ihre Haut, wenn sie sie einschmieren", weiß die Ärztin aus ihrem beruflichen Alltag. Von Verwöhnen aber weit entfernt, unterstützt man mit der Verwendung von Körpercremen doch lediglich den Schutzmechanismus der Haut, die folglich weniger trocken und brüchig ist. Insofern sollte man Eincremen weniger als die Königsdisziplin der Hautpflege sehen, sondern vielmehr als deren Grundlage.

Diese Gefahr droht bei Intimrasur

So viel zur Hautpflege und Haarentfernung im Allgemeinen. Doch wie sieht es mit der Intimrasur aus? "Hier kommen zwei zusätzliche Faktoren hinzu, die das Infektionsrisiko begünstigen", erklärt die Dermatologin. Diese wären: Reibung und Schwitzen. Schwarze Unterwäsche oder ganz eng sitzende chemisch gefärbte Jeans tragen ihr Übriges dazu bei. "Die Chemie auf manchen Textilien ist nicht gerade förderlich für das Abheilen der durch die Rasur entstehenden Hautverletzungen", mahnt die Expertin. "Das sollte man beachten."

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Personen, die bei der Rasur zu Follikulitis neigen, empfiehlt die Expertin die Verwendung antiseptischer Waschlotionen. Sie minimieren kurzfristig die Anzahl der Staphylokokken auf der Haut. In Härtefällen sollte man kurz vor und zwei, drei Tage nach dem Rasieren zu antibiotischen Lotionen greifen. "Dann haben die Staphylokokken weniger Möglichkeit, in die Haarfollikel einzuwandern und dort Entzündungen hervorzurufen." Diese Maßnahmen seien übrigens nur kurzfristig vonnöten. "Wenn das Haar rauskommt, ist normalerweise wieder alles gut."

Vorsicht bei dieser Erkrankung

Nicht einfach wieder gut ist die Sache, wenn der Betroffene an Akne inversa, auch Hidradenitis genannt, leidet. Bei dieser Erkrankung treten knotige Entzündungen an jenen Körperstellen auf, an denen man besonders stark schwitzt. Sprich in den Achseln und im Intimbereich, mitunter auch auf den Schamlippen bzw. den Hoden. Anders als bei der durch Staphylokokken ausgelösten Entzündung wird das Gewebe hier in der Tiefe angegriffen. Rote, schmerzhafte Knoten sind die Folge. Wichtig sei zu wissen, dass die Entzündung nicht vom Rasieren kommt. "Das muss man ganz klar unterscheiden", betont Valencak. Im Zweifelsfall empfiehlt sich der Gang zum Arzt.