Krank auf Kasse

Privat versichern: Was es bringt, wie viel es kostet und wie Sie Prämien sparen können

von Private Krankenversicherung - Krank auf Kasse © Bild: Corbis

Die private Krankenversicherung boomt: Bereits 2,8 Millionen Österreicher haben sich privat einen Zugang zur Sonderklasse im Krankenhaus und zu ihrem Wahlarzt gesichert. Doch nicht für jeden ist das Ticket in die erste Klasse leistbar. "Private Krankenversicherungen sind sehr teuer, um nicht zu sagen Luxus", so Versicherungsexperte Walter Hager vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Umso wichtiger ist es, sich vor Vertragsabschluss genau zu überlegen, was man unbedingt versichert haben will.

Die passenden Bausteine
Wer auf Hektik und lange Wartezeiten verzichten möchte, im Spital Wert auf Privatsphäre legt und ambulante Leistungen beim Privatarzt in Anspruch nehmen will, ist mit den von NEWS (Ausgabe 11/2012) recherchierten Rundum-Paketen gut beraten. Für alle, die auf den Besuch beim Wahlarzt verzichten können, reicht ein Sonderklasse-Tarif für das Krankenhaus. Den Baustein "Krankenhaus-Taggeld" kann man als Angestellter oder Beamter sparen, denn das Gehalt läuft ohnehin weiter.

Wer viel unterwegs ist, sollte aber über den Einschluss einer Reisekrankenversicherung nachdenken, die bereits um wenige Euro Aufpreis zu haben ist. Ein Zahnarzt-Tarif macht nur Sinn, wenn die Zähne noch gesund sind – etwa bei Kindern. Die Prämien dafür sind sehr teuer, und die Kosten werden oft nur teilweise und bis zu bestimmten jährlichen Höchstgrenzen übernommen.

Bei Wellness- und Fitness-Bausteinen lohnt es sich, das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu hinterfragen. Alle Versicherer bieten diese großen Bausteine an. Doch der Unterschied liegt im Detail. So beinhalten manche Krankenhaustarife, etwa bei Uniqa und Merkur, auch fachärztliche Leistungen. "Medikamente oder Physiotherapie werden aber ausgeschlossen, da benötigt man die üblichen Facharzttarife", so Versicherungsmakler Werner Widauer von winsurance.

Gesund mit Bachblüten
Gerade diese ambulanten Fach- oder Privatarzttarife beinhalten auch Leistungen im alternativmedizinischen Bereich, die durch die gesetzliche Krankenversicherung in der Regel nicht gedeckt sind. Ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Eine von der Donau Versicherung durchgeführte Umfrage zeigt, dass 84 Prozent der Österreicher alternativmedizinische Leistungen in Anspruch nehmen würden, wenn sie durch die Versicherung gedeckt wären.

Diesem Trend folgen auch die Assekuranzen. "Der ambulante Bereich wird immer stärker nachgefragt. Neben dem Kostenersatz für Wahlärzte kommen besonders die Physiotherapie und komplementäre Heilmethoden bei den Kunden gut an", so Hartwig Löger, CEO von Uniqa Österreich. Allianz-Vorstand Manfred Baumgartl bestätigt diese Entwicklung: "Es gibt eine eindeutige Tendenz vieler Kunden zur Alternativ- bzw. Ganzheitsmedizin."

Auch Franz Kosyna, Generaldirektor der Donau Versicherung, ist überzeugt: "Unsere Extras im Bereich der Alternativmedizin sind ein wichtiges Argument im Verkauf." Dabei kann sich das Angebotsspektrum der Versicherer sehen lassen. Es reicht von Homöopathie und Akupunktur bis hin zu ayurvedischer Medizin, Massagen oder Kneipptherapien. Manche Anbieter, wie zum Beispiel die Merkur Versicherung, übernehmen auch die Kosten für Physio- und Psychotherapien, Heilbehelfe wie Brillen oder auch Impfstoffe.

Vorsicht: Die Versicherungen zahlen nur, wenn die Behandlung durch einen zur selbständigen Berufsausübung berechtigten Arzt erfolgt. Und auch hier gibt es wie beim Zahntarif ein Jahreslimit, das je nach Versicherer und Tarif zwischen einigen Hundert und mehreren Tausend Euro liegt.

Gut vorgesorgt
Neben Sonderklasse im Spital, Privatärzten und alternativmedizinischen Behandlungen spielt auch die Gesundheitsvorsorge für viele eine große Rolle. Bei der Generali sind deshalb zwei medizinische Vorsorgeuntersuchungen pro Jahr in der Polizze enthalten. "Diese können zur Früherkennung von Krebs, aber auch von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Stoffwechsels in Anspruch genommen werden", erklärt Vorstand Peter Thirring.

Auch bei der Wiener Städtischen wirbt man mit einem Wellness- und Gesundheitsbaustein, bei dem Präventionsuntersuchungen inkludiert sind. Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung: "Patienten suchen nach Vorsorgemodellen, die ihrem Gesundheitsbedarf gerecht werden."

Prämie sparen
Der Abschluss einer Krankenversicherung sollte wohlüberlegt sein. "Diese Versicherungen sind Luxus, und man sollte nur einen Tarif wählen, den man sich auch langfristig leisten kann", empfiehlt VKI-Experte Hager. Zudem werden die Prämien jährlich angepasst, und die Steigerungsraten betragen mindestens vier Prozent pro Jahr. Wer aber bei den Polizzen sparen will, sollte zum Beispiel einen Krankenhaustarif mit Selbstbehalt wählen. Das bringt Einsparungen zwischen 30 und 60 Prozent. So ist man zwar bei schweren Erkrankungen gut versorgt, muss dafür aber bei kleineren Gebrechen etwas beisteuern oder mit der zweiten Klasse vorliebnehmen.

Übrigens: Nach einem Unfall wird der Selbstbehalt nicht fällig. Auch die Mitversicherung von Familienmitgliedern bringt Rabatte von fünf bis zehn Prozent. Sinnvoll und budgetsparend sind auch Tarife mit Prämienrückerstattung: Nimmt man die Versicherung für ein oder zwei Jahre nicht in Anspruch, bekommt man bei manchen Anbietern einen Teil der Prämie wieder erstattet.

Nur für Gesunde
Generell gilt: Je jünger und gesünder man ist, umso günstiger ist die Prämie. Grundsätzlich muss jeder Kunde vor Vertragsabschluss einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen. "Dabei sollte man keinesfalls schummeln, sonst kann es passieren, dass die Versicherung im Schadensfall nicht zahlt", so Experte Hager. Bereits erkrankte Personen bekommen häufig keinen Vertrag – oder die Prämien fallen abschreckend hoch aus.

Hat man sich für eine Zusatzkrankenversicherung entschieden, sollte man sie auch unbedingt in Anspruch nehmen. Reichen Sie anfallende Rechnungen sofort ein – schließlich sollen sich die hohen Prämien lohnen.