Rasante Radtouren in den Bergen Leogangs

Seit 29. Mai dürfen Hotels in Österreich wieder öffnen. Was sich für Gäste im Urlaub ändert und warum in Leogang jeder Lust aufs Radfahren bekommt.

von Downhill - Rasante Radtouren in den Bergen Leogangs © Bild: SalzburgerLand Tourismus GmbH/ Klemens König

Bis zu 2.600 Meter hoch ragen die zerklüfteten Leoganger Steinberge nördlich des Ortes empor. Im Süden liegt Leogangs Hausberg, der Asitz. Im Winter Skigebiet, im Sommer riesiger Downhill-Park und Treffpunkt der nationalen und internationalen Bikeszene.

Mitte März wurde es durch den coronabedingten Shutdown schlagartig ruhig im Salzburger Ort. Seit 29. Mai dürfen Hotels wieder Gäste empfangen. Nicht alle Betriebe sperrten sofort wieder auf. Manche werden erst Mitte Juni in die Saison starten, andere zu Beginn der Sommerferien.

Für Familie Herbst stand jedoch schnell fest: Sobald es erlaubt ist, sind Urlauber in der Riederalm wieder herzlich willkommen. Juniorchefin Andrea Herbst empfand "die ganze Situation anfangs natürlich als Schock"."Wir wären zu Ostern ausgebucht gewesen und mussten von einem Tag auf den anderen zusperren. Aber uns war allen immer bewusst, dass es weitergehen muss und wird."

Einige Neuerungen

Lange war jedoch nicht klar, wann es soweit ist. Die erste Zeit des Shutdowns verbrachte die Juniorchefin mit der Familie zu Hause. Ihre älteste Tochter besucht die Volksschule, und so war Homeschooling angesagt. Gleichzeitig suchte sie aktiv den Kontakt zu den Gästen, die bereits gebucht hatten, und bot Umbuchungen oder die Rücküberweisung der Anzahlung an. Die vergangenen Wochen verbrachte Familie Herbst damit, das Resort gemäß den neuen Vorschriften zu adaptieren.

Gleich vorweg: Als Gast bemerkt man von den Neuerungen nur wenig. So gilt beim Check-in im Hotel derzeit Maskenpflicht. Danach steht jedem frei, ob er sie im Hotel aufsetzen will oder nicht. Der Mindestabstand zu anderen Menschen ist überall einzuhalten. Die Mitarbeiter tragen zudem einen Gesichtsschutz, an der Rezeption trennt eine Plexiglasscheibe Angestellte und Gäste. Und als Begrüßungsgeschenk wird ein Fläschchen Desinfektionsmittel überreicht. Im Hotel selbst sind aber ohnehin an jeder Ecke Spender angebracht -nicht alle davon sind allerdings neu. "Vor allem in den Spielbereichen hatten wir schon lange welche", erklärt Andrea Herbst. "Denn schon vor Corona war zum Beispiel in der Grippezeit Hygiene sehr wichtig, um Ansteckungen zu vermeiden."

© Klemens König Photography In der Region gibt es vielfältige Mountainbike-Strecken für Einsteiger und Fortgeschrittene

Kleine Änderungen waren auch im Restaurant notwendig. Das Salatbuffet am Abend gibt es nicht mehr, stattdessen wird der Salat serviert. Andrea Herbst empfindet das nicht unbedingt als Nachteil. Denn für sie und ihren Mann, Küchenchef Andreas Herbst, der vor Kurzem mit zwei Hauben ausgezeichnet wurde, spielen Regionalität und Nachhaltigkeit wichtige Rollen. Fleisch, Fisch, Käse, Obst und Gemüse stammen von ausgewählten Bauern aus der Umgebung. "Beim Buffet sind immer Salate dabei, die gerade nicht Saison haben und importiert werden müssen. So ist das nicht der Fall", sagt Andrea Herbst.

Entwarnung gibt es für Liebhaber des Frühstücksbuffets. Es ist nicht abgeschafft, nur leicht abgeändert. Eierspeise und Omelette werden auf Bestellung serviert, die Aufstriche und Joghurts sind portionsweise in wiederverwertbaren Gläsern zur Entnahme bereitgestellt, das frische Brot schneiden Mitarbeiter, und nicht mehr die Urlauber selbst. Zudem wurden die Scheiben der Buffetvitrinen zum Schutz der Speisen verlängert.

Bikepark und Erlebnisweg

Leogang ist ein sportlich-familiärer Tourismusort, den auch immer wieder Prominente schätzen. Aber anders als im 40 Kilometer entfernten Kitzbühel, nicht um gesehen zu werden, sondern um sich inmitten der eindrucksvollen Bergwelt zu erholen. Und anders als in Saalbach, das auf der Südseite des Asitz liegt und mit dem Leogang im Winter eine Skiregion bildet, spielen hier nördlich des Berges Après-Ski und Partys keine große Rolle.

