Johann Gudenus: Hoffnungsträger in Polit-Pension

Der Ex-FPÖ-Politiker Johann Gudenus stammt aus einem niederösterreichischen Grafengeschlecht und kannte die Freiheitliche Partei schon seit Kindertagen. Der Aufstieg und Fall eines freiheitlichen Politikers.

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Porträt - Johann Gudenus: Hoffnungsträger in Polit-Pension
  • Name: Johann Baptist Björn Gudenus
  • Geboren: 20. Juli 1976 in Wien
  • Sternzeichen: Krebs
  • Alter: 43
  • Ausbildung: Magister der Rechtswissenschaften, Master of Advanced International Studies an der Diplomatischen Akademie
  • Karriere: 2005-2015 Abgeordneter zum Wiener Landtag
  • 2010 bis 2015 Klubobmann
  • 2015-2017 Vizebürgermeister in Wien
  • Seit 2017 Abgeordneter zum Nationalrat und geschäftsführender Klubobmann der FPÖ
  • Familienstand: verheiratet mit Tajana Gudenus
  • Kinder: 2 (aus zwei unterschiedlichen Verbindungen)
© FPÖ

Familiär vorgeprägter Vollblutpolitiker

Am 20. Juli 2019 feiert Johann Gudenus seinen 43. Geburtstag und muss sein Leben völlig neu ordnen. Er war stets als möglicher Nachfolger von Heinz-Christian Strache im Gespräch. Doch das verhängnisvolle Alkohol-Gelage auf Ibiza kostete nicht nur dem FPÖ-Chef, sondern auch seinem (geschäftsführenden) Klubobmann die Karriere.

Dabei galt Johann Baptist Björn Gudenus, der aus einer Politiker-Familie stammt, als Hoffnungsträger. Anders als seine Brüder interessierte er sich bereits früh für die Politik seines Vaters. Sein inzwischen verstorbener Vater saß für die FPÖ im Bundes- und Nationalrat und war dort für Aussagen bekannt, die viele irritierten.

Seine markanten Sprüche

Zum liberalen Flügel der FPÖ ist auch Sohn Johann, der ein Jus-Studium und die Diplomatische Akademie absolvierte, nicht zu zählen. Das Mitglied der schlagenden Burschenschaft Vandalia ist des öfteren mit markigen Sprüchen aufgefallen, die Bundespräsident Alexander Van der Bellen sogar zu einem prophylaktischen Veto gegen eine allfällige Regierungstätigkeit motivierten. Etwa dass der langjährige Obmann des Rings freiheitlicher Jugend für "Asylbetrüger" den "Knüppel aus dem Sack" gefordert hatte, war dem Staatsoberhaupt eindeutig zu viel.

Dabei sollte der aus einer Grafenfamilie stammende Gudenus gutes Benehmen gelernt haben. Nach der Matura im Wiener Privatgymnasium Theresianum studierte er Jus mit Abschluss und absolvierte auch die Diplomatische Akademie erfolgreich. Studienaufenthalte führten Gudenus wiederholt nach Russland. Die Landessprache beherrscht er perfekt, was sich für freiheitliche Beziehungen nach Moskau nutzen ließ.

Seine Russland-Verbindung

Gudenus war schon als Wahlbeobachter in Russland unterwegs, wo ihm die Wahlen laut eigener Aussage besser gefallen hatten als jene im Europaparlament. Beim umstrittenen Krim-Referendum war er ebenfalls als Beobachter unterwegs - auch hier habe er keine Unregelmäßigkeiten feststellen können, meinte er nachher. Ebenfalls mehr als umstritten war ein Besuch von Gudenus beim tschetschenischen Diktator Ramsan Kadyrow.

Privates Glück

Privat ist Gudenus dagegen mehr Serbien zugeneigt. Der 43-Jährige ist mit der bosnisch-serbischstämmige Tajana Tajcic verheiratet. Die kirchliche Hochzeit erfolgte damals nach orthodoxem Ritus.

Aber zurück zur Politik: Ein innenpolitisches Bein hatte der leidenschaftliche Außenpolitiker Gudenus freilich auch. Von 2010 bis 2015 fungierte er als Klubobmann der Freiheitlichen im Wiener Landtag, im Anschluss zwei Jahre als Vizebürgermeister. Da er dort im wesentlichen keine Agenden hatte, war der Wechsel nach der 2017er-Wahl in den Nationalrat ein Aufstieg. Dort gab er an der Seite von Walter Rosenkranz den geschäftsführenden Klubobmann, ging neben dem eigentlich Fraktionschef aber eher unter. Immer wieder parteiintern überlegt wurde, Gudenus als Spitzenkandidat in die Wien-Wahl im kommenden Jahr zu schicken.

Ibiza-Affäre wird zum politischen Erdbeben

Dann der Paukenschlag seiner sonst so erfolgreichen Karriere. Im Mai 2019 taucht ein heimlich gefilmtes Video, in dem FPÖ-Chef Strache und Klubobmann Johann Gudenus im Juli 2017 mit einer vermeintlichen russischen Investorin in Ibiza über Staatsaufträge für millionenschwere Spenden sprechen, ebenso von einer Übernahme der "Kronen-Zeitung" und von der Privatisierung des Wassers, auf. Noch am selben Abend finden Gespräch mit dem damaligen Kanzler Sebastian Kurz und Strache statt, man einigt sich darauf, dass Strache und Gudenus zurücktreten. Auch und die türkis-blaue Regierung wurde in weiterer Folge aufgelöst.

Gerichts-Prozess

Nach den folgenschweren Ereignissen betonte Gudenus, selbst kein Lockvogel gewesen zu sein. Inzwischen hat er mit einem Gerichtsverfahren zu kämpfen. Während seiner Abgeordnetentätigkeit durfte er nicht strafrechtlich verfolgt werden, nun muss er seine "Altlasten" aufarbeiten.

Rechtsstreit geht weiter

Der für Integration zuständige Wiener Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) war mit einer Klage gegen den - nach der Ibiza-Affäre zurückgetretenen - ehemaligen FPÖ-Klubchef Johann Gudenus erfolgreich. Dieser hatte 2018 in einem Facebook-Posting behauptet, dass Wien in nur drei Monaten Hunderten Muslimen die Staatsbürgerschaft verliehen habe. Dies muss Gudenus nun widerrufen. Doch der zeigt sich nicht geschlagen und geht in die nächste Instanz.

Familie steht an erster Stelle

Trotz der turbulenten Zeit, die der frühere FPÖ-Klubobmann durchmacht, liegt seine ungeteilte Aufmerksamkeit bei seiner Familie. Er und seine Frau Tajana erwarten ihr zweites gemeinsames Kind. Sie ist aktuell in der 30 Schwangerschaftswoche und teilte der Öffentlichkeit mit, dass sie immer zu ihrem Johann stehen wird. Besonders schöne Worte gab es zum Vatertag im Juni: "Danke für deine Liebe, deine Aufrichtigkeit und deine Standhaftigkeit. Danke auch dafür, dass du so ein geduldiger und liebevoller Papa bist."