Warum "Quetschies" nicht
in die Jausenbox gehören

Quetschies sind Fruchtpürees für Kinder, die in Wegwerf-Plastikbeutel verkauft werden. Seit Jahren wird das Sortiment in Supermärkten, Diskontern und Drogerien erweitert. Der vermeidlich gesunde Obst-Snack boomt. Sehr zum Unmut von Ernährungswissenschaftlern.

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in die Jausenbox gehören © Bild: istock images

1. Zuckerbombe im süßen Beutel

Quetschies enthalten viel Zucker. Im Schnitt sind es elf Gramm pro 100 Gramm, das entspricht dem Zuckergehalt von Cola. Der Zucker wird dem Mus nicht zugesetzt, sondern stammt aus den Früchten, doch das ändere nichts am Kaloriengehalt. Der Ballaststoffgehalt wiederum sei nicht ausreichend, um den Tagesbedarf zu decken. Quetschies sind also nicht die leichten "Snacks", als die sie oft beworben werden, sondern eher Desserts.

»Eltern tun ihren Kindern nichts Gutes«

Katja Wittmann, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Nürnberg, stört vor allem, dass die meisten Quetschies schon von ihrer Aufmachung her gezielt Kinder verführen wollten. "Eltern, die dem Quengeln nachgeben, tun ihren Kindern aber nichts Gutes, obwohl sie oft dieses Gefühl haben", erklärt sie gegenüber nordbayern.de.

Das unterstreicht auch der Verein für Konsumenteninformation (VKI). Er machte schon im vergangenem Jahr auf den hohen Energiegehalt der bunt verpackten Erzeugnisse aufmerksam. Es handle sich eher um eine Nascherei, und auch das Versprechen "ohne Zuckerzusatz" bedeute nicht automatisch zuckerarm. Die Aufnahme von zu viel Fruchtzucker könne laut Öko-Test eine Fettleber fördern.

2. Teuer und problematisch

Ein 100-Gramm-Quetschie kostet im Schnitt zwischen 40 Cent und 1,10 Euro. Quetschies sind damit viel teurer als Fruchtmus im Glas oder Karton.

3. Bessere Alternative: Obstmus aus dem Glas

Eltern kaufen die Quetschies gerne, weil sie keine Kühlung und unterwegs nicht viel Platz brauchen. In vielen Schultaschen finden sie sich als Ergänzung zur Jause. Aber: Sie haben einen hohen Zucker- und Energiegehalt und sollten daher mehr als Süßigkeit denn als gesunde Zwischenmahlzeit gesehen werden", warnte VKI-Ernährungswissenschafterin Nina Siegenthaler. Sinnvoller sei es, Obstmus aus dem Glas zu löffeln "oder noch besser, frisches Obst zu reichen".

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4. Die Umwelt leidet

Die Konsumentenschützer raten aber auch aus Umweltgründen Obstbreie nicht in Quetschbeuteln zu kaufen, da diese oft aus Mehrschichtfolien bestehen, die sich kaum recyceln ließen. Es ist und bleibt ein Wegwerfprodukt.

5. Schlecht für die Zähne

Quetschies können zur Entstehung von Karies beitragen. Einige Hersteller setzen dem Obstpüree Fruchtsäure zu, etwa Zitronensaftkonzentrat, damit der Quetschie möglichst lange haltbar ist. Die Säure kann den pH-Wert des Speichels reduzieren und dadurch den Zahnschmelz anfälliger für Karies machen. Nach Ansicht einiger Ernährungswissenschaftler und Ärzte animiert der Trinkaufsatz Kinder zum Nuckeln. Dadurch bleibe das Fruchtpüree länger im Mund und umspüle die Zähne, was Karies zusätzlich fördern könne.

6. Eine Petition gegen Quetschies

Eine Online-Petition auf www.change.org (Stichwort: "#stopptquetschies"), die speziell den Lebensmittelhandel auffordert, diese Produkte aus dem Sortiment zu nehmen, zählt inzwischen mehr als 71.000 Unterstützer. Die Petition wurde auch der Umwelt zuliebe gestartet. Zum Klimaschutz gehört Ressourcenschutz. Brauchen wir zum Beispiel Obst und Gemüse in Quetschbeuteln? Die Kinder, die wir heute damit füttern, sind im Jahr 2030 Teenager. Je bequemer wir es uns jetzt machen, desto unbequemer wird die Zukunft für sie.

7. Bequemlichkeit der Eltern

Apropos Bequemlichkeit: Hersteller verkaufen im Grunde Convenience für Familien. Es geht schneller als frisches Obst aufzuschneiden und die Jausenbox damit zu füllen. Dabei tragen Quetschies wirklich nicht dazu bei, Kinder an gute Ernährungsgewohnheiten heranzuführen. Ab und zu oder für unterwegs sind Quetschies vertretbar. Sie sollten allerdings als Süßigkeit und nicht als Ersatz für frisches Obst und Gemüse angesehen werden.