Prozess um Mordversuch an Wiener Polizisten

34-Jähriger soll in Tötungsabsicht mit Küchenmesser auf Beamte losgegangen sein

von

Die Staatsanwältin legte dem Mann zur Last, er wäre am 22. Oktober 2017 in einer Wohnung in der Ramperstorffergasse in Wien-Margareten mit einem gezückten Küchenmesser (Klingenlänge: 20 Zentimeter) in Tötungsabsicht auf die Polizisten losgegangen, um seine Festnahme zu verhindern. Die Beamten waren an die Adresse gerufen worden, weil der Mann die Wohnungstür eingetreten hatte.

Der 34-Jährige, der in London studiert hat und einen MBA-Abschluss vorweisen kann, dürfte zuletzt in Wien ohne Unterstand gewesen sein. Er kam gutswilligerweise in einer WG unter - der Pastor einer Kirche bot ihm übergangweise diese Bleibe an. Als er nicht mehr die Kirche des Pastors besuchte, hätte ihn dieser vor die Türe gesetzt, so die Darstellung des Angeklagten. In Wahrheit dürfte sich der 34-Jährige seinen beiden Mitbewohnern gegenüber unleidlich verhalten haben. Um den Mann loszuwerden, wurden schließlich die Schlösser ausgetauscht.

"Als ich ins Fitness-Studio gegangen bin, bin ich nachher nicht mehr in die Wohnung reingekommen. Aber meine Sachen waren noch drinnen. Ich habe drei Stunden gewartet. Niemand ist gekommen. Dann hab' ich gedacht, ich mach' die Wohnung auf", schilderte der Angeklagte. Die Mitbewohner, die sich offenbar vor dem aufgebrachten Mann versteckt hatten, riefen die Polizei.

Laut Polizeibericht war der Mann von Anfang an "aufbrausend und aggressiv". "Ich war nicht aggressiv. Ich bin nie aggressiv. Ich rede nicht ein Mal laut", hielt der 34-Jährige dem entgegen. Die Polizisten hätten sich aber ihm gegenüber "unfreundlich" und "arrogant" verhalten.

Die Beamten versuchten den unerwünschten 34-Jährigen zum Verlassen der Wohnung zu bringen und verlangten außerdem einen Ausweis. Die Situation eskalierte. Die Uniformierten - insgesamt waren vier Beamte im Einsatz - kündigten schließlich die Festnahme des Widerspenstigen nach dem Verwaltungsstrafgesetz an. Darauf griff der 34-Jährige nach einem Küchenmesser und soll körpernahe Schnitt- und Stichbewegungen in Richtung der Polizisten ausgeführt haben. Selbst ein Pfefferspray-Einsatz und ein Warnschuss, den eine Beamtin aus ihrer Dienstwaffe abgab, beeindruckten ihn wenig. Erst ein Einsatzkommando der beigezogenen Wega konnte den Rabiaten bändigen und überwältigen.

Er habe sich "gewehrt, weil ich keine Luft mehr zum Atmen hatte", erklärte der Angeklagte, weshalb er sich bewaffnet hätte. Ein Beamter hätte ihn mit einem Halsklammergriff zu Boden gezogen. Er sei keinesfalls in Verletzungsabsicht mit dem Messer auf die Polizei losgegangen: "Ich wollte ihnen sagen, dass ich eine Erklärung brauche. So einfach lasse ich mich nicht festnehmen. Ich denke, ich habe ein Recht, mit der Polizei zu reden."

Mit dem Urteil war nach 15.00 Uhr zu rechnen.

Kommentare