Erwin Pröll: "Heftige
Verwerfungen" mit Kurz

Bis zu seinem Rückzug aus der Politik im April 2017 gehörte der ehemalige niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll zu den Granden innerhalb der ÖVP. Nun gesteht er "heftige Verwerfungen" mit Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz ein.

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Ex-Landeschef packt aus - Erwin Pröll: "Heftige
Verwerfungen" mit Kurz

Im Jänner 2018 zeigten sich Bundeskanzler Sebastian Kurz und Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll in trauter Einigkeit beim Wahlkampfauftakt der ÖVP Niederösterreich. So innig, wie es hier den Anschein macht, ist die Beziehung inzwischen offenbar aber nicht mehr.

Am Sonntag trat Erwin Pröll zusammen mit Peter Turrini, mit dem er das Buch "Zwei Lebenswege. Eine Debatte" veröffentlicht hat, im Theater in der Josefstadt auf. Wie die "Kleine Zeitung" berichtet, sprach Erwin Pröll dabei unter anderem auch von seinem teils angespannten Verhältnis zu Bundeskanzler Sebastian Kurz. Es habe "heftige Verwerfungen" gegeben, erklärte Pröll.

»Es gibt nur eine Instanz, der ich mich verpflichtet fühle: Das ist mein Gewissen«

Unter anderem missfiel Pröll Kurz' Umgang mit der Liederbuchaffäre um FPÖ-Politiker Udo Landbauer. Er forderte den Kanzler damals auf, eine öffentliche Stellungnahme abzugeben. Dieser erklärte dem ehemaligen Landeshauptmann anschließend in einem Telefonat, dass er sich künftig mit Äußerungen in der Öffentlichkeit zurückhalten solle. Doch Pröll lehnte ab, denn: "Es gibt nur eine Instanz, der ich mich verpflichtet fühle: Das ist mein Gewissen."

Funkstille zwischen Pröll und Kurz

Danach habe ein halbes Jahr Funkstille zwischen ihm und dem Kanzler geherrscht, berichtet Pröll. Bei einem "klärenden Mittagessen" wurde schließlich aber wieder eine Gesprächsbasis gefunden. Doch diese wurde Anfang des Jahres erneut auf die Probe gestellt, als die FPÖ die Caritas attackierte. Hier meinte Pröll zu Kurz: "Es geht nicht, dass du schweigst. Das kann man nicht durch Schweigen wegbringen. Mit einer solchen Institution geht man nicht so um." Diesmal reagierte der Kanzler und bezog nach einigen Tagen doch noch Stellung zur Causa.

»Eines der größten politischen Talente«

Sebastian Kurz sei für ihn "eines der größten politischen Talente", erklärt Erwin Pröll, er halte es aber wie Andreas Maurer, einem seiner Vorgänger als niederösterreichischer Landeshauptmann, der meinte: "Talent ist ungemein wichtig, aber du brauchst auch Erfahrung, um ein guter Politiker zu sein." Sorge bereitet Pröll auch der Populismus, denn: "Populisten schüren den Nationalismus, der Nationalismus führt zu kriegerischen Auseinandersetzungen."