Prozess gegen A-Tec-Chef: Kovats steht wegen betrügerischer Krida vor Gericht

Angeklagte bekennen sich als nicht schuldig Bei Schuldspruch drohen bis zu zehn Jahre Haft

Am Wiener Landesgericht hat der Prozess gegen den Chef des heimischen Mischkonzerns A-Tec, Mirko Kovats, wegen des Verdachts auf betrügerische Krida begonnen. Am ersten Verhandlungstag wurden unter anderem die Beklagten Kovats und Franz M. angehört, am kommenden Mittwoch wird der Prozess fortgesetzt. Die Angeklagten, die allesamt anwesend waren, wiesen die Vorwürfe zurück und erklärten sich für nicht schuldig im Sinn der Anklage.

Prozess gegen A-Tec-Chef: Kovats steht wegen betrügerischer Krida vor Gericht

Vorsitzender in dem komplizierten Prozessgeschehen, in dem juristische Details das Bild dominieren, ist Wolfgang Fahrner. Staatsanwältin Gabriele Mucha hält Kovats und den beiden anderen Angeklagten vor, Gläubiger zweier in Konkurs geschickter Firmen vorsätzlich geschädigt zu haben. Die Kovats und dem Mitangeklagten Franz M. vorgeworfene Schadenssumme wurde von der Staatsanwaltschaft auf 392.000 Euro ausgeweitet. Im Fall einer rechtskräftigen Verurteilung drohen den Angeklagten bis zu zehn Jahre Haft.

Die Causa dreht sich um die damals pleite gegangene Diskothek "A2 Südpol" in der Shopping City Süd (SCS). Die Anklage wirft den Verantwortlichen der Errichtungsgesellschaft E&I Immobilien Development vor, der Betreibergesellschaft Mieten und Betriebskosten nicht in Rechnung gestellt und mit dem Konkurs der Besitzgesellschaft die SCS, die Erste Bank und eine Leasingfirma geschädigt zu haben.

Kovats und sein Geschäftspartner M. räumten ein, dass Teile der ausständigen Miete und Teile der Benützungsentgelte nicht fakturiert worden seien. Sie erklärten, dass die Betreibergesellschaft A2 Südpol im Auftrag der Besitzgesellschaft direkt an die Gläubiger gezahlt habe und dass sie selbst mit ihrem Privatgeld - gut 10 Mio. Schilling - eingesprungen seien, "um das Investment zu retten".

Ohne eigenes Verschulden gescheitert?
Das ganze Projekt sei ohne eigenes Verschulden gescheitert, vor allem deswegen, weil das UCI-Großkino in der SCS ein "Megaflop" gewesen sei, wie Kovats sagte. Versprochene behördliche Genehmigungen seien nicht erteilt worden, die Klimaanlage sei kaputt und die Heizung am Anfang überhaupt schon um Mitternacht abgedreht worden.

Bis zu seinem Abgang als Geschäftsführer der E&I Immobiliendevelopment Ende 1997 habe diese Gesellschaft gegenüber der SCS und der Leasingesellschaft keinerlei Zahlungsrückstände gehabt. Fakturen seien keine geschrieben worden, weil diese wegen des schlechten Geschäftsganges der Betreibergesellschaft ohnedies "nicht werthaltig" gewesen wären. Unter den Rechtsanwälten der Angeklagten befindet sich auch der frühere Justizminister Dieter Böhmdorfer.

Laut dem Gerichtssachverständigen Matthias Kopetzky war die Betreibergesellschaft A2 Südpol bereits Ende 1996 zahlungsunfähig - lange vor der tatsächlichen Anmeldung des Konkurses Mitte 1999. Dennoch wurde die A2 Südpol im Herbst 1997 als haftender Komplementär in die Besitzgesellschaft genommen - auf Wunsch der SCS, wie die Angeklagten sagten. Staatsanwältin Mucha wies auf die große Erfahrung hin, die die Angeklagten mit Unternehmensfunktionen hätten und sagte, dies sei nicht der "einzige Fall" einer Pleite, es sei im Laufe der Jahre zu "zahlreichen Konkursen" rund um die Angeklagten gekommen.

Gerichtlich unbescholten
Kovats und Franz M. selbst gelten gerichtlich als unbescholten, beide waren jedoch Ende der 90er-Jahre in einem Krida-Verfahren, in dem es ebenfalls um eine Disko-Pleite gegangen war, schon einmal vor Gericht gestanden.

Mit der börsenotierten A-Tec, deren Hauptaktionär und CEO Kovats heute ist, habe das ganze nichts zu tun, hatte der Industrielle am Freitag über eine PR-Agentur beteuert. Die A-Tec-Aktie selbst verhielt sich in einem schwachen Marktumfeld unauffällig und gab bis 14.00 Uhr um 1,75 Prozent auf 123,80 Euro ab.

Am Mittwoch wird der Prozess mit der Anhörung des dritten Angeklagten sowie des Masseverwalters der Pleitegesellchaften fortgesetzt. Die ursprünglich für Mittwoch geplante Urteilsverkündung dürfte freilich so schnell nicht zustande kommen. Richter Fahrner forderte die Beteiligten auf, sich auf allfällige Verhandlungstermine in der ersten Novemberwoche einstellen sollen.

(apa/red)