Die Riederalm liegt nur wenige Schritte von der Talstation der Asitz-Bahn entfernt. Beim Anblick der waghalsigen Downhiller, die den Berg hinabdüsen, wird spätestens am zweiten Tag die Verlockung des Adrenalinkicks so groß, dass man es selbst probieren möchte. Der Bikepark ist einer der größten und bekanntesten Europas. Es gibt zahlreiche Trails für Anfänger und Profis, die regelmäßig kommen. So findet hier von 7. bis 11. Oktober nach 2012 zum zweiten Mal die Mountainbike-WM statt.

Die Strecken mit Namen wie "Flying Gangster" oder "Speedster", die mit einem Gefälle von bis zu über 70 Prozent über loses Geröll genauso wie über Wurzelstöcke führen, enge Kurven und Sprünge beinhalten, sollten den Profis überlassen werden.

© Christine Lugmayr Mein Tipp: Einen Kurs besuchen und selbst zum Downhiller werden. Allein die Schutzausrüstung vermittelt ein Gefühl von Schnelligkeit - auch wenn es dann bergab doch schwer fällt, die Finger von der Bremse zu lösen

Praktischerweise gibt es in der Talstation einen Fahrradverleih und eine Bikeschule. Ein Trainer empfiehlt sich für Anfänger. Denn ein Downhill-Rad unterscheidet sich von einem herkömmlichen Rad deutlich, wie schon beim ersten Bremsen spürbar wird. Schon beim kleinsten Ziehen der Bremshebel kommt es zum abrupten Stopp.

Per Zauberteppich, Schlepplift oder Seilbahn geht es zum Start der Trails. Ab dann gilt: nicht darüber nachdenken, was im Falle eines Sturzes passieren könnte, sondern versuchen, die optimale Spur zu finden -und versuchen, sie zu halten.

Alle, die bergauf so gerne wie bergab fahren, sind in Leogang richtig. Schließlich ist das Mountainbike-Netz der Region rund 720 Kilometer lang. Dazu kommen noch gut 400 Kilometer Talradwege.

Die "echten" Downhiller reisen mit ihrem zum Camper umgebauten Kleinbus an. Sie duschen in der Talstation und nächtigen im Camper am Parkplatz. Nach Betriebsschluss der Seilbahn sitzen sie zusammen und lassen ihre Erfahrungen in gemütlicher Runde Revue passieren.

Andreas Herbst hat unterdessen das Abendmenü vorbereitet. Es sind mehrere Gänge. Auslassen sollte man keinen - schließlich ist es wohlverdienter Genuss am Ende eines sportlichen Tages in der eindrucksvollen Bergwelt Leogangs.

Übernachten und Biken

© Riederalm/Lorenz Masser Das Resort "Die Riederalm" liegt zwischen Leoganger Steinbergen und Asitz

Vor 30 Jahren eröffneten Elfriede und Friedl Herbst eine Skihütte. Nach und nach kamen Appartements und ein Familienrestaurant dazu. 2007 erfolgte die Eröffnung des Hotels, das durch Um-und Zubauten schließlich zum "Good Life Resort die Riederalm" wurde. Hier gibt es sowohl für Paare als auch Familien ein umfangreiches Angebot. So stehen etwa zwei getrennte Pool-und Wellness-Bereiche zur Verfügung. Vor wenigen Monaten wurde Küchenchef Andreas Herbst mit seinem selbst kreierten "The Epic Slow Food Leogang" mit zwei Hauben ausgezeichnet. Er setzt dabei auf qualitativ hochwertige, regionale Produkte, die er innovativ zubereitet. Und während die Erwachsenen das mehrgängige Menü genießen, stehen Kindern Spielräume sowie im Freien ein großer Gokart-Platz und Bodentrampoline zur Verfügung. Kinderbetreuung wird bewusst nicht angeboten. www.riederalm.com

© Lorenz Masser Die gesamte Familie Herbst ist im Betrieb tätig, jedes Mitglied bringt Ideen ein

Bikeschule. Das Hotel liegt direkt neben der Asitz-Bahn und dem Bike-Park. Beide sind seit 29. Mai ebenfalls in Betrieb. Angeboten werden unterschiedlichste Kurse für Kinder und Erwachsene aller Könnerstufen. www.elements-outdoorsports.at

© Lehmann Herbert Küchenchef Andreas Herbst bereitet täglich ein "Epic Slow Food"-Menü aus regionalen Produkten zu

Radverleih. Räder und Ausrüstung können direkt in der Talstation ausgeliehen werden. In der Hauptsaison unbedingt eine Woche vorher reservieren. www.sportmitterer.at

Der Beitrag erschien ursprünglich im News 23/2020.