Der ganz normale Wahnsinn

Eine Hirnforscherin fand heraus, warum Teenager oft so mühsam sind.

Teenager können Erwachsene zur Verzweiflung bringen. Ihre Zimmer sind unaufgeräumt, das Wochenende haben sie wieder einmal trinkend mit Freunden verbracht, und ihre Eltern sind ihnen im besten Fall peinlich. Eine Erfahrung, die auch die amerikanische Neurowissenschaftlerin Frances Jensen, selbst Mutter zweier mittlerweile erwachsener Söhne, machen musste. Grund genug für sie, sich in ihren Arbeiten voll und ganz der Erforschung des Gehirns Heranwachsender zu widmen.

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Pubertät - Der ganz normale Wahnsinn

Das überraschende, für viele Eltern vermutlich tröstliche Ergebnis: Nicht Erziehung oder Hormone tragen die Hauptschuld am oft waghalsigen und rebellischen Verhalten. Das Gehirn der Teenager ist einfach noch nicht voll ausgereift.

Teil des Gehirns nicht mit Rest verbunden

Anders als bisher angenommen ist die Gehirnentwicklung nicht im Kindergartenalter, sondern erst mit Mitte 20 abgeschlossen. Der vordere Teil, der präfrontale Cortex, ist bei Teenagern noch nicht mit dem Rest des Gehirns verbunden, zeigten Jensens Forschungsergebnisse. Und ausgerechnet jenes Stückchen Hirn ist für das Urteilsvermögen, die Einschätzung von Risiken und die Impulskontrolle zuständig.

Teenager können daher auf der einen Seite sehr scharf denken, lassen sich aber andererseits immer wieder zu riskanten Unternehmungen hinreißen. "Jugendliche in diesem Alter sind vergleichbar mit einem Ferrari ohne Bremsen“, erklärte Frances Jensen einer Reporterin der Washington Post.

IQ kann sich noch ändern

Auch zum IQ lieferte Jensens Forschung neue Ergebnisse. Dieser sei nicht, wie bisher angenommen, bereits in der Kindheit festgelegt. Vielmehr könne er sich während der Pubertät noch ändern. Bei einem Drittel der Teenager stieg er an, bei einem Drittel blieb er gleich, beim Rest sank der IQ.

"Entscheidend für das restliche Leben ist daher, wie man sein Gehirn in den Teenagerjahren behandelt", sagt die Wissenschaftlerin. "Ein bereicherndes Umfeld, Engagement auch außerhalb der Schule und eine solide Ausbildung sind für Heranwachsende besonders wichtig."

"Ich persönlich habe immer versucht, mit meinen Kindern in Verbindung zu bleiben", rät Jensen allen Eltern pubertierender Kinder. "Wenn man sich von ihnen entfremdet, verliert man sie."

Frances Jensen: The Teenage Brain. Harper Verlag, $ 27,99

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