Rakhat Aliyev tot

Kasachischer Ex-Botschafter beging in Justizanstalt Josefstadt Selbstmord

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Wien - Rakhat Aliyev tot

"Er war in Furcht und Unruhe und hatte die Befürchtung, dass die Drohungen wahr gemacht werden", sagte der Chefinspektor im Wiener Straflandesgericht, wo sich zwei Männer verantworten mussten, mit denen sich Aliyev nach seiner Inhaftierung zunächst die Zelle geteilt hatte. Der 52-Jährige, der hinter der Entführung und Ermordung zweier kasachischer Banker stecken soll und der sich deswegen nach Ostern wegen Doppelmordes vor einem Wiener Schwurgericht zu verantworten gehabt hätte, kam am 6. Juni 2014 ins Gefängnis. Seine Mithäftlinge - ein schwer vorbestrafter 41-Jähriger und ein 20-jähriger Bursche - sollen Aliyev ab dem 7. Juni psychisch unter Druck gesetzt und von diesem 3.000 Euro verlangt haben.

Drohungen gegen Aliyev

Was Aliyev der Anklageschrift zufolge konkret angedroht worden sein soll, ist im Lichte der jüngsten Ereignisse kaum zu fassen. Die Mithäftlinge sollen Aliyev erklärt haben, in der Justizanstalt gebe es "viele verrückte Leute". Wenn er, Aliyev, überleben wolle, müsse er bezahlen, ansonsten könne ihn jemand während des Waschens im Duschraum umbringen und dies wie einen Selbstmord aussehen lassen.

Laut Vollzugsdirektion wurde Aliyev im Nassraum seiner Einzelzelle erhängt aufgefunden. Er hätte im Verfahren gegen seine angeblichen Erpresser als Zeuge aussagen sollen. Die beiden sollen ihn derart eingeschüchtert haben, dass Aliyev dem Älteren über seinen Anwalt 1.000 Euro zukommen ließ. Der Jüngere soll Aliyev Schläge angedroht haben, um in den Besitz eines T-Shirts und einer Telefonwertkarte des 52-Jährigen zu gelangen.

Die Angeklagten stellten die Vorwürfe entschieden in Abrede. Er wäre aufgrund einer sprachlichen Barriere gar nicht in der Lage gewesen, Aliyev einzuschüchtern, meinte der 41-Jährige. Aliyev habe kaum Deutsch, er nicht Englisch gesprochen: "Ich hätt' ihn nicht bedrohen können, ich hätt' nicht mit ihm reden können." Wie Verteidiger Nikolaus Rast bemerkte, hätte Aliyev ein Motiv gehabt, die Männer fälschlicherweise zu belasten. Unter Verweis auf die angeblich erlittene Erpressung habe Aliyev um seine Verlegung in eine Einzelzelle angesucht und dies in weiterer Folge auch genehmigt bekommen.

Verhandlung vertagt

Die Verhandlung wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.

Für die Vollzugsdirektion Josefstadt handelte es sich bei dem Tod Aliyevs "eindeutig" um Selbstmord. Aliyevs Verteidiger äußerten jedoch Zweifel an einem Suizid des 52-Jährigen. Die Staatsanwaltschaft ordnete Obduktion des Leichnams an.

Aliyev war der ehemalige Schwiegersohn des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew, bei dem er wegen eines angeblichen Putschversuches in Ungnade fiel. In dem Fall um die zwei ermordeten Banker wurde Aliyev (zwischenzeitlich: Shoraz) 2008 in Kasachstan in Abwesenheit bereits zu 20 Jahren Haft verurteilt. Ein Militärgericht verhängte zudem gegen ihn und den ehemaligen Chef des kasachischen Geheimdienstes, Alnur Mussayev, wegen Planung eines Staatsstreichs ebenfalls eine Strafe von 20 Jahren.

Auslieferung nach Kasachstan abgelehnt

Eine Auslieferung nach Kasachstan wurde wegen der dortigen Menschenrechtslage abgelehnt. In Österreich ermittelt die Justiz seit 2011 in dem Fall, nachdem auf dem Gelände der ehemaligen Firma Aliyevs in Kasachstan die Leichen der beiden verschwundenen Nurbank-Manager gefunden wurden. Seiner Verhaftung in Österreich entging Alijew zeitweilig durch Flucht nach Malta, erst im Juni vergangenen Jahres stellte er sich. Ende Dezember wurde gegen Aliyev Anklage wegen Doppelmordes erhoben.

Der Prozess, neben dem Aliyev auch der Mussayev sowie ein früherer Leibwächter Aliyevs angeklagt wurden, soll trotz des Todes des Ex-Diplomaten stattfinden. Einen konkreten Termin gibt es dafür laut Gerichtssprecherin noch keinen.

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Kommentare

strizzi1949
strizzi1949 melden

Lauter Unschuldsengerl sitzen in der Josefstadt! Und einer, der auf die österr. Justiz vertraut hat, hat "Selbstmord" begangen! Gehts noch tiefer? Das soll einer glauben? Hier stinkts gewaltig!

Nudlsupp melden

Vollkommen Ihrer Meinung. Und das mitten in Wien.

Oliver-Berg

Qui bono? (so sagte einst Cicero):
Der kassachische Präsident ist seinen Widersacher los.
Ein sehr bekannter Wiener Anwalt muss nun seine Schmutzkübelkampagne gegenüber dem Toden vor Gericht rechtfertigen. Die Witwen der beiden Ermordeten können nun Ihr Trauerarbeit abschliessen. Nur Manfred Ainedter der arme Anwalt fällt um sein Honorar um. Der arme Alijev um sein Leben.

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