Pilz: "Die Korruptions-
regierung verhindern!"

Listengründer Peter Pilz zu Gast bei Corinna Milborn

Peter Pilz war Montag Abend zu Gast bei Corinna Milborn. Im Rahmen der Puls4 Sommergespräche gab er sein erstes großes Interview als Listengründer. Im Anschluss an das Gespräch erfolgte eine Analyse von News-Chefredakteurin Esther Mitterstieler und OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.

von PULS4 Sommergespräche - Pilz: "Die Korruptions-
regierung verhindern!" © Bild: Puls4

Peter Pilz war nicht nur langjähriger Mandatar, sondern auch Gründungsmitglied der Grünen. Seine Entscheidung, eine eigene Liste zu gründen, erklärte er gleich zu Beginn des Gesprächs: "Ich wollte, dass meine Partei, die Grünen, die Ängste der Menschen ernst nimmt und sich politisch öffnet. Dass auch Schlüsselfragen wie die Bedrohung des politischen Islams angesprochen werden. Das war nicht gewünscht und das habe ich zu Kenntnis genommen. Da muss man auch in der Lage sein, Konsequenzen zu ziehen." Leichtfertig hätte er diese 31 Jahre jedoch nicht weggeworfen, würde er doch auch Freunde zurücklassen.

Verlorene Wähler zurückholen

Schon als Grüner war er überzeugt, Arbeiter, Angestellte oder Bauern als Wähler erreichen zu können, man müsse sie nur ernst nehmen und ihnen zuhören. Sein Ziel sei es, die Wähler zurückzuholen, die Grün im letzten Jahr den Rücken gekehrt haben. Neben den "verlorenen" Wählern möchte Pilz vor allem aber auch Weiß-Wähler ansprechen und all jene, die nicht mehr wählen gehen. "Ich will die Menschen überzeugen, die sich nicht vertreten fühlen und kein Vertrauen mehr in die Politik haben", meint Pilz. Den Vorwurf, er würde Rot-Grün Stimmen wegnehme, wies Pilz entschieden zurück.

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Österreich positiv verändern

Wenn die Basis Europa zerbricht, so sei die Frage der sozialen Gerechtigkeit die Schlüsselfrage des Wahlkampfes. Pilz fordert daher eine faire Umverteilung von Arbeit, Einkommen und Lebenschancen. Er plädiert für eine 35-Stunden-Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich.

»Wenn wir die besten Leute aus allen Parteien haben und den Rückhalt in der Bevölkerung, dann können wir wirklich etwas ändern«

Ziele könne man in der Politik erreichen, wenn überparteiliche Allianzen gebildet werden. "Wenn wir die besten Leute aus allen Parteien haben und den Rückhalt in der Bevölkerung, dann können wir wirklich etwas ändern. Das Hauptziel muss immer sein, Österreich positiv zu verändern", zeigt sich Pilz optimistisch.

Von der Oppositionsbank zur Regierungsbank zur Anklagebank

Um dieses Ziel zu erreichen, müsse Schwarz-Blau verhindert werden. Er verwies auf die Folgen der ehemaligen ÖVP-FPÖ-Regierung: "Für die Plünderung dieses Landes durch die korrupteste Regierung der zweiten Republik zahlen wir heute noch! Es ist immer das Gleiche: Von der Oppositionsbank zur Regierungsbank zur Anklagebank. In der Opposition sind sie immer die Anständigen und Tüchtigen und nach der Regierung sind sie die Abgängigen und Flüchtigen."

»In der Opposition sind sie immer die Anständigen und Tüchtigen und nach der Regierung sind sie die Abgängigen und Flüchtigen.«

Zum Schutze Österreichs sei es wichtig, eine Wiederkehr dieser "Korruptionsregierung" zu verhindern. Diese würde nur "zündeln und mit der Not der Menschen" spielen, meint Pilz und kritisiert unter anderem die freiheitliche Propaganda. So hält er von einer Kürzung der Mindestsicherung nichts, diese sei nur ein Bruchteil der Summe eines Eurofighter-Skandals. Ihm sei der Schutz der Ärmsten wichtig. Es gäbe keinen Grund, auf den Allerschwächsten "rumzutrampeln" - auch nicht als freiheitlicher Politiker.

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Willkommenskultur: "Kein Beitrag zur Lösung"

Die Willkommenskultur war für Pilz zwar ein wunderbares Zeichen, aber kein Beitrag zur Lösung. Seiner Meinung nach muss vor Ort geholfen werden, um die Kette zu durchbrechen: "Ich habe Kurz damals gesagt, wird brauchen fünf Millionen Euro für Jordanien für das Word Food Program. Er hat uns was gepfiffen und uns nicht ernst genommen."

Die Liste Pilz als Partei angemeldet

Überraschend gab der 63-Jährige gegen Ende der Sendung bekannt, dass seine Liste bereits als Partei mit vier Funktionären angemeldet ist. Dies sei jedoch lediglich ein "Formalakt", schließlich brauche man das Geld aus der Parteiförderung. Und das, obwohl auf Plakate beispielsweise verzichtet wird: "Ich habe nie verstanden, was es Menschen bringen soll, wenn mit ihren Steuergeldern Bilder von Politikern aufgehängt werden, die sie eh kennen", meint Pilz. Das Geld würde man viel eher für politische Projekte benötigen. Als Beispiel nannte er eine Internetplattform, die die Bürger mehr miteinbeziehe. Pilz forderte eine Reform der Parteiförderung: Diese solle für politische Innovationen dienen und nicht nur zur Finanzierung eines Funktionärsapparates.

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Pilz persönlich

Zu seiner Wohnsituation befragt antwortete Pilz: "Ich lasse mir von niemanden erklären, dass Menschen wie ich nicht im Gemeindebau wohnen sollen." Denn den Gemeindebau zu einer Insel der Armut und einer nicht gelingenden Integration zu machen, sei ein freiheitlicher Weg. Den Teil, den er durch seine Miete einspart, würde er der Caritas spenden.

»Entschuldigung, das ist nicht meine Frau.«

Angesprochen auf die Reaktion seiner Partnerin zu seiner Listengründung meinte Pilz, dass diese zwar nicht begeistert gewesen wäre, sie sich aber gegenseitig unterstützen würden. Für einen Lacher sorgte das eingeblendete Foto, das Pilz mit "Entschuldigung, das ist nicht meine Frau. Das ist eine Kurier-Redakteurin", kommentierte.