Putzen: Was Reinigungsmittel wirklich bringen

Wenn schon putzen, dann richtig - denken wir und kippen einen ordentlichen Schuss Reinigungsmittel in den Kübel Wasser. Immerhin soll die Wohnung ja nicht nur sauber, sondern auch hygienisch rein sein. Doch der Schein trügt. Was Putzmittel wirklich bringen und wo wir getrost auf sie verzichten können.

von Hygiene - Putzen: Was Reinigungsmittel wirklich bringen © Bild: iStockphoto.com
Prof. Miranda Suchomel ist Hygienikerin und Mikrobiologin. Sie leitet die Abteilung für Medizinisch-technische Hygiene mit Schwerpunkt Desinfektion am Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie der Medizinischen Universität Wien.
Miranda Suchomel
© Privat

Ein Fläschchen Handdesinfektionsmittel, das nach Limone duftet, wird aller Wahrscheinlichkeit nach schneller leer sein als eines, dessen Inhalt neutral riecht. Warum? Weil es mit einer höheren Frequenz verwendet wird. Warum? Weil der Duft ein Gefühl von Frische und Sauberkeit vermittelt. Und das animiert, wie Studien belegen, zur Verwendung. Nun können wir davon ausgehen, dass es sich mit Reinigungsmitteln ähnlich verhält. Soll heißen: Ein Putzmittel, das in unsere vier Wände einen Hauch von Zitrus zaubert, suggeriert uns, dass ebendiese hygienisch rein sind.

Putzmittel können keine Keime töten

"Viele Leute verwenden chemische Reinigungsmittel mit dem Hintergedanken, dass sie mit ihnen Keime loswerden", erklärt die Mikrobiologin und Hygienikerin Prof. Miranda Suchomel. Ein Irrglaube, wie die Expertin von der MedUni Wien betont. Weil derartige Substanzen - im Gegensatz zu Desinfektionsmitteln - nicht in der Lage sind, unerwünschte Mitbewohner wie Bakterien und Pilze abzutöten. "Man transferiert die Erreger maximal in den Putzfetzen, wo sie sich dann frisch-fröhlich weitervermehren." Was besagte Mittel allerdings können, ist Schmutz beseitigen. Und zwar jede erdenkliche Art von Schmutz.

Passend dazu: Die größten Fehler beim Desinfizieren

So gibt es Spezialreiniger für den Backofen, Urinsteine für die Toilette, Glasreiniger für die Fenster und vieles, vieles mehr. In dem einen oder anderen Fall mag deren Einsatz durchaus Sinn machen. Nichts desto trotz sollte man sich aber überlegen, ob chemische Mittel tatsächlich notwendig sind, da alles, was man verwendet, letztlich ins Abwasser gelangt. "Natürlich schaut der Parkettboden schöner aus, wenn man ihn mit einem speziellen Mittel pflegt. Sauber wird er aber auch mit reinem Wasser." Was in der Regel reichen sollte, denn: "Niemand wird da operiert." Auf die Chemiekeule kann man in den meisten Fällen also getrost verzichten.

© iStockphoto.com

Wie warm sollte das Wasser sein?

Lediglich auf die richtige Wassertemperatur müsse man achten. Während sich eiweißreiche Rückstände am besten mit kaltem Wasser beseitigen lassen, sollte man fettreichem Schmutz mit warmem Wasser zu Leibe rücken. Die Expertin empfiehlt hier eine Temperatur von 37 bis 40 Grad. Bei der Verwendung eines chemischen Reinigungsmittels wiederum darf die Wassertemperatur nicht zu hoch sein. Weil die Wirkstoffe sonst verdampfen, wodurch nicht nur die spezielle Reinigungskraft flöten geht, sondern was auch gefährlich sein kann. Nämlich dann, wenn man die Dämpfe einatmet.

Auch interessant: Wie viel Hygiene ist noch gesund?

Wie warm das Wasser, mit dem man das Reinigungsmittel mischt, nun tatsächlich sein soll, ist in der Regel auf dessen Behälter vermerkt. Ebenso wie spezielle Angaben zur Materialverträglichkeit. Denn: Nicht jedes Reinigungsmittel ist für jedes Material geeinigt. Und mit Sicherheit wollen Sie keine sichtbaren Spuren auf den gereinigten Oberflächen, denen nicht einmal mehr das stärkste aller Reinigungsmittel etwas anhaben kann. Aber, Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie sich derartige Angaben schon vom Anfang bis zum Ende durchgelesen?

Die richtige Temperatur fürs Händewaschen

Was für die verschiedenen Oberflächen im Haushalt gilt, gilt im Übrigen auch für unsere Hände. Die Frage ist: Welchen Schmutz wollen Sie beseitigen? Abgesehen davon ist es relativ egal, ob Sie warmes oder kaltes Wasser verwenden. Selbst heißes Wasser wird etwaigen Keimen nicht den Garaus machen. Einen speziellen Tipp hat die Expertin dennoch: Die Hände zum Schluss kalt spülen. Weil sich dadurch die Poren schließen. Was letzten Endes dazu führt, dass es weniger Eintrittspforten für unerwünschte Mikroorganismen gibt.