NS-Liederbuch: Künstlerinitiative
mit Jelinek verurteilt Germania

"Neo-nationalsozialistische Propaganda"

Eine prominent besetzte Künstler-Initiative verurteilt das die Holocaust-Opfer verspottende und rassistische Liederbuch der Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt scharf. Die Verse verherrlichten den Massenmord und "rufen zum Massenmord auf", heißt es in einer unter anderem von Nobelpreis-Trägerin Elfriede Jelinek getragenen Erklärung.

von Karl Markovics © Bild: APA/Pfarrhofer

Das Liedbuch der Burschenschaft, der bis vor kurzem auch der niederösterreichische FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer angehört hat, enthält in Anspielung auf die Ermordung von rund sechs Millionen Juden im "Dritten Reich" etwa die Textzeile: "Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million."

"Sind Verhetzung"

Die Künstlerinitiative schreibt dazu, es gebe keine harmlose Begründung, die die Existenz solcher Lieder in einem Studentenliederbuch erklären könnte: "Literarisch-musikalische Werke wie die der Germania verstoßen nicht nur gegen das Wiederbetätigungsverbot, sie sind Verhetzung."

Lieder und Verse wie die der Germania verfolgten keinerlei künstlerische Absicht, sie dienten allein dem ideologischen Zweck der Wiederbelebung und Durchsetzung nationalsozialistischen Gedankenguts, schreibt die Künstler-Initiative und urteilt abschließend: "Sie sind neo-nationalsozialistische Propaganda."

Mehr als 100 Künstler unterschrieben

Unterfertigt ist das Schreiben von mehr als 100 Künstlern, unter ihnen etwa Erni Mangold, Karl Markovics, Erwin Wurm, Peter Weibel, Peter Rosei, Arno Geiger, Franzobel, Michael Heltau, Paulus Hochgatterer, Michael Köhlmeier und Hubert von Goisern.

